In einer Region in Nordindien mit viel Potenzial für erneuerbare Energien bedrohen Stromleitungen die extrem seltenen Hindutrappen. Die Leitungen sind für die schweren Vögel, die vom Aussterben bedroht sind, gefährlich, weil sie sie oft zu spät sehen und Hindernissen aufgrund ihres Gewichtes nur langsam ausweichen können.
Die vergleichsweise schweren Vögel würden vorwiegend im Distrikt Jaisalmer im Bundesstaat Rajasthan leben, einer trockenen Region, die sich besonders gut für Wind- und Solarparks eigne, heißt es vom Wildlife Institute of India. Die saubere Energie wird in dem Land dringend benötigt.
Sicht durch seitliche Augen eingeschränkt
Stromleitungen seien so gefährlich für die Vögel, weil sie sie oft zu spät sähen, erklärte Sumit Dookia von der GGS Indraprastha University in Neu-Delhi und der ERDS Foundation, die sich im Distrikt Jaisalmer für den Schutz der Hindutrappen (Ardeotis nigriceps) einsetzt. Die Augen der Vögel befänden sich an den Seiten des Kopfes, was ihre Sicht einschränke, erläutert er.
Zudem könnten sie mit ihrem Gewicht von 15 bis 18 Kilogramm nur langsam Hindernissen ausweichen. So fänden Freiwillige seiner Organisation immer wieder verletzte und getötete Vögel mit gebrochenen Knochen und Verbrennungen, sagte Dookia. Zudem würden Tiere von streunenden Hunden und Katzen angegriffen.
Trappen (auch Trappgänse genannt, Anm.) sind eine Familie mittelgroßer bis sehr großer, bodenlebender, aber flugfähiger Vögel. Die meisten Arten leben in Afrika, zwei Arten kommen auch in Europa vor. Die großen Flügel werden nur selten genutzt - vor allem die größeren Arten verbringen oft mehrere Wochen am Boden, ohne sich einmal in die Luft zu erheben. Trotzdem sein die Tiere ausdauernde Flieger.
Es gibt nur noch rund 200 Exemplare!
Insgesamt gibt es nach Angaben der Umweltorganisation WWF nur noch rund 200 der majestätischen Vögel. Sie leben in Indien und im Nachbarland Pakistan. Noch vor fünf Jahrzehnten habe es in Indien allein mehr als 1200 von ihnen gegeben, heißt es vom Wildlife Institute of India.
Seit einigen Jahren beschäftigt sich gar das höchste indische Gericht mit den Tieren und den Stromleitungen. Doch das Ministerium für Erneuerbare Energie sowie Stromfirmen argumentieren dort, dass eine Verlegung der Leitungen unter die Erde zu teuer sei und es auch teils technische Schwierigkeiten gebe. Immerhin würden die Unternehmen inzwischen neue Stromleitungen zunehmend in Distrikten bauen, wo Hindutrappen seltener unterwegs sind, sagte Dookia. Außerdem bekämen bestehende Leitungen Reflektoren, die die Vögel leichter sehen.
Zuchtprogramm soll die Vogelart retten
Zudem versuchen das Umweltministerium, die Regierung des Bundesstaates Rajasthan sowie das Wildlife Institute of India gemeinsam, in einem Zuchtprogramm Hindutrappen aufzuziehen, die sie in rund 20 bis 25 Jahren auswildern wollen.
Es ist ein scheuer Vogel, der mindestens einen Kilometer Abstand von Menschen halten will.
Sumit Dookia, ERDS Foundation
Doch Umweltschützer Dookia blickt mit Sorge auf die Zukunft der Tiere. Denn ihr Lebensraum schrumpfe weiter - angesichts von Landwirtschaft, Bewässerungskanälen, Industrialisierung und Bergbau. „Es ist ein scheuer Vogel, der mindestens einen Kilometer Abstand von Menschen halten will“, so Dookia. „Und das wird immer schwieriger.“
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