Kindergärten und Co.

Mangel an Betreuern: Arbeitslose sollen’s richten

Tirol
15.02.2024 07:00

Spätestens ab dem Jahr 2026 sollen alle Kinder ab zwei Jahren in Tirol, die betreut werden müssen, einen fixen Platz bekommen. Das Recht auf Kinderbetreuung hat das Land im Vorjahr beschlossen, wie die „Krone“ mehrfach berichtete. Was dieses Vorhaben zerstören könnte: Der Fachkräftemangel, der alle Branchen betrifft.

Damit alle Knirpse wohlbehütet sind, hat das Land einen zehn Punkte umfassenden Plan erstellt. Einer davon ist eine sogenannte Implacementstiftung, die das Land nun zusammen mit dem Arbeitsmarktservice Tirol (AMS) und der Arbeitsmarktförderungsgeselschaft mbH Tirol (amg) ins Leben gerufen hat. Am Mittwoch stellten die Landesrätinnen Astrid Mair und Cornelia Hagele (beide ÖVP) sowie Sabine Platzer-Werlberger, Geschäftsführerin des AMS, und amg-Geschäftsführerin Bernadette Kendlbacher die Stiftung vor.

„Derzeit haben wir in Tirol rund 3200 Pädagoginnen, 3000 Assistenzkräfte und mehr als 130 Tageseltern, die im Elementarbereich tätig sind. Rund 10 bis 12 Prozent an zusätzlichem Personal benötigen wir noch“, rechnete Hagele vor.

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Neben der Ausbildung wird den Teilnehmenden auch eine intensive Lernbegleitung und ein Mentoring über die Implacementstiftung angeboten. Sie werden individuell unterstützt.

Bernadette Kendlbacher, Geschäftsführerin der amg-tirol (Bild: Birbaumer Christof)

Bernadette Kendlbacher, Geschäftsführerin der amg-tirol

Bis 2030 werden rund 730 Pädagogen benötigt
Ein Hebel neben anderen, um bis zum Jahr 2030 rund 730 Fachkräfte zu gewinnen, sei die Implacementstiftung. Diese ist für beim AMS gemeldete Arbeitslose gedacht und richtet sich in erster Linie an Frauen, die bisher im Dienstleistungsbereich oder im Handel als Aushilfen tätig waren. Gefördert werden die Ausbildungen zur pädagogischen Fach- oder Assistenzkraft sowie als Tageseltern in Kinderkrippen, Kindergärten und Horten. Die Ausbildungen sehen einen theoretischen und praktischen Teil in den Kooperationsbetrieben vor.

Je nach Ausbildung müssen die Teilnehmer mit zwei Jahren rechnen. In dieser Zeit bekommen die Auszubildenden Stiftungsarbeitslosengeld, das sich an der Höhe des Arbeitslosengeldanspruchs orientiert und mindestens 30 Euro pro Tag beträgt, sowie 100 Euro monatlich von den Ausbildungsbetrieben. Diese müssen nämlich monatlich 220 Euro an die amg zahlen. 120 davon fließen an diese. Einen großen „Sprung“ in der Besetzung der offenen Stellen wird man mit der Stiftung jedoch eher nicht machen. Im Frühjahr starten nämlich lediglich 90 Interessenten.

Land nimmt 275.000 Euro bis 2026 in die Hand
Vonseiten des Landes werden heuer und die nächsten zwei Jahre 275.000 Euro für die Ausbildungskosten und die Zusatzangebote in die Hand genommen. „Eines der wirksamsten Instrumente zur Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt ist eindeutig der Ausbau qualitativ hochstehender Kinderbetreuung und Elementarbildung. Wir erreichen mehrere Ziele gleichzeitig: Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Förderung von Erwerbstätigkeit von Frauen durch Ausbildungen in krisensicheren und sinnvollen Berufen“, rührt die AMS-Chefin die Werbetrommel. Sie betont, dass „natürlich auch Männer eingeladen sind, mitzumachen“. Wichtig: Nur arbeitslose Personen können bei der Implacementstiftung andocken.

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Durch die Förderung von Ausbildungen im Bereich der Elementarbildung profitieren die Teilnehmenden, die Tiroler Betreuungseinrichtungen sowie Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen.

Astrid Mair (Bild: Birbaumer Christof)

Tirols Arbeitslandesrätin Astrid Mair von der ÖVP zur neuen Stiftung

Mehr Menschen für Einstieg motivieren
„Die frühkindliche Bildung ist ein Schlüsselbereich, der die Grundlagen für eine chancengerechtere Gesellschaft und eine erfolgreiche Bildungslaufbahn legt. Dafür braucht es qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen. Sie sind das Herz einer jeden Einrichtung, ohne die eine solche nicht funktionieren kann. Mit dem Ausbildungsprogramm der Implacementstiftung möchten wir daher noch mehr Menschen für den Bereich der Kinderbildung und Kinderbetreuung begeistern und motivieren, in den Beruf einzusteigen“, verdeutlicht Hagele.

„Durch die Förderung von Ausbildungen im Bereich der Elementarbildung profitieren die Teilnehmenden, die Tiroler Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. Denn Tirol hat nach wie vor eine der höchsten Teilzeitquoten in Österreich bei zugleich hohem Arbeitskräftebedarf“, ergänzt Mair dazu.

Pilotregionen definiert, Kampagnen geplant
Als Pilotregionen wurden das Außerfern, Osttirol und der Zentralraum Innsbruck definiert. Schrittweise soll auf andere Regionen ausgeweitet werden. Das Quartett verwies im Zuge der Vorstellung auf die zwei anderen Implacementstiftungen für die Pflege und die „Qualifikation nach Maß“. Diese werden bisher sehr „gut angenommen“. Um die neue Stiftung einem breiteren Kreis bekannt zu machen, wird von den Beteiligten an entsprechenden Kampagnen gearbeitet.

Ob 2026 tatsächlich alle Kinder in Tirol eine Betreuung bekommen, bleibt abzuwarten.

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