Hielt Opfer für Aliens

Mutter in NÖ getötet: Unterbringung für Sohn (28)

Gericht
09.01.2024 12:23

Ein 28-jähriger Niederösterreicher sitzt im Landesgericht Korneuburg vor den Geschworenen. In der Nacht zum 3. April 2023 tötete er in einem Reihenhaus in Strasshof seine geliebte Mutter mit 30 Messerstichen und verletzte den Stiefvater schwerst. Er hielt seine Opfer für Aliens. Der 28-Jährige wird rechtskräftig in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht. 

Bewacht von vier Justizwachebeamten wird der junge Mann im Landesgericht Korneuburg in Saal 16 gebracht. Martin S. trägt dunkle Jeans und einen schwarzen Pulli. Während die Staatsanwältin den Geschworenen den Antrag auf Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum vorträgt, hält der 28-Jährige den Kopf gesenkt, greift immer wieder zu seiner Brille, wirkt betroffen. An die Nacht, in der er seine Mutter brutalst mit 30 Messerstichen tötete, kann er sich laut eigenen Angaben nicht erinnern. Nur das Bild, als die Frau im Vorzimmer am Boden lag, hat er noch vor sich.

Manuskript über Aliens und Freimaurer
Doch was führte zu der Schreckenstat in dem schmucken Reihenhaus vor den Toren Wiens? „In den Monaten vor der Tat kippte der Betroffene immer mehr in Verschwörungstheorien. Wegen seiner Impfansicht fühlte sich Martin S. in der Coronazeit ausgegrenzt. Gedanken über Aliens und zum Weltuntergang fesselten ihn so sehr, dass er darüber ein Manuskript verfasste“, führt die Staatsanwältin aus. „Worum ging es in dem Manuskript?“, will die Richterin wissen. „Um Aliens und um Freimaurerei“, antwortet Martin S., der auch seine Mutter und ihren Mann in der Tatnacht für Aliens hielt.

Die 60-Jährige kannte das wirre Werk des glühenden Rapid-Fans, seine Ansichten führten in der Familie zu Diskussionen - die in dem Drama am 3. April mündeten, als er in der Nacht mit vier Küchenmessern auf die Mutter und den Stiefvater einstach. Mit enormer Brutalität. Roswitha hatte keine Chance, ihr 70-jähriger Ehemann - ein Steuerberater - überlebte schwerst verletzt. 

Cannabis führte zu schwerer Psychose
„Es sind unfassbare Ereignisse. Er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Mutter und zu seiner Schwester. Es war eine gut funktionierende Familie“, sagt Verteidigerin Astrid Wagner. Allerdings konsumierte Martin S. laut seiner Anwältin regelmäßig Drogen, einige Wochen vor der Tat probierte er zum ersten Mal synthetisches Cannabis. Gerichtspsychiater Peter Hofmann attestiert bei dem Betroffenen eine chronische Drogenpsychose. „Cannabis enthält Wirkstoffe, die zu schweren Psychosen führen können. Seitdem so viel Cannabis konsumiert wird, haben sich diese Krankheiten verdoppelt“, führt Hofmann aus. Martin S. habe sein gesamtes bisheriges Erwachsenenleben und bereits zum Frühstück Cannabis konsumiert.

Im Gericht ist von der schweren Geisteskrankheit von Martin S. nichts zu merken. Der ehemalige HAK-Schüler spricht klar, auch darüber, wie er in die Verschwörungstheorien reingekippt war. „Ich bin nur mehr vor dem Computer gesessen. Meine Mutter hat mir das Manuskript dann weggenommen“, schildert er. 

Die Geschworenen entschieden am Dienstag einstimmig, dass der Betroffene im Zustand der Unzurechnungsfähigkeit gehandelt hat. Im Fall der Zurechnungsfähigkeit wäre der 28-Jährige wegen Mordes und versuchten Mordes belangt worden. Die entsprechenden Hauptfragen wurden von den Laienrichtern einstimmig bejaht. Er wird in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht. 

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