Reformpläne gestoppt

Thailand bleibt bei Majestätsbeleidigung hart

Ausland
31.01.2024 15:04

Das thailändische Verfassungsgericht hat Pläne der oppositionellen Fortschrittspartei für eine Reform des strengen Gesetzes gegen Majestätsbeleidigung für verfassungswidrig erklärt. Das Vorgehen der Partei komme dem Versuch gleich, „die Monarchie zu stürzen“, erklärten die Richter am Mittwoch. 

Weiter hieß es, das Vorhaben deute die Absicht an, „die Monarchie von der thailändischen Nation zu trennen, was eine erhebliche Gefahr für die Sicherheit des Staates darstellt“. Das Gericht wies die Fortschrittspartei (MFP) und ihren ehemaligen Vorsitzenden Pita Limjaroenrat an, unverzüglich alle Versuche zur Änderung oder Abschaffung des Gesetzes zu unterlassen. Das einstimmige Urteil der neun Richter könnte den Weg für die Auflösung der MFP im Rahmen der Gesetze für politische Parteien freimachen.

„Verpasste Gelegenheit“
Reformpolitiker Pita, der im September als Vorsitzender der MFP zurückgetreten war, der Partei jedoch weiter beratend zur Seite steht, nannte die Entscheidung eine „verpasste Gelegenheit“, ein wichtiges Thema zu diskutieren. Seine Partei wolle die Verfassungsordnung in Thailand nicht stürzen, erklärte er nach der Gerichtsentscheidung.

Der Fortschrittspartei und deren Ex-Chef Pita Limjaroenrat (Bild) droht, mundtot gemacht zu werden. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Der Fortschrittspartei und deren Ex-Chef Pita Limjaroenrat (Bild) droht, mundtot gemacht zu werden.

Das thailändische Gesetz gegen Majestätsbeleidigung gilt als eines der strengsten dieser Art weltweit und ahndet Beleidigungen von Maha Vajiralongkorn und seiner Familie mit bis zu 15 Jahren Haft. Jedoch wird das Gesetz häufig auf jegliche Kritik an der Monarchie angewandt - etwa auch in Beiträgen in Online-Diensten. Mitte Jänner wurde ein Mann wegen mehrerer als Majestätsbeleidigung angesehener Beiträge auf Facebook zu einer Rekordstrafe von 50 Jahren Haft verurteilt.

Auch Minderjährige verurteilt
Menschenrechtsaktivisten zufolge wurde das in Thailand als „Artikel 112“ bekannte Gesetz hundertfach angewandt, um jegliche Proteste im Zuge der pro-demokratischen Demonstrationen von 2020 und 2021 zu unterdrücken. Laut dem Anwaltskollektiv Thai Lawyers for Human Rights (THLR) wurden im Zuge der Proteste mehr als 250 Menschen, darunter auch Minderjährige, wegen mutmaßlicher Majestätsbeleidigung verurteilt.

MFP gewann Wahl mit Reformversprechen
Pitas MFP hatte im vergangenen Mai die Parlamentswahl in Thailand deutlich gewonnen. Die Wähler erteilten damit einem Jahrzehnt der vom Militär gestützten Regierungen eine klare Absage. Die MFP war unter anderem mit dem klaren Versprechen angetreten, das harsche Strafrecht zur Ahndung von Majestätsbeleidigung zu reformieren.

Das traf auf heftigen Widerstand in konservativen, militärischen und pro-royalistischen Kreisen, mehrere Parteien verweigerten die Zusammenarbeit mit der MFP und stellten sich explizit gegen Parteichef Pita als Regierungschef. Daraufhin übernahm die zweitplatzierte Pheu-Thai-Partei die Bildung einer Regierung.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele