Meinl-Haus-Verkauf

Frau von Signa-Manager kassierte als Vermittlerin

Wirtschaft
02.02.2024 12:00

Zwei Wochen vor der Pleite der Signa Prime Selection AG verkaufte eine Tochterfirma das bekannte Meinl-Haus am Graben um beachtliche 80 Millionen Euro an die Wiener Ärztekammer. Der Kaufvertrag wurde von einem Topmanager aus dem Benko-Reich unterzeichnet. Als Vermittlerin trat dessen Frau auf.

Am 14. Dezember 2023 geht bei einem Notar in der Wiener Innenstadt ein beachtliches Immobilien-Geschäft über die Bühne. Die Signa Prime Selection AG, damals schon massiv von der Pleite bedroht, verkauft das bekannte Meinl-Haus am Wiener Graben an die Wiener Ärztekammer. Kaufpreis: 80 Millionen Euro. 14 Tage später schlittert die Signa Prime in die Insolvenz.

Diese Transaktion zwischen der notleidenden Signa Prime aus dem Benko-Reich und dem wohlbestallten Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärzte ist aus mehreren Gründen bemerkenswert:

Zum einen liegt der Kaufpreis deutlich über jenem Wert, den die Signa Prime etwa per Ende Dezember 2020 in ihren Büchern hatte: Damals war die Liegenschaft Am Graben 19 lediglich mit etwas mehr als 50 Millionen Euro bewertet.

Zum anderen hat es bei diesem 80-Millionen-Deal eine interessante Vermittlerin gegeben. Eva Jost, die in der Wiener Walfischgasse 5 ein Einzelunternehmen als Immobilienmaklerin betreibt.

Geschäftsführer und Prime-Prokurist
Eva Jost ist laut „Krone“-Recherchen die Frau von Bernhard Jost, einem der Spitzenmanager aus dem Reich des Finanzjongleurs. Bernhard Jost hat im undurchsichtigen Firmengeflecht des René Benko nicht nur Dutzende Geschäftsführungs-Funktionen inne, er fungiert seit 2015 auch als Prokurist bei der wichtigen Signa Prime Selection AG. Und: Bernhard Jost leitet seit 2016 die zum Signa-Prime-Universum zählende „Graben 19 Immobilien GmbH“. Als Geschäftsführer dieses Unternehmens unterzeichnet er am 14. Dezember 2023 gemeinsam mit Signa-Finanzchef und Prime-Vorstand Manuel Pirolt den Kaufvertrag mit den Vertretern der Wiener Ärztekammer. Und seine Frau kassierte als Maklerin ab.

Warum benötigt ein auf Luxusimmobilien spezialisiertes Unternehmen wie die Signa Prime Selection AG fremde Hilfe beim Notverkauf eines der bekanntesten Häuser der Innenstadt? Weshalb musste ausgerechnet die Frau eines Top-Managers der Signa-Gruppe damit beauftragt werden?

„Marktübliche Höhe“
Bei einem 80-Millionen-Deal könnte ein Vermittler laut Gesetz bis zu drei Prozent der Kaufsumme kassieren. Wären 2,4 Millionen Euro. Eva Jost ließ alle Fragen dazu seit Wochen unbeantwortet, ein Telefonat brach sie nach wenigen Sekunden ab. Die Signa-Gruppe reagierte ebenfalls nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zur Provisionshöhe und zu den Umständen. Die Wiener Ärztekammer teilte mit, dass Frau Jost eine vertragliche Vereinbarung mit dem Verkäufer, also der Signa-Gruppe, hatte: „Das Vermittlungshonorar wurde in einer marktüblichen Höhe vereinbart.“ Es liege jedoch „deutlich unter“ dem gesetzlich zulässigen Maximalbetrag von drei Prozent.

Laut „Krone“-Recherchen soll sich das Vermittlungshonorar auf etwa eine Million Euro belaufen haben. Signa-Gruppe und Wiener Ärztekammer sollten jeweils die Hälfte übernehmen.

Kurios, da der Großstadt Wien so gerne unterstellt wird, sie sei doch nur ein Dorf: Laut Firmenbuch sitzt das Einzelunternehmen der Maklerin Eva Jost just in dem Haus, in dem auch der neue Signa-Prime-Vorstand Erhard Grossnigg, 77, und der langjährige Benko-Partner Hans Peter Haselsteiner, 80, Büros unterhalten. Freilich an einer anderen Türnummer.

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