Der Druck und die Kritik waren letztlich zu groß: Eine Gruppe rund um die Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) und Klaus Luger (SPÖ) wollt in den Vorstand des Vereins „Österreichische Freunde von Yad Vashem“, der sich um das Andenken an Holocaust-Opfer bemüht. Nach massiver Proteste zieht man jetzt die Notbremse.
Ein FPÖ-Politiker im Vorstand eines jüdischen Vereins? Diese Vorstellung löste in den vergangenen Tagen heftige Kritik aus. Wie berichtet, sind die „Österreichischen Freunde von Yad Vashem“ auf der Suche nach einem neune Vorstand. Die aktuelle Führungsriege legt nach 20 Jahren ihre Arbeit zurück, möchte den knapp 900 Mitglieder zählenden Verein in jüngere Hände geben.
Kritik an der FPÖ-Bewerbung von vielen Seiten
Der Städtebund befürchtete, dass sich der Verein komplett auflösen könnte und kam mit einem Vorschlag: Die Bürgermeister der großen Städte in Oberösterreich - Linz, Wels, Steyr und Leonding - könnten in den Vorstand einziehen und so das Überleben der Organisation sichern. Nur: Dass hier ein FPÖ-Politiker, konkret der Welser Stadtchef Andreas Rabl, an vorderster Front dabei wäre, konnte man nicht akzeptieren.
„Rabl hat sich nicht nur nie von den unzähligen rechtsextremen und antisemitischen ,Einzelfällen‘ seiner Partei distanziert, sondern er hat auch selbst für einige solcher ,Einzelfälle‘ gesorgt.“ So habe er etwa ein Treffen rechtsextremer Burschenschafter in Wels subventioniert, zudem habe er mit der „braunen Venus“ ein NSDAP-Symbol aufstellen lassen, kritisierte etwa Willi Mernyi vom Mauthausen-Komitee.
„Diese Bewerbung ist eine Zumutung“
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, fand noch deutlichere Worte: Er sieht in der Kandidatur Rabls eine „Zumutung“. Die FPÖ sei nicht nur eine rechtsextreme Partei, sondern der politische Arm der deutschnationalen Burschenschaften, den unmittelbaren Vorgängern der Nationalsozialisten, sagte der IKG-Präsident.
„Wir ziehen unser Angebot zurück“
Jetzt ist allerdings alles passé: Freitagvormittag wurde dem amtierenden Vorstand des Vereins mitgeteilt, dass Städtebundpräsident Klaus Luger den überparteilichen Wahlvorschlag für einen neuen Vorstand der Gedenkorganisation zurückzieht. „Unsere Absicht lag stets darin, den Fortbestand des Vereins, der noch Ende Jänner gefährdet war, durch eine Verknüpfung demokratisch legitimierter öffentlicher Funktionsträger mit Vorstandspositionen nachhaltig abzusichern. Dies erscheint nun nicht mehr notwendig, weshalb wir unser Angebot zurücknehmen können“, so Luger.
Junge Juristin will den Verein übernehmen
Den Vorstand übernehmen wird jetzt wohl eine Gruppe junger Frauen und Männer, die sich ebenfalls beworben hat: An der Spitze steht die 28-jährige Cartier Lea Nimni mit jüdischen Wurzeln. In ihrer Bewerbung schreibt sie: „Durch meine jüdischen/israelischen Wurzeln ist es mir ein besonderes Anliegen, die Arbeit der Österreichischen Freund von Yad Vashem zu unterstützen und mich für Erinnerungskultur einzusetzen.“
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