"Fahrlässigkeit"

Milliardenklage von WTC-Pächter gegen 9/11-Fluglinien

Ausland
05.09.2012 17:22
Der einstige Pächter des World Trade Centers hat von einem New Yorker Bezirksgericht überraschend grünes Licht für eine Zivilklage gegen die Airlines der 9/11-Flüge erhalten. Die "World Trade Center Properties LLC" des Immobilien-Tycoons Larry Silverstein hat den Fluglinien bereits vor vier Jahren Fahrlässigkeit vorgeworfen und darf nun in einem Prozess den Wert des Pachtvertrages von knapp drei Milliarden Dollar als Entschädigung fordern. Zuvor hatte sich die Firma schon von Versicherungsunternehmen mehr als vier Milliarden Dollar erklagt.

World Trade Center Properties hatte erst rund zwei Monate vor den Anschlägen auf das einstige New Yorker Wahrzeichen sämtliche WTC-Geschäftsflächen für eine Dauer von 99 Jahre gepachtet. Dem Besitzer der Twin Towers und ihrer angrenzenden Gebäude, der Hafenbehörde von New York und New Jersey, versprach die Firma dafür 2,805 Milliarden Dollar. Der nicht unumstrittene Silverstein ist auch Bauherr des Twin-Tower-Nachfolgers "One World Trade Center", dessen Kosten auf neun Milliarden Dollar geschätzt werden.

Terror wegen Fahrlässigkeit der Airlines?
Den Fluglinien American und United - Letztere wurde inzwischen mit Continental Airlines fusioniert - wirft der Pächter vor, durch Fahrlässigkeit die Anschläge mit fast 3.000 Toten und dem Milliardenschaden ermöglicht zu haben. Sie hätten durch mangelhafte Sicherheitskontrollen die 19 Islamisten an Bord gelassen. Die Klage wurde schon vor vier Jahren eingereicht und beschäftigte seitdem Dutzende Juristen.

Ursprünglich hatte Silverstein die Fluggesellschaften sogar auf 8,4 Milliarden Dollar verklagen wollen. Ihren Angaben nach wären das die Kosten für den Wiederaufbau der Twin Towers gewesen. Richter Alvin Hellerstein reduzierte die Summe jedoch auf den Preis, den World Trade Center Properties für den Pachtvertrag vereinbarte.

Silverstein holte sich schon von Versicherungen Milliarden
Die Fluglinien sehen keine Fahrlässigkeit ihrerseits und versuchten die Klage auch mit dem Argument, World Trade Center Properties habe bereits ausreichend an Entschädigungen abkassiert, zu verhindern. Tatsächlich holte sich Silversteins Firma von Versicherungsunternehmen, die sich weigerten, die beiden Flugzeugeinschläge als getrennte Schadensfälle zu betrachten und Silverstein damit zweimal die Versicherungssumme von 3,6 Mrd. Dollar auszuzahlen, rund viereinhalb Milliarden Dollar.

Richter Hellerstein erklärte am Mittwoch, er könne nicht feststellen, ob diese Summe den Schaden, der World Trade Center Properties entstanden sei, tatsächlich begleiche. Dies müsse bei einem separaten Prozess festgestellt werden. Abgesehen von den finanziellen Konsequenzen - eine Fahrlässigkeits-Verurteilung könnte für die Airlines und das Flugverkehrswesen weltweit Folgen ungeahnten Ausmaßes erreichen. Nach den Anschlägen 2001 war eine Schuldfrage der Fluglinien gerichtlich nie gestellt worden.

Die Anschläge vom 11. September
Am 11. September 2001 hatten Islamisten vier Flugzeuge entführt und eines in das Pentagon in Washington gestürzt. Ein anderes stürzte beim Kampf der Passagiere mit den Entführern ab. Die beiden ersten Flugzeuge - American Airlines Flug 11 und United Airlines Flug 175 - wurden in die beiden Türme des WTC gesteuert und brachten sie zum Einsturz. Fast 3.000 Menschen starben.

Die US-Regierung beschloss 2011 einen vier Milliarden schweren Entschädigungsfonds für Opfer und Helfer. Die Stadt New York einigte sich ein Jahr davor mit rund 10.000 Aufräumarbeitern auf eine Summe von rund 700 Millionen Dollar. United und American entschädigten unmittelbar nach den Anschlägen die Hinterbliebenen der 9/11-Flugzeugpassagiere mit jeweils 25.000 Dollar. Die Mutterfirma von United musste 2002 nach mehr als zwei Milliarden Dollar Verlust infolge der Post-9/11-Luftfahrtkrise Konkurs anmelden, erholte sich erst 2005 und fusionierte 2010 mit Continental.

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