„Maestro“

Die innere Zerrissenheit eines großen Meisters

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17.12.2023 06:00

Brillant inszeniert Hollywoodstar Bradley Cooper in „Maestro“ den großen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein. Trotzdem schafft es Carey Mulligan, in Karriere-Höchstform als Bernsteins Frau Felicia, ihm die Show zu stehlen.

Sprechen wir gleich die Nase, Pardon, den Elefanten im Raum an: Nach der Weltpremiere von „Maestro“ (ab 20.12. auf Netflix) - bei den Filmfestspielen von Venedig - sorgte die im Film von Bradley Cooper getragene Prothese für solch hyperventilierende Schnappatmung, dass das eigentliche Thema in den Hintergrund geblasen wurde. Nämlich dass der Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur die Welt mit einem cineastischen Meisterwerk beschenkt hatte - über eine der wohl schillerndsten Gestalten der Musikgeschichte, Komponist und Dirigent Leonard Bernstein. Den Vorwurf des Antisemitismus erstickten ausgerechnet Bernsteins Kinder Nina, Jamie und Alexander im Keim, aber letzten Endes stellte die schauspielerische Leistung und Coopers Hingabe für das Projekt die vermeintlich große Nase in den Schatten.

Sechs Jahre lang vertiefte sich Cooper in das Leben von „Lenny“, wobei ihm am meisten die Liebe zu dessen Frau Felicia Cohn Montealegre (Carey Mulligan) faszinierte. „Diese unkonventionelle und aufrichtige Liebe. Das war die Geschichte, die ich erzählen wollte - eine Liebesgeschichte. Natürlich war das andere unersetzliche Element die Musik, die großartigen Werke, die von Bernstein sowohl komponiert als auch dirigiert wurden“, erzählt der Filmemacher im Interview. „Es war einer der schönsten Momente in meiner Karriere, dieser Geschichte Leben einzuhauchen. Eins ist gewiss: Ich habe noch nie so furchtlos Kunst geschaffen. Bernsteins Geschichte hat mich gezwungen, furchtlos zu sein, weil er es war. Das war das größte Geschenk, das Lenny mir gemacht hat.“

Es sind auch diese zwei Aspekte in Bernsteins Leben, die die Zerrissenheit seiner Seele wohl am besten einfangen. Einerseits privat, seine Frau über alles liebend, aber stets Affären mit anderen Männern unterhaltend. Andererseits beruflich als extrovertierte Rampensau dirigierend und gleichzeitig in sich gekehrt komponierend. Cooper lässt immer wieder die Grenzen zwischen diesen Welten verschwimmen und stellt Felicia in den Mittelpunkt von Bernsteins Konflikten - aber niemals als die gescholtene Ehefrau, sondern als seine Partnerin auf Augenhöhe. Nicht jemand, der sein Dasein in Lennys Schatten fristet, sondern vielmehr ihm den Weg aus den dunklen Winkeln seines Inneren hell erleuchtet. Dabei läuft Mulligan zur Höchstform auf und stiehlt - im positivsten Sinne des Wortes - dem „Maestro“ die Show. Eine Show, die mit viel Herz, Schmerz und Aufrichtigkeit die Liebe zelebriert - Lennys Liebe zum Leben, zu seiner Frau und der Musik.

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