„Wir sind Augenzeugen und keine Kämpfer“. Die ehemalige Kriegsberichterstatterin Antonia Rados wurde am Donnerstag mit dem hoch dotierten Hugo-Portisch-Preis für ihr Lebenswerk geehrt.
Sie war vier Jahrzehnte lang inmitten dessen, wo keiner sein will und benannte Dinge, die keiner sehen will. Krieg- und Krisenberichterstatterin Antonia Rados brachte bis zu ihrem Pensionsanstritt 2022 die Brennpunkte der Welt in die heimischen Wohnzimmer. „Kärnten ist wohl das perfekte Pensionsland. Daher werde ich sicher in Zukunft mehr dorthin fahren. Der Druck ist nun ja weg. Meine kugelsichere Weste habe ich abgegeben“, sagte sie zu ihrem TV-Abschied.
Nach ihrem Studium der Politikwissenschaft in Paris und Salzburg arbeitete die Klagenfurterin 1978 bis 1991 beim ORF als Korrespondentin unter anderem in Chile, Südafrika, Somalia und im Iran. Der WDR folgte, 1995 wechselte sie zu RTL. Nach einem kurzen Ausflug im Jahr 2008 zum ZDF, kehrte die Journalistin zum Kölner Privatsender zurück, dem sie bis zuletzt treu blieb.
Nie ihre Meinung sagend, nie reißerisch lautete das Motto für ihr Anliegen „die Wirklichkeiten abzubilden, alle Seiten anzuhören und Abstand einzuhalten.“ So habe sie ihre Arbeit gelernt, erklärte sie in einem von vielen Abschiedsinterviews im Vorjahr. „Wir sind Augenzeugen, keine Kämpfer“, so die Journalistin über ihre Berufung. Wobei es nicht immer einfach sei, die Ansprüche an die eigene Arbeit einzuhalten. „In Krisen- und Kriegsgebieten muss man ständig gegen die eigenen Gefühle kämpfen. Weil man zuerst einmal ein Mensch ist und Dinge sieht, die einen sehr berühren. Leid, Tod, Gewalt.“ Rados lieferte Reportagen aus Ländern wie dem Irak, Somalia, Afghanistan sowie zuletzt der Ukraine und erlangte mit ihren TV-Auftritten und Reportagen Bekanntheit weit über die deutschsprachigen Grenzen hinaus.
Im März 2011 interviewte Rados etwa Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi und berichtete über den dortigen Bürgerkrieg. Für ihr Lebenswerk wurde die 73-jährige Donnerstagabend mit dem 40.000 Euro dotierten Hugo Portisch Preis ausgezeichnet. Rados hat journalistische Meilensteine gesetzt, wie die internationale Fachjury urteilte. Außerdem habe sie über ihr ganzes Berufsleben hinweg Qualitätsstandards hochgehalten, ungeheuren Einsatz, Vielseitigkeit, aber auch Kollegialität gezeigt.
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