Berührung verboten

Ahmadinejad tröstet Chavez-Mutter: Iran empört

Ausland
12.03.2013 09:50
Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad ist in seiner Heimat unter Druck geraten, weil er die Mutter von Venezuelas verstorbenem Staatschef Hugo Chavez auf dessen Begräbnis umarmt hat. Ein Foto der Nachrichtenagentur Associated Press zeigt die innige Szene auf der Trauerfeier. Bei strenger Auslegung der islamischen Gesetze dürfen Männer fremde Frauen jedoch nicht berühren. Kritik gab es auch, weil Ahmadinejad für das Begräbnis eine wichtige Budget-Sitzung sausen ließ.

Ahmadinejad hatte nach Chavez' Tod Staatstrauer im Iran ausgerufen. Der Verstorbene sei ein "mutiger, weiser, revolutionärer Führer", sagte Ahmadinejad. In Venezuela verlieh er seiner Trauer auf theatralische Weise Ausdruck, kniete vor Chavez' Sarg nieder, küsste die venezolanische Flagge - und tröstete schließlich Elena Frias de Chavez, die trauernde Mutter, wie der "Spiegel" berichtet.

Ein Foto der Szene zeigt, wie Ahmadinejad die Hand der Frau hält, ihre Gesichter berühren sich offenbar. Das entsetzt konservative Kreise im Iran, berichtet die BBC. Muslimische Männer dürfen nämlich keine Frauen außer ihren Familienangehörigen berühren. Strenggläubige Kleriker sprachen von einer Sünde und rügten den Staatschef, der sich als Präsident eines islamischen Staats unangemessen verhalten habe.

Ahmadinejad: "Gab kein Händeschütteln"
Ahmadinejad will davon nichts wissen und behauptet, das Foto sei nicht echt, berichtet die BBC weiter. "Entweder ist es gefälscht worden oder von einem Winkel aufgenommen, der zu beweisen scheint, dass sie sich berührt haben. Aber es gab kein Händeschütteln", sagte ein Berater des Präsidenten. Ahmadinejads Anhänger sprachen von einer "Schmierenkampagne".

Dem 56-Jährigen droht nach seinem Besuch von Chavez' Beerdigung aber auch aus einem anderen Grund Ungemach: Parlamentsabgeordnete in der Hauptstadt Teheran kritisierten den Präsidenten, weil er durch die Reise nach Venezuela eine wichtige Parlamentssitzung über das kommende Budget verpasst hatte. "Was ist wichtiger: Tränen für Venezuela zu vergießen oder für sein eigenes Land und die Menschen?", fragte der Abgeordnete Gholam-Ali Dschafarsadeh laut der Nachrichtenagentur Mehr.

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