Knapper Sieg

Venezuela: Chavez’ Kronprinz Maduro gewinnt Wahl

Ausland
15.04.2013 07:14
Überraschend knapper Wahlsieg für den Kronprinzen von Hugo Chavez in Venezuela: Der Interimspräsident und Wunschnachfolger des im März verstorbenen "Comandante", Nicolas Maduro (Bild), hat bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag nach Angaben der Wahlbehörde 50,66 Prozent der Stimmen erhalten, der Oppositionskandidat Henrique Capriles kam auf 49,07 Prozent. Er erkennt den Sieg seines Kontrahenten nicht an. Es habe zahlreiche Unregelmäßigkeiten gegeben, so der Vorwurf der Opposition.

"Dies sind unbestreitbare Ergebnisse, die das Volk bestimmt hat", sagte Tibisay Lucena, Chefin der Wahlbehörde, bei einer Pressekonferenz. Die Wahlbeteiligung lag bei 79 Prozent und damit nur knapp unter dem Rekordwert von 80 Prozent bei der Wahl im vergangenen Herbst, bei der Chavez den dritten Sieg in Folge errungen hatte.

"Heute können wir sagen, dass wir einen fairen Wahlsieg erreicht haben", erklärte Maduro nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Sein Sieg fiel allerdings deutlich knapper aus als erwartet. In Umfragen vor der Wahl hatte der 50-Jährige einen zweistelligen Vorsprung gehabt. Seine Anhänger hatten seinen Sieg am Sonntagabend in der Hauptstadt Caracas bereits vor der offiziellen Verkündung des Wahlergebnisses gefeiert. Direkt nach der Wahl zeigte sich Maduro staatsmännisch. "Ich rufe das bolivarische Volk zum Frieden auf. Ich lade alle, die uns nicht gewählt haben, ein, mit uns zu arbeiten."

Capriles erkennt Maduro-Sieg nicht an
Die Opposition konnte ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl im Oktober 2012 zwar deutlich um rund fünf Prozentpunkte verbessern. Zum Machtwechsel reichte es aber erneut nicht aus. Weniger als zwei Prozentpunkte oder rund 235.000 Stimmen trennten den 40-jährigen Oppositionskandidaten Henrique Capriles vom Einzug in den Präsidentenpalast. Capriles erkennt die Niederlage allerdings nicht an. "Der heutige Verlierer sind Sie", sagte er an die Adresse des offiziellen Wahlsiegers Maduro gerichtet.

Nach dem denkbar knappen Ausgang des Votums forderte der Oppositionskandidat eine Neuauszählung der Stimmen. Es habe zahlreiche Unregelmäßigkeiten gegeben. Deshalb werde die Opposition die Ergebnisse der Wahlbehörde nicht anerkennen. Der Regierungskandidat Maduro habe die Wahl ganz klar verloren. Nun müsse jede Stimme erneut ausgezählt werden. In einigen Stadtvierteln von Caracas zogen wütende Bürger auf die Straßen und hämmerten mit Löffeln auf Kochtöpfe, um ihren Unmut über das offizielle Wahlergebnis kundzutun.

Die Opposition hatte bereits während des Wahlverlaufes am Sonntag Unregelmäßigkeiten kritisiert und Videos ins Internet gestellt. Darauf war zu erkennen, wie ein Wahlhelfer im roten Hemd eine Frau bis in die Wahlurne begleitet und dort wartete, bis die Wählerin den Stimmzettel ausgefüllt hatte.

Venezuela tief gespalten
Der Urnengang war nach dem Tod von Präsident Hugo Chavez am 5. März nötig geworden (siehe Infobox). Chavez hatte Maduro zu seinem Wunschnachfolger erklärt. Das Ergebnis am Wahlsonntag macht allerdings deutlich: Venezuela ist tief gespalten. Knapp die Hälfte der Wähler stimmte nicht für die Revolution und den von Chavez propagierten "Sozialismus des 21. Jahrhunderts", sondern eben für einen Kurswechsel. Der Chavismus stößt beim Wahlvolk offenbar an seine Grenzen.

Der 50-jährige Maduro war einer der engsten Weggefährten von Chavez. Von 2006 bis 2012 war er Außenminister, dann Vizepräsident und nach dem Tod von Chavez Interimspräsident. Der Gewerkschafter und frühere Busfahrer tritt ein schwieriges Erbe an. Zwar verfügt Venezuela über eine der weltweit größten Erdölreserven, doch hat das Land auch mit einer hohen Inflationsrate von über 20 Prozent und einer zum Teil maroden Infrastruktur zu kämpfen.

Gemischte Gefühle im Ausland
Im Ausland dürfte der Wahlausgang mit gemischten Gefühlen aufgenommen werden. Während die engsten Verbündeten Venezuelas in Lateinamerika - Kuba, Bolivien, Ecuador, Nicaragua - nicht zuletzt wegen der geleisteten Petro-Dollar-Hilfe des OPEC-Landes Venezuela aufatmeten, wird der Wahlsieg in Washington wohl eher nüchtern zu Kenntnis genommen werden. Auch unter dem neuen "Comandante" wird Venezuela im Schulterschluss mit Kuba weiter zu den stärksten Gegenpolen und Kritikern der USA in Lateinamerika gehören.

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