Geistlicher Gegenwind

Pfarrer: Homo-Segnung ist „Diskriminierung hoch x“

Burgenland
20.12.2023 06:00

Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics unterstützt die Segnung homosexueller Paare. Anderen Pfarrern geht das nicht weit genug.

Liebe ist eine Naturgewalt und ein Geschenk Gottes. Kein Mensch hat es in der Hand, für wen er Zuneigung empfindet - und zu welchem Geschlecht er sich hingezogen fühlt. In der Katholischen Kirche sieht man das anders. Gleichgeschlechtliche intime Handlungen sind laut Kirchenlehre „nicht in Ordnung“. Das Ausleben der Sexualität ist ausschließlich Mann und Frau vorbehalten, detto das Sakrament der Ehe.

Selbst eine Segnung wurde gleichgeschlechtlichen Paaren bisher verweigert. Deshalb überrascht es umso mehr, dass der Vatikan die Segnung homosexueller Paare nun plötzlich erlaubt. Die Grundsatzerklärung mit dem klingenden Titel „Fiducia supplicans“ (deutsch: „Das flehende Vertrauen“) wurde von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt.

Papst Franziskus gilt als Reformator der Kirche. Folgen bald weitere Neuerungen?
Papst Franziskus gilt als Reformator der Kirche. Folgen bald weitere Neuerungen?(Bild: AP )

Verbot ignoriert
Burgenlands Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics begrüßt diese Entscheidung. Für ihn ist es „selbstverständlich“, dass auch er solche Segnungen vornehmen wird: „Das Sakrament der Ehe wird in keiner Weise berührt. Ich appelliere daher an alle Priester, dass sie die Segnung homosexueller Paare ermöglichen und hoffe, dass bei den Priestern so viel Menschlichkeit und Hirnschmalz vorhanden ist.“

Aber was sagt die 2006 gegründete österreichische Pfarrer-Initiative „Aufruf zum Ungehorsam“ zu den jüngsten Entwicklungen in der Weltkirche? Immerhin ignorierte die Gruppe, die aus mehr als 300 liberalen römisch-katholischen Priestern und Diakonen besteht, schon seit Jahren das vatikanische Verbot von Segnungen homosexueller Partnerschaften und folgte stattdessen ihrem Gewissen, um sich für lebendige Pfarrgemeinden, zeitgemäße Kirchenstrukturen, die Gleichstellung der Frau in der Kirche, eine glaubwürdige und aufgeschlossene Weltkirche und den aufrichtigen Dienst am Menschen einzusetzen.

Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics
Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics(Bild: P. Huber)

Drohen noch mehr Kirchenaustritte?
„Dass diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt getroffen wurde, hat mit der Bischofssynode zu tun, wo diese Fragen behandelt wurden. Die deutschen Bischöfe sind da vorgeprescht“, erklärt Pfarrer Branko Kornfeind aus Schandorf, der auch Teil der Pfarrer-Initiative ist. Ob er glaubt, dass die Kirche durch diese Öffnung Schaden nehmen könnte?

Zitat Icon

Natürlich besteht die Gefahr, dass manche wegen dieser Entscheidung der Kirche den Rücken kehren werden, doch die große Mehrheit der Gläubigen wird mit dieser Entscheidung kein Problem haben. Einige wenige, Priester und Laien, aber durchaus.

Pfarrer Branko Kornfeind

Harsche Kritik
Ein anderer burgenländischer Pfarrer, der sich ebenfalls bei den geistlichen Rebellen engagiert, sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt und auch schon gleichgeschlechtliche Paare gesegnet hat, kann sich über die Erklärung der Glaubenskongregation kein bisschen freuen. Ein großer Wurf sehe anders aus, sagt er hinter vorgehaltener Hand.

Kommt eines Tages auch die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare?
Kommt eines Tages auch die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare?(Bild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com)

Angst vor Konsequenzen
Namentlich erwähnt werden möchte er nicht, weil dies „von Seiten der Diözese eine postwendende Versetzung bedeuten“ und seiner Pfarre und ihm massiv schaden würde. Mit seiner Meinung hinterm Berg halten, möchte er trotzdem nicht, weil die Wahrheit den Menschen zumutbar sei.

„Dass die Segnung erlaubt wird, aber nicht im Rahmen eines Gottesdienstes stattfinden darf, ist für mich so, wie wenn ich schwimmen gehen möchte, aber beim Schwimmen nicht nass werden darf. Das geht halt nicht. Praktisch ist die Richtlinie für diese Segnung nicht umsetzbar und diese Erklärung in meinen Augen Diskriminierung hoch x.“ Seiner Meinung nach sollte dies mitberücksichtigt werden, bevor ein Beschluss in Stein gemeißelt werde.

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