In Deutschland brach der 39-Jährige aus dem Gefängnis aus, in Österreich trickste er als falscher Polizist auf der Flucht einfach weiter. So luchste er Senioren stolze 244.900 Euro ab. Im Wiener Landesgericht zeigt er sich wortkarg. Einen Stock tiefer sitzt ein Kautionsbetrüger auf der Anklagebank, dem eine 65-jährige Burgenländerin das Handwerk legte.
Der Satz, der wohl im Saal 13 des Landesgerichts Wien am Nachmittag am meisten gefallen ist: „Ich weiß es nicht.“ Er sorgte bereits bei der Richterin, den Schöffen und der Staatsanwältin für Kopfschütteln. Woran sich der Angeklagte genau nicht erinnern will: zwischen Jänner und März 2019 zockte er mit dem altbekannten Polizeitrick alte Menschen ab – „Das ist das besonders Verwerfliche an diesem Fall“, so die Staatsanwältin.
Erinnerungslücken den Drogen geschuldet?
Sie beschreibt den 39-Jährigen als skrupellosen Betrüger, der acht älteren Damen und Herren Wertsachen und Bargeld in der Höhe von 244.900 Euro gestohlen hat, indem er sich als Polizist ausgab, sich so ihr Vertrauen erschlich. In sechs weiteren Fällen blieb es beim Versuch. Wie das ganze genau abgelaufen ist und wer seine zwei Komplizen waren, möchten sowohl Staatsanwältin als auch Richterin wissen – „Ich weiß es nicht.“
Nach 14 Vorstrafen sollte man halt langsam seinen Weg finden.
Richterin im Wiener Landesgericht
Die Erinnerungslücken erklärt der Verteidiger des Staatenlosen: „Er war schwer spiel- und drogensüchtig. So, dass das schon einen Krankheitswert hatte.“ Viel Mitleid bekommt er dafür von den Verfahrensbeteiligten aber nicht. Frau Rat hält ihm vor: „Nach 14 Vorstrafen sollte man halt langsam seinen Weg finden.“
Gefängnisausbruch im Nachbarland
Denn auch in Deutschland zog er diesen Trick über viele Jahre ab. „Die Höhe ist, die Taten haben Sie während einer Flucht begangen“, so die Richterin fassungslos. Im März 2018 brach er aus dem Gefängnis in Deutschland aus, floh nach Österreich und bestahl hier einfach weiter Senioren. „Es tut mir leid, was ich mit diesen älteren Menschen gemacht habe“, brachte der Angeklagte noch hervor.
Wegen gewerbsmäßigem Betrug verurteilt ihn der Schöffensenat zu drei Jahren und vier Monate Haft – zusätzlich zu einer Verurteilung aus Deutschland, dort fasste er zwei Jahre und acht Monate aus. Wegen der zahlreichen Vorstrafen und dem schnellen Rückfall erhöht sich für den 39-Jährigen der Strafrahmen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Burgenländerin überführte Kautionstrickser
Im großen Schwurgerichtssaal in Wien sitz unterdes ein 49-Jähriger mit stolzen acht Vorstrafen. Auch er bediente sich – zusammen mit unbekannten Mittätern – eines ähnlichen Tricks: dem Kautions-Trick. Am 21. November wurde eine 65-jährige Burgenländerin von einer angeblichen Polizistin angerufen und mitgeteilt, ihre Tochter sei verunfallt. Nur hat die Seniorin lediglich einen Sohn – die ältere Frau spielte aber mit.
„Eine intelligente, coole Dame“, lobt der Oberstaatsanwalt vor Gericht. Denn als dann der 49-jährige Angeklagte für die Abholung von 86.000 Euro Kautionsgeld für die erfundene Tochter vor der Tür stand, wartete auf ihn schon die echte Polizei. Im Hintergrund steht allerdings eine komplexe internationale Tätergruppe: „Sie setzen in eigenen Call-Centern sehr gut Deutsch sprechende, rhetorisch geschulte Personen ein, die bei den Opfern anrufen und sich als Polizisten, Staatsanwälte und Richter ausgeben. Der in Österreich angerichtete Schaden macht mehr als zwölf Millionen Euro aus“, berichtet der Ankläger. Das Urteil: 30 Monate Haft!
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