"Aus freien Stücken"

China: Blinder Dissident hat US-Botschaft verlassen

Ausland
02.05.2012 14:52
Der chinesische Menschenrechtsaktivist Chen Guangcheng (Bild links) hat am Mittwoch die US-Botschaft in Peking verlassen. Nach sechs Tagen in amerikanischer Obhut sei der blinde Aktivist "aus freien Stücken" wieder gegangen, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.

Nachdem Chen die US-Botschaft in Peking verließ, wurde er in eine medizinische Einrichtung gebracht, wo er mit seiner Familie zusammentreffen sollte. Der seit seiner Kindheit blinde Bürgerrechtler war nach vier Jahren Haft im September 2010 aus dem Gefängnis entlassen worden und stand seither in der östlichen Provinz Shandong unter Hausarrest. Am 22. April floh er und fand in der US-Botschaft Zuflucht. Bei der Flucht dürfte sich Chen Verletzungen zugezogen haben.

China forderte eine Entschuldigung von den USA
Mit deutlichen Worten kritisierte die chinesische Regierung am Mittwoch, dass die USA Chen sechs Tage lang in der Botschaft aufgenommen hätten. Das Vorgehen der USA bedeute eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas.

"China fordert eine Entschuldigung in dieser Angelegenheit, eingehende Ermittlungen, Strafmaßnahmen für die Verantwortlichen und eine Garantie, dass sich eine solche Angelegenheit nicht wiederholt", sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Ein US-Beamter sagte, es habe sich um einen "außergewöhnlichen Fall" gehandelt, der sich nicht wiederholen werde. Auf die Forderung nach einer Entschuldigung wollte er jedoch nicht eingehen.

Telefonat mit Clinton
Am Mittwoch traf unterdessen auch US-Außenministerin Hillary Clinton zu einem jährlich stattfindenden Dialog zu Wirtschafts- und Strategiefragen in Peking ein. Die in den USA ansässige Organisation "ChinaAid" hatte erklärt, vor den bilateralen Gesprächen am Donnerstag und Freitag würden Washington und Peking Gespräche zum Fall Chen führen.

Chen soll nun bereits mit Clinton telefoniert haben. Nach Angaben eines US-Beamten habe er das Gespräch mit den Worten "Ich möchte Sie küssen" beendet. Weiters berichtete der Beamte, dass die Führung in Peking Chen einen "sicheren" Aufenthaltsort in China zugesagt habe. Clinton kündigte bereits an, diese Zusagen zu überprüfen.

Einsatz für Menschenrechte
Chen ist einer von zahlreichen autodidaktischen Anwälten, die sich in China in Menschenrechtsfragen engagieren und Betroffene beraten. Er zog vor allem mit Kritik an der Ein-Kind-Politik den Zorn der chinesischen Führung auf sich. Die Regierungen der USA und anderer Länder hatten seit Längerem die Aufhebung seines Hausarrests gefordert.

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