"Lebendes Fossil"

Ausgestorben geglaubten Frosch wiederentdeckt

Wissenschaft
05.06.2013 13:45
Ein ausgestorben geglaubter Frosch ist nach fast 60 Jahren wieder aufgetaucht: Forscher haben den Hula-Frosch in Israel wiederentdeckt. Das Tier sei zudem eine biologische Sensation, weil es sich als ein echtes lebendes Fossil herausstellte, das keine direkten Verwandten unter den heute lebenden Fröschen besitzt, teilte die Technische Universität Braunschweig am Mittwoch mit.

Als eine Naturschutz-Kommission im Jahr 1996 den Status des israelischen Hula-Frosches untersuchte, stand bald fest: Der Lebensraums der Art ist weitgehend durch die Intensivierung der Landwirtschaft zerstört, seit 1955 ist kein einziges Tier mehr beobachtet worden. Die Art wurde daher - als eine der ersten Amphibienarten überhaupt - offiziell als ausgestorben deklariert.

Mehrer Exemplare in Schutzgebiet gefunden
Doch jetzt, nach langjährigen Maßnahmen zur Wiederherstellung von Teilen des ursprünglichen Lebensraums des Hula-Frosches in Israel - nahe der Grenze zu Syrien und dem Libanon - wurden erstmals wieder mehrere Exemplare in einem wiederbewässerten Schutzgebiet entdeckt, berichten israelische, französische und deutsche Wissenschaftler im renommierten Fachjournal "Nature Communications". 

"Diese Wiederentdeckung hat Biologen auf der ganzen Welt begeistert, denn es zeigt, dass sich Naturschutz selbst in scheinbar hoffnungslosen Fällen auszahlen kann", so der an der Studie beteiligte Amphibienspezialist und Evolutionsbiologe Miguel Vences von der Technischen Universität Braunschweig.

Frosch hat 60 Jahre unentdeckt überlebt
Sarig Gafny von der israelischen Ruppin Universität, der die wiederentdeckten Frösche in ihrem Lebensraum untersuchte, ergänzt: "Es ist unglaublich, dass diese Amphibienart seit über 60 Jahren in dieser intensiv untersuchten Region unentdeckt überlebt hat. Vielleicht kann dieser israelische Frosch zum Trendsetter werden - möglicherweise haben auch Amphibien in anderen Winkeln der Erde überlebt, die wir bereits als ausgestorben ansehen."

Durch die neuen Funde wurde auch erstmals eine nähere wissenschaftliche Betrachtung dieser rätselhaften Tierart möglich, denn bis dahin waren überhaupt nur drei Exemplare jemals gefangen worden. Dies führte zu der nächsten Überraschung: Der Hula-Frosch unterscheidet sich deutlich von seinen vermuteten westeuropäischen und nordafrikanischen Verwandten, den sogenannten Scheibenzünglern. Stattdessen ist der stattliche, bis zu neun Zentimeter große Hula-Frosch nahe mit der seit etwa einer Million Jahren ausgestorbenen Froschgattung namens Latonia verwandt.

Die Paläontologin Rebecca Biton von der Universität Jerusalem untersuchte die Skelette des Hula-Frosches gemeinsam mit ihren französischen Kollegen Salvador Bailon und Renaud Boistel und verglich sie mit Jahrmillionen alten Fossilien aus ganz Europa. "Es war faszinierend zu entdecken, dass der Hula-Frosch in einer ganzen Reihe von Merkmalen genau mit diesen Fossilien der Latonia-Riesenfrösche übereinstimmt und somit eindeutig zu dieser Gattung gehört."

Frosch ist uraltes lebendes Fossil
Dass es sich bei dem Hula-Frosch um ein uraltes lebendes Fossil handelt, wird auch durch molekulargenetische Daten gestützt, die Vences in Braunschweig auswertete: "Angesichts der großen genetischen Unterschiede ist es klar, dass sich der Hula Frosch vor mindestens 19 Millionen Jahren von seinen nächsten, heute lebenden Verwandten getrennt hat."

Umso wichtiger wird es nun sein, weitere Daten zu sammeln und den winzigen bekannten Lebensraum des Hula-Frosches zu schützen. "Eine Wiederbewässerung von größeren Teilen des Hula-Tales wäre eine wichtige Maßnahme, um die Population dieser und anderer seltener Arten zu schützen", so Eli Geffen von der Universität Tel Aviv, der die Arbeiten über den Hula-Frosch koordiniert.

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