Anja Plaschg verkörpert Agnes, eine zutiefst religiöse und sensible Seele, die in der harten bäuerlichen Umgebung ihres Ehemannes nicht zurecht kommt. Weder der gleichgültige Wolf (David Scheid) noch ihre Schwiegermutter (Maria Hofstätter) können sie verstehen ... Das Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala führt uns an Abgründe heran, in die zu blicken Entsetzen auslöst. Lesen Sie hier die ganze Kritik zum Film „Des Teufels Bad“.
Wir tauchen ein in eine düstere bäuerliche Welt in einer bitterarmen Region Oberösterreichs Mitte des 18. Jh.s. Das Leben hier hält nur schonungslose Härte bereit, und tiefe Religiosität bedingt auch die im Volk verbreiteten Ängste vor der ewigen Verdammnis. Und die wäre jenen gewiss, die als letzten Ausweg den Freitod wählen, um ihre gequälte Seele von diesem Erdendasein zu befreien.
Die junge psychisch fragile Agnes (Anja Plaschg), die ihre gerade erst geschlossene Ehe als ein von Lieblosigkeit, ja Ablehnung geprägtes Martyrium wahrnimmt, trifft eine entsetzliche Entscheidung, nur „um endlich weg zu sein aus dieser Welt“: Durch den Mord an einem unschuldigen Kind, einem Säugling, ist der Verzweifelten ihr eigener Tod durch Verurteilung und Hinrichtung sicher. Und auch das Himmelreich, so sie denn glaubhaft bereut.
In ihrer neuesten Regiearbeit widmen sich die Filmemacher Veronika Franz und Severin Fiala einem verstörenden historisch verbürgten und in Gerichtsprotokollen aus dieser Zeit festgehaltenen Phänomen, dem des „mittelbaren Selbstmordes“, der auch in Deutschland, Frankreich, Schweden und England zu beobachten war. Durch ihn kam man dem eigenen Sterben näher, ohne selbst Hand an sich zu legen.
So manches Bild, das sich aus dem feindseligen Dunkel der Behausungen, aus den nebelverhangenen Landstrichen herausschält, ist wie ein Faustschlag in die Magengrube–wie die öffentliche Zurschaustellung der geköpften Sünderin Ein stark gespieltes niederschmetterndes Dokument seelischer Verheerungen in einer streng patriarchalen Gesellschaft, in der Frauen wie Agnes sich ihre Erlösung–und einen letzen Moment innerer Freiheit–mit dem auf sie herabfallenden Richtschwert ertrotzten.
Veronika Franz und Severin Fiala führen einen wuchtigen Pinselstrich. Wie sie hier in ein fiktives Drama Schlieren einer grausamen archaischen Realität hineinmischen, ist von brutaler Intensität. Kameramann Martin Gschlacht wurde im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin mit dem Silbernen Bären für seine herausragende künstlerische Leistung geehrt.
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