Dialog statt Protest

Klimaschützer: Weniger kleben, mehr Hausverstand

Österreich
16.02.2024 21:00

Mit Hausverstand und Dialog statt radikalen Klebeaktionen soll künftig die Bevölkerung im Kampf gegen die Erderwärmung überzeugt werden. Die „Zukunftsallianz“ will nachhaltigen Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft tragen.

Das ständige Gerede von Verzicht und extreme Polarisierung durch die berüchtigten Klimakleber machen den Kampf für echten Schutz von Mutter Erde im Land nicht wirklich leichter. Doch es könnte laut der neuen Initiative „Zukunftsallianz“ auch anders gehen. Gemeinsam mit verschiedenen heimischen Organisationen, Bürgermeistern und Prominenten sowie Vertretern aus Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft will man das Thema Klimaschutz in die viel zitierte Mitte der Bevölkerung rücken.

„Wir stehen auf der gleichen Seite“
Statt mit direkter Konfrontation wollen die Verantwortlichen im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern positive Lösungen mit breiter Akzeptanz erarbeiten. Christian Kdolsky, Sprecher des Klimavolksbegehrens und der neuen Zukunftsallianz verspricht: „Auf Basis einer positiven Vision wollen wir zeigen, welche Vorteile der kommende Wandel bringt. Im Dialog lernen wir, was die relevanten Themen sind und finden machbare Lösungen, die uns allen helfen. Denn wir stehen auf der gleichen Seite!“

Zusammenarbeit als oberstes Gebot
Der Wunsch nach Veränderung ohne Streit und Vernaderung ist in der Bevölkerung jedenfalls groß, das belegt auch eine aktuelle Studie von Kontext, dem Institut für Klimafragen. Knapp 85 Prozent der Österreicher wünschen sich etwa mehr Zusammenarbeit von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, um gemeinsam die Klimakrise bewältigen zu können. Viele Fragen sind offen, meist fehlt es an richtigen und klar verständlichen Antworten.

Mitte Februar will die Klimaallianz online und vor Ort zum großen Dialog einladen. In Dutzenden Gemeinden sollen so zahlreiche Bürger aktiv eingebunden werden. In weiterer Folge will man dann auch die Politik für einen breiten Konsens gewinnen. Das dürfte aber im Hinblick auf das Superwahljahr eine schier unlösbare Mammutaufgabe werden ...

Viele zu Opfer für die Umwelt bereit
Wären Sie bereit, jeden Monat ein Prozent Ihres Haushaltseinkommens zur Bekämpfung der globalen Erwärmung abzutreten?“ Das war die zentrale Öko-Gewissensfrage, die deutsche Forscher weltweit an rund 130.000 Menschen aus 125 Staaten richteten.

Erstaunliches Ergebnis aus rotweißroter Sicht: Im globalen Schnitt bejahten 69 Prozent dies im Interview, in Österreich waren aber sogar knapp 73 Prozent der Interviewten bereit für die gute Umweltsache einigermaßen in die Taschen zu greifen. Insgesamt würden rund zwei Drittel der Weltbevölkerung einen Umweltobolus leisten.

Die Autoren der im Fachmagazin „Nature Climate Change“ erschienenen Studie, Peter Andre von der Goethe-Universität Frankfurt und Armin Falk von der Universität Bonn, finden das schlicht und ergreifend „ermutigend“. Spitzenreiter sind die Mongolei, wo auch satte 90 Prozent (!) einen Gehaltsanteil geben würden. Noch höhere Zustimmung gab es nur in Usbekistan und Myanmar. Am Ende der Skala rangiert Ägypten mit rund 30 Prozent.

„Trotz dieses pharaonischen Ausreißers liegt die Bereitschaft in Ländern mit im Schnitt höheren Temperaturen und niedrigeren Einkommen insgesamt höher als anderswo auf der Weltkugel“, resümieren die „Ökoerkunder“.

Regierung sollte mehr gegen Erderwärmung tun
Die Frage, ob die Menschen in ihrem Land versuchen sollten, gegen die Klimaerwärmung anzukämpfen, beantworteten im globalen Durchschnitt 86 Prozent mit „Ja“. Österreich liegt hier mit 87 Prozent fast im Schnitt.

Ebenso hoch ist die Zustimmung zu der Aussage, dass die jeweilige Regierung mehr in Sachen Klimaschutz unternehmen sollte: Hier liegen wir mit knapp 85 Prozent Pro-Stimmen knapp unter dem Gesamtschnitt.

„Breite Mehrheit soll mitreden!“
Christian Kdolsky, Sprecher des Klimavolksbegehrens und der Zukunftsallianz, sieht im breiten Dialog mit der Bevölkerung noch viel Potenzial. Im Interview mit der „Krone“ skizziert er die neue Herangehensweise:

Krone:(Be)kümmert die Österreicher der Klimawandel überhaupt noch?

Kdolsky: Viele sind in Sorge, weil es um die Zukunft der Kinder geht. Aber die Menschen in der Mitte sind halt viel beschäftigt.

Zentrale (Aus)reden?
Keine Zeit, wie bezahle ich Rechnungen oder auch wie bringe ich die Kinder in die Schule? 

Ohne die breite Bevölkerungsschicht wird sich der Klimawandel schwer eindämmen lassen.
Richtig, wir brauchen sie, um das Morgen zu gestalten, und wirklich alle sollen mitreden!

Ist dafür wirklich eine Mehrheit zu gewinnen?
Die Mehrheitsgesellschaft will positive Veränderung. Davon bin, sind wir überzeugt. Wir stehen alle auf derselben Seite.

Den Klimaklebern ist es ja nicht gelungen, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Wie wollen denn Sie das schaffen? Ist nicht schon sehr viel Porzellan zerbrochen worden?
Wir werden ihnen die Vorteile des Wandels näher bringen. Es ist für alle viel drinnen!

Vieles geht - vor allem am Land - aber beim besten Willen nicht?
Da haben Sie absolut recht! Nicht jeder kann sofort sein Auto stehen lassen oder als Mieter so einfach seine Heizung austauschen lassen. Hier werden wir uns gemeinsam für praktikable Lösungen einsetzen.

 

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