Aus früheren Beobachtungen wussten die Forscher bereits, dass Bienen, solange sie im Stock bleiben und sich um die Larven kümmern, geistig fit bleiben. Nach rund drei Wochen als Bruthelferinnen wechseln die Insekten aber dann quasi den Job. Sie werden zu Sammelbienen, die den Stock verlassen, um Pollen und Nektar zu sammeln.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt ihre biologische Uhr zu ticken, und sie altern zusehends. Die Flügel werden brüchig, die Behaarung geht verloren, und vor allem die Hirnleistung lässt nach, wie ein Forscherteam um Gro Amdam mittels Tests belegen konnte.
Job-Wechsel verbessert geistige Fitness
Um herauszufinden, was passiert, wenn die alternden Bienen gezwungen werden, ihre alte Ammen-Tätigkeit wieder aufzunehmen, enfernten die Forscher in Versuchsstöcken alle aktiven Bruthelferinnen. Dadurch war ein Teil der alten Bienen gezwungen, wieder als Ammen zu arbeiten, weil sonst die gesamte Brut des Staates zugrunde gehen würde. Schon nach zehn Tagen zeigten Gedächtnistests, dass sich die Hirnleistung bei 50 Prozent jener Tiere, die wieder Brutpflege betrieben, signifikant gebessert hatte.
Bei molekularbiologischen Untersuchungen entdeckten die Forscher zudem, dass sich die Zusammensetzung verschiedener Eiweiße im Gehirn der Bienen verändert hatte. So nahm etwa die Konzentration eines Proteins namens Prx6, das auch beim Menschen gegen Demenzerkrankungen wie etwa Alzheimer helfen soll, zu. Zudem wurde im Hirn der alten Bienen-Ammen ein sogenanntes Chaperon-Protein entdeckt, das andere Eiweiße schützt, wenn Gewebe auf Zellebene Stress ausgesetzt ist.
Reagieren die Proteine auf das Umfeld?
Gro Adams sieht Parallelen zwischen Mensch und Biene: "Proteine, die offenbar das Gehirn von Bienen verjüngen, gibt es auch beim Menschen. Vielleicht sind diese Eiweiße in der Lage, auf bestimmte Erfahrungen aus der Umwelt zu reagieren", spekuliert die Biologin, die die Ergebnisse der Studie im Fachjournal "Experimental Gerontology" veröffentlicht hat.
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