Finale im Gerichtssaal

Unglaubliches „Hangover“-Wochenende zweier Wiener

Gericht
17.01.2024 18:00

„Eine besoffene Geschichte“ der Sonderklasse mündete in einem Strafprozess: Zwei Wiener (19 und 21) verabredeten sich am 10. Juni zuerst mit Männern, die sich von ihnen fesseln lassen wollten - um sie in diesem wehrlosen Zustand zu bestehlen. Und verursachten am selben Tag einen Crash mit einem Fahrradfahrer, dessen Wohnung sie kurz darauf fluteten. Möbel und Musikinstrumente besprühten sie mit einem goldenen Felgenspray. 

Wer dachte, „Hangover“-Geschichten gibt es nur im Film, wurde am Mittwoch im Wiener Landesgericht eines Besseren belehrt. Denn die beiden jungen Wiener Franz und Alexander hatten am Wochenende des 10. und 11. Juni einen sagenhaften kriminellen Lauf. „Sie werden sich teilweise schuldig bekennen“, sagt Anwalt Sascha Flatz zum Auftakt des kuriosen Prozesses.

Nach Opfern gesucht, die gefesselt werden wollen
Begonnen hat alles damit, dass sie sich auf Romeo, einer Datingplattform für Homosexuelle, anmeldeten: „Am Anfang waren es nur harmlose Streiche. Wir wollten schauen, ob die Leute wirklich kommen, wenn man sich mit ihnen verabredet“, so der arbeitslose Tischler zur Richterin. Doch dann erwuchs ein Tatplan, den sie am 10. Juni 2023 umsetzen wollten.

Ein Wochenende, an dem sich, wie im Kinofilm „Hangover“, wirre Taten nahtlos aneinanderreihten.
Ein Wochenende, an dem sich, wie im Kinofilm „Hangover“, wirre Taten nahtlos aneinanderreihten.(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Gezielt suchten sie nach Männern, die an Fesselspielen interessiert waren - um sie - laut Staatsanwaltschaft - im wehrlosen Zustand zu berauben. „Es war vereinbart, dass wir ihn fesseln, so wie er es wollte und ihm dann etwas wegnehmen“, erzählt Alexander. Konkret das Cannabis, von dem er den Burschen zuvor erzählt hatte.

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Es war eine blöde, besoffene Geschichte. Am nächsten Tag sind wir aufgewacht und draufgekommen, was wir für einen Blödsinn gemacht haben.

Einer der beiden Angeklagten im Wiener Landl

In seinem Rucksack hatte der 19-Jährige zudem eine Gaspistole zu dem Treffen mitgenommen. Die er laut Aussage im Gericht freilich nie verwenden wollte. In der Wohnung des Opfers bekamen die beiden kalte Füße, weshalb sie das geplante Verbrechen nicht umsetzten. Auch ein weiteres am selben Tag vereinbartes Treffen scheiterte - die Staatsanwaltschaft ortete in ihrem Strafantrag trotzdem ein verbrecherisches Komplott. 

Frontalzusammenstoß mit einem Radler
Unter anderem. Denn es ging an jenem Samstag im Frühsommer noch weiter. In einer Unterführung am Praterstern krachte Franz mit seinem Rad mit einem ihm bis dahin unbekannten Radfahrer zusammen. „Ich hatte das Gefühl, dass er absichtlich in mich hineingefahren ist“, sagt der Mann als Zeuge im Gericht. Offenbar schubste er nach dem Crash Franz leicht, weshalb dieser wütend beschloss, ihm zu folgen. Zuerst hätten die beiden Angeklagten versucht, seine Wohnungstüre einzutreten: „Wir haben nur geklopft und wollten eine Aussprache“, behauten sie im Prozess. „Ich hatte einen Superschock“, entgegnet der Radler, der die Polizei rief.

Anwalt Sascha Flatz verteidigte in dem kuriosen Fall.
Anwalt Sascha Flatz verteidigte in dem kuriosen Fall.(Bild: Zwefo)

Wohnung überflutet und mit Goldspray devastiert
Franz und Alexander zogen ab, kamen aber am nächsten Tag wieder. Der Radfahrer war aus Angst vor Rückkehr der Beiden vorübergehend untergetaucht. Diesmal traten sie die Doppelflügeltüre in dem Altbau mit Erfolg ein. Und tobten sich in der Wohnung des Opfers aus.

Sie verstopften die Ausflüsse und drehten sämtliche Wasserhähne auf. Als Draufgabe besprühten sie Möbel und Instrumente mit einem goldenen Felgenspray: „Es war eine blöde, besoffene Geschichte“, beteuert Alexander in der Verhandlung. „Am nächsten Tag sind wir aufgewacht und draufgekommen, was wir für einen Blödsinn gemacht haben.“

Bedingte Haftstrafen für die jungen Männer
Letztlich kommen die zwei Übeltäter mit fünf beziehungsweise sieben Monaten bedingt für schwere Sachbeschädigung bzw. schwere Sachbeschädigung plus Körperverletzung davon. Zudem müssen sie je 5000 Euro Schadenersatz an den Radfahrer zahlen. Hoffentlich war es ihr letzter Hangover.

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