Abschied eines Stars

Auch Thiems Auftreten war einer Größe würdig

Tennis
22.10.2024 14:31

Mit Dominic Thiem beendet einer von Österreichs größten Sportlern aller Zeiten seine Karriere, alterstechnisch noch fast im Zenit eines Tennisspielers. Man kann darüber grübeln, was er noch hätte gewinnen können oder einfach seinen Erfolgen applaudieren. 

Es mutet schon etwas komisch wie auch traurig an. Lange Jahre war Dominic Thiem bei den French Open als Thronerbe von Rafael Nadal gehandelt worden. Nun beendet der Österreicher seine Karriere sogar einen Monat vor dem sieben Jahre älteren Spanier, mit nur 31 Lenzen.

Das ist in der heutigen Zeit, in der viele Topspieler bis in die späten 30er als Profis aktiv sind, eher die Ausnahme, natürlich der verhängnisvollen Handgelenksverletzung geschuldet, von der Thiem sich nie wieder erholte. Freilich ist Dominic auch kein Einzelfall.

Robin Söderling trat nach langer Erkrankung ebenfalls mit 31 zurück, Juan-Martin del Potro bestritt nach seinem 30. Geburtstag noch 19 Partien. Auch beim Argentinier lag es am Handgelenk. Wie dieser konnte auch Thiem selbst die „Großen Drei“ Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic das Fürchten lehren, beiden hätte man bei besserer Gesundheit noch mehr als den einen Grand Slam zugetraut.

Der emotionalste Moment war der US-Open-Titel 2020.
Der emotionalste Moment war der US-Open-Titel 2020.(Bild: APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/AL BELLO)

Dem kann man nachtrauern, man kann aber einfach auch den großartigen Erfolgen applaudieren, die Thiem ohnehin hatte. Ein Grand-Slam-Titel, drei Finals, ein Masters-Titel, insgesamt 17 ATP-Trophäen und das in einer Weltsportart. Er ist neben Andy Murray einer von nur zwei Spielern, der gegen jeden der „Großen Drei“ zumindest fünf Matches gewinnen konnte. Thiem ist fraglos einer der größten Athleten, den Österreich je hatte. International wurde das restlos anerkannt, während manchmal der Eindruck entstand, dass viele hierzulande den Wert dieser Leistungen nicht gänzlich erfassten.

Nicht nur diese wurden weltweit zurecht gewürdigt. Seine spektakuläre Spielweise mit der gewaltigen Vorhand und der wunderschönen einhändigen Raketen-Rückhand brachte ihm ebenso viele Bewunderer wie sein Auftreten. Zwar schimpfte Dominic viel mit sich selbst, zerhackte auch den ein oder anderen Schläger, war jedoch ansonsten ein nahezu vollendeter Sportsmann. Stets bescheiden bei Erfolgen, respektvoll bei Niederlagen, höflich im Umgang mit anderen. Das war wohl auch seinem langjährigen Trainer Günter Bresnik geschuldet.

Seine Rückhand hatte viele Bewunderer.
Seine Rückhand hatte viele Bewunderer.(Bild: APA/AFP/WILLIAM WEST)

Letztlich muss man respektieren, dass Thiem selbst einfach nicht mehr spielen will. In den letzten Jahren erweckte er den Eindruck, dass mehr als noch die Handgelenksverletzung die fehlende Motivation ihn daran hinderte, den Weg zurück an die Spitze zu finden, sein Karriereende letztlich beschleunigte. Er selbst erklärte, dass er in seiner sportlichen Laufbahn keinen verpassten Momenten nachtrauere.

Hingegen war bekannt, dass Thiem den Alltag eines Tennisprofis und auch das Rampenlicht nicht unbedingt mochte. Nun kann er diesen endlich mehr nach seinem Geschmack gestalten, anderen Interessen nachgehen, ein Leben in Ruhe genießen. Nach fast 30 Jahren, in denen er alles dem Tennis unterordnete, hat er sich freilich noch mehr erarbeitet, hat er sich dieses Recht mehr als verdient.

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