Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Im Handel wird die heiße Phase eingeläutet. Wie ist das Geschäft bisher gelaufen? Wir haben uns umgehört.
Der Handel hatte es in diesem Jahr nicht leicht. Die massiven Teuerungen, Krisen und nicht zuletzt Differenzen bei den KV-Verhandlungen ließen nur wenig Optimismus für das so wichtige Weihnachtsgeschäft aufkommen. Doch die Stadt, die Lokale und die Hotels (siehe Interview unten) sind voll. Daher hat sich die „Krone“ umgehört: Wie läuft es in der Stadt?
Von einem „blauen Auge“ spricht Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien: „Man merkt die Weihnachtsstimmung überall. Aber die Vorzeichen waren nicht die besten. Die steigenden Kosten machen dem Handel zu schaffen. Daher werden wir trotz stabiler Umsätze vermutlich mit einem leichten Minus rechnen müssen.“
Wiener halten stationären Händlern die Treue
Doch Gumprecht sieht auch Positives: „Die Wiener haben nach der Pandemie die Liebe zur Regionalität und dem lokalen Handel entdeckt. Das persönliche Gespräch und die Beratung sind den Menschen wichtig. Hat man sich vor der Pandemie noch im Geschäft beraten lassen und dann online bestellt, ist es jetzt vielfach umgekehrt.“
Märkte als wichtiger Faktor
Ein wesentlicher Faktor für die optimistische Stimmung in der Stadt sind die Weihnachtsmärkte und die Atmosphäre. Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke: „Gerade in der Vorweihnachtszeit hält Wien touristisch einen der stärksten Marktanteile unter Europas Städten - nirgendwo sonst gibt es so viele Weihnachtsmärkte wie in Wien. Besonders erfreulich ist auch, dass der Wiener Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz von der britischen „Financial Times“ zu den besten der Welt gewählt wurde. Für Wien ist das natürlich ein wichtiges, weiteres internationales Aushängeschild - von dem auch der Handel in Wien profitiert.“
ist es heuer wichtig, dass Geschenke eine persönliche Note haben. Vergleichsweise entsprechend unpopulär sind in dieser Saison Gutscheine als Geschenke.
Christian Klement, Betreiber von vier Weihnachtsdörfern am Stephansplatz, am Maria-Theresien-Platz, im Belvedere und am Campus der Uni Wien, unterstreicht das: „Die Weihnachtsdörfer sind bislang sehr gut besucht. Man hat insgesamt das Gefühl, dass die Gäste die Adventzeit genießen möchten. Kunsthandwerk kommt bei den Menschen gut an.“
Bei Kindern spart Christkind nicht
Fast neun von zehn Wienerinnen und Wienern besorgen zu Weihnachten Geschenke, hat eine aktuelle Umfrage der Wiener Wirtschaft ergeben - macht in Summe zehn Millionen Packerln -, im durchschnittlichen Wert von 290 Euro pro Person und sieben Geschenken pro „Christkind“.
Damit zeigt sich allerdings auch zu Weihnachten, dass die Gürtel enger geschnallt werden müssen: Voriges Jahr wurden noch 330 Euro ausgegeben. Gespart wird jedoch nicht, wenn es um Überraschungen für die eigenen Kinder oder Enkel geht: Ein Drittel aller Wiener hat Spielwaren auf seiner Einkaufsliste, gefolgt von Bekleidung, Kosmetika und Büchern.
Not macht auch bei Packerln erfinderisch
Das teils knappe Budget für Geschenke hat allerdings auch seine Vorteile, denn offenbar machen sich die Menschen dadurch viel mehr Gedanken über ein Geschenk, das tatsächlich mit dem zu Beschenkenden zu tun hat: Gutscheine, voriges Jahr noch auf einem Drittel aller Einkaufslisten und damit das zweitbeliebteste Geschenk, finden sich heuer nur bei jedem Fünften, und somit auf Platz acht der Geschenkideen.
Der Tourismus spülte vor der Pandemie 7,1 Milliarden Euro in die Kassen der Stadt, Hotels, Handel und Gastronomie. Wien punktet vor allem bei Kongressen (Platz 1 weltweit). Ein Tagungsgast gibt durchschnittlich 540 Euro pro Tag aus.
Eine immer größere Rolle spielt auch Nachhaltigkeit: Schon 56 Prozent ist wichtig, wo und wie ein Geschenk gefertigt wurde.
„Wien ist schön und funktioniert“
„Krone“: Herr Kettner, sind Wiens Hotels voll, halb voll oder halb leer?
Norbert Kettner: Wir sind fast supervoll. Wir nähern und bei den Auslastungen 90 Prozent. Dieser wichtige Wirtschaftsfaktor ist beinahe zu alter Stärke zurückgekehrt. Mit unseren Christkindlmärkten und dem Flair hat Wien hier sicher eine Ausnahmestellung in Europa zu dieser Zeit. Von vielen Touristen profitieren nicht nur Hotels, sondern auch Kultur, Handel und Gastronomie.
Was spricht für Wien?
Wien ist eine überschaubare Weltmetropole im positiven Sinn. Touristen können zu Fuß sehr viele Sehenswürdigkeiten erkunden. Wir haben eine hohe Museums- und Lokaldichte, die nötige Infrastruktur und die nötigen Kapazitäten. Die Stadt ist schön und funktioniert.
Wie sieht der typische Wien-Gast aus?
Ungefähr 40 Jahre alt, überdurchschnittliches Einkommen, höhere Bildung, kulturinteressiert und Stadtbewohner. 60 Prozent unserer Hotelbetten sind im Premiumsegment. Ein Wiengast gibt durchschnittlich 270 Euro pro Tag aus.
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