150 Schüler besuchen derzeit einen intensiven Sprachkurs an der Universität Hanoi in Vietnam, 75 von ihnen werden ab März 2025 die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistenz an der IMC Fachhochschule Krems absolvieren. Eine Delegation aus Österreich machte sich vor Ort ein Bild zu dem länderübergreifenden Projekt.
Der Gesundheits- und Pflegebereich steht vor großen Herausforderungen. Experten geben zu bedenken, dass es für die Zukunft nicht ausreichend österreichische Fachkräfte geben wird. Um dem Pflegemangel entgegenzuwirken, lernen derzeit 150 Schüler aus allen Landesstrichen Vietnams tagtäglich an der Universität Hanoi Deutsch. Denn sie sind Teil des Projekts „International Nursing College“, das in Kooperation mit der Universität Hanoi, der IMC Fachhochschule Krems und dem Land Niederösterreich über die Bühne geht.
Die Projektteilnehmer haben alle den gleichen Traum: die Ausbildung zur Pflegeassistenz am „International Nursing Center“ in Krems zu absolvieren und in einer der Einrichtungen der Landesgesundheitsagentur (LGA) beruflich Fuß zu fassen. Die LGA bietet ihnen ein verbindliches Angebot für den Berufseinstieg schon während der Ausbildung.
Intensives Trainingsprogramm
Für 75 der Projektteilnehmer wird dieser Traum im März 2025 in Erfüllung gehen, weitere 75 sollen im Jahr darauf folgen. Um nach dem intensiven Sprachkurs, der drei Semester lang dauert, das Level B2 zu erreichen, wird der Fortschritt der Teilnehmenden regelmäßig gemessen. Nahezu jede Woche gibt es einen Deutschtest. Ein negatives Ergebnis bedeutet für viele den Ausstieg aus dem Projekt.
Delegationsreise in die vietnamesische Hauptstadt
Dass die jungen Schüler mit vollem Herzen dabei sind, zeigte sich auf der Delegationsreise nach Hanoi vergangene Woche. Gemeinsam mit der IMC FH Krems, Vertretern der Senecura, der Landesgesundheitsagentur und der „Krone“ besuchte Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) mit ihrem Team die Universität Hanoi in der Hauptstadt Vietnams.
„Durch unser gemeinsames Engagement ermöglichen wir jungen Menschen aus Vietnam eine exzellente Ausbildung zur Pflegekraft in Niederösterreich, den wertvollen Pflege- und Betreuungskräften zusätzliche Unterstützung, die dringend benötigt wird, und den Bewohnern professionell ausgebildete, motivierte und höchst engagierte Bedienstete in ihren Häusern“, zeigt sich Landesrätin Teschl-Hofmeister stolz über das Projekt.
Diese Kooperation zwischen der Universität Hanoi, der IMC FH Krems und dem Land Niederösterreich ist ein leuchtendes Beispiel für die Kraft der Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg.
Christiane Teschl-Hofmeister, Landesrätin
Ziel sei es, eine Brücke zwischen Vietnam und Niederösterreich zu schlagen, so IMC-Geschäftsführerin Ulrike Prommer: „Gemeinsam schaffen wir einen neuen Weg für Bildung im Allgemeinen und das Leben vieler Menschen im Besonderen.“
„Anfangen ist leicht, Beharren ist Kunst“ – mit diesem Sprichwort betont Nguyen Van Trao, Präsident der Universität Hanoi, die mittlerweile über 10-jährige Kooperation zwischen der IMC FH Krems und der Universität Hanoi. Diese Bildungskooperation verbinde asiatische Werte mit europäischen Traditionen und würde die Grundlage für die Ausbildung einer Generation von Bürgern sein, die sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Gemeinschaft verantwortlich fühlen. Somit könne man globale Probleme mit internationalen Denkweisen und Wissen lösen.
Die Universität Hanoi ist eine Einrichtung für Fremdsprachenausbildung und -forschung. Sie bietet Bachelor-Abschlüsse in zehn Sprachen an, darunter Englisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Russisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch.
Darunter werden Master- und Ph.D.-Studiengänge in Russisch, Englisch, Französisch und Chinesisch angeboten. Seit 2002 können Studierende die englischsprachigen Business-Bachelorstudiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft, Tourismusmanagement, internationale Studien, Informatik, Finanzbankwesen, Marketing und Rechnungswesen besuchen.
Seit vielen Jahren pflegt Heinz Boyer, Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitseigentümer der Fachhochschule, regelmäßigen Kontakt mit der vietnamesischen Bildungseinrichtung. „Mir war es ein Anliegen, dass sich die Landesregierung und auch die gesamte Delegation vor Ort ein Bild von dem Programm machen konnten. Wie toll die Lehrenden die Schüler dort ausbilden und wie wir das ganze Projekt mit viel Herzblut – auch dank Professor Markus Golla – führen“, so Boyer.
Menschen helfen Menschen
Für Professor Markus Golla, Institutsleiter Pflegewissenschaft und Studiengangsleiter Gesundheits- und Krankenpflege an der IMC FH Krems, ist die Kooperation ein wahres Herzensprojekt. „Ich sehe hier Menschen, die eine Vision haben, die etwas erreichen und in ein anderes Land gehen wollen. Hier haben wir die Möglichkeit, diese Menschen zu unterstützen. Jeder junge Mensch sollte die Chance haben, seinen Träumen zu folgen“, so Golla. Ein Versprechen gibt er den Projektteilnehmern jedenfalls: Bei der Übergabe des ersten Zeugnisses in Niederösterreich will er seine Rede auf vietnamesisch halten.
Wissenschaftliche Kooperation mit Thuongmai Universität
Auch mit der Thuongmai Universität (TMU) arbeitet die IMC Fachhochschule Krems eng zusammen. Im Jahr 2023 graduierten die ersten 42 Studierenden des Bachelorstudiengangs „Business Administration“ an der TMU in Hanoi. Außerdem begrüßt die Kremser Fachhochschule einmal im Jahr Erasmus+-Stipendiaten von der vietnamesischen Uni, die im Rahmen ihres Auslandssemesters wertvolle Erfahrungen sammeln.
„Jede erfolgreiche Partnerschaft basiert auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und dem gemeinsamen Streben nach Elitewerten. Gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, die von Bildung, Forschung und Innovation geprägt ist“, betont Udo Brändle, Geschäftsführer der IMC FH Krems.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.