Karfreitagsfeiern

Millionen Christen gedachten der Kreuzigung Jesu

Ausland
06.04.2012 22:40
Christen in aller Welt haben am Karfreitag der Kreuzigung Jesu vor rund 2.000 Jahren gedacht. In Jerusalem gingen Tausende in dichtem Gedränge die traditionellen 14 Stationen seines Leidensweges auf der Via Dolorosa durch die Altstadt nach. In der Grabeskirche, dem überlieferten Ort des Todes und der Bestattung Jesu, kamen schon seit den frühen Morgenstunden zahlreiche Gläubige zur zentralen Feier zusammen. Papst Benedikt XVI. feierte am Nachmittag die Karfreitagsliturgie im Petersdom und beging am Abend die traditionelle Kreuzweg-Andacht.

Benedikt hatte das italienische Ehepaar Danilo und Anna Maria Zanzucchi von der Fokolar-Bewegung gebeten, in diesem Jahr die Betrachtungen zu den einzelnen Stationen auf dem nachgezeichneten Leidensweg Jesu zu verfassen. Die Texte drehten sich um Untreue, Streit, Trennung und Tod. Der Kreuzweg ist einer der bewegenden Höhepunkte der Osterfeiern. An der 14. und letzten Station hielt Benedikt das Kreuz selbst.

Um Leiden und Lasten gemeinsam tragen zu können, bat das Ehepaar in seinen Meditationen stellvertretend um die Hilfe der Gesellschaft, "der wir Familien als lebendiger und formender Teil angehören". Die Fokolar-Bewegung ist eine in Italien gegründete katholische geistliche Gemeinschaft. Unter anderem Familien aus Italien, Burkina Faso und Peru trugen das Kreuz auf den 14 Stationen am Kolosseum.

"Situation vieler Familien erschwert"
Die Erfahrung von Leid präge auch die Familie, sagte der Papst in seinem Schlusswort. Er verwies auf Unverständnis, auf Sorgen um die Zukunft der Kinder, auf Krankheiten und Entbehrungen verschiedenster Art. "In unserer Zeit ist überdies die Situation vieler Familien erschwert durch die Unsicherheit der Arbeit und durch andere negative Auswirkungen der Wirtschaftskrise", sagte das Kirchenoberhaupt.

Mit der traditionellen Fußwaschung hatte Benedikt am Vorabend die Osterfeierlichkeiten des Vatikans begonnen. Er reinigte bei einem Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika zwölf Priestern die Füße, wie laut biblischer Überlieferung Jesus beim Letzten Abendmahl seinen Jüngern. In seiner Predigt prangerte der Papst den Hochmut als "das eigentliche Wesen der Sünde" an. Die Kollekte dieses Abendmahlgottesdienstes kommt syrischen Flüchtlingen zugute.

Zweithöchste Alarmstufe in Israel
In Israel wurde für die Armee landesweit die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Grund ist, dass zeitgleich zu den Osterfeierlichkeiten am Freitagabend das jüdische Pessach-Fest begann, das an die Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten erinnert. Laut Medienberichten bleiben die Kontrollpunkte zum Westjordanland bis Samstagnacht geschlossen. Nach Militärangaben erhielten 500 Christen aus Gaza sowie 20.000 Christen aus dem Westjordanland Einreisegenehmigungen für die Osterfeiern in Jerusalem.

In Jerusalem gingen Tausende in dichtem Gedränge die traditionellen 14 Stationen seines Leidensweges auf der Via Dolorosa durch die Altstadt nach. In der Grabeskirche, dem überlieferten Ort des Todes und der Bestattung Jesu, kamen schon seit den frühen Morgenstunden zahlreiche Gläubige zur zentralen Feier zusammen.

Kuba: Erste Karfreitagsfeiern seit 50 Jahren
Erstmals seit mehr als 50 Jahren wurde in Kuba der Karfreitag als Feiertag begangen. Präsident Raul Castro hatte auf persönliche Bitte von Papst Benedikt XVI. bei dessen Besuch Ende März den Karfreitag zum nationalen Feiertag erklärt. Die Regelung gilt zunächst nur ausnahmsweise.

In einer Premiere übertrug das Staatsfernsehen zudem die Karfreitagsliturgie aus der katholischen Kathedrale von Havanna. Die Predigt von Kardinal Jaime Ortega wurde live auf dem Bildungskanal "Educacion 1" ausgestrahlt, erklärte der Sprecher der Erzdiözese, Orlando Marquez. Ebenfalls als Neuerung fand wieder eine öffentliche Kreuzweg-Prozession in Havanna statt.

Fast zwei Millionen Mexikaner zu Passionsspielen
In Mexiko-Stadt haben fast zwei Millionen Menschen den traditionellen Passionsspielen im Iztapalapa-Viertel beigewohnt. Bei dem Schauspiel, das in dem Stadtteil erstmals vor 169 Jahren aufgeführt wurde, stellten 135 Schauspieler mit rund 500 Komparsen zentrale Ereignisse während der letzten Tage im Leben von Jesus Christus nach.

An einem Kreuzweg zum Höhepunkt der wochenlangen Feier nahmen rund 10.000 Menschen teil. Erstmals seit neun Jahren wurde auch die Kreuzigung selbst auf dem Hauptplatz der Stadt und dem Atrium der Kathedrale nachgestellt.

Kreuzigungen auf den Philippinen
Auf den Philippinen ließen sich auch heuer am Karfreitag mehr als 20 Personen ans Kreuz nageln, um das Leiden von Jesus Christus nachzuerleben (Video in der Infobox). Rund 3.000 Einheimische und Touristen verfolgten die traditionellen Kreuzigungen in einem Dorf nördlich von Manila. Helfer nehmen die Menschen nach einigen Minuten wieder von den Kreuzen ab.

Bereits Stunden vor der Zeremonie geißelten sich zahlreiche Einheimische mit Peitschenhieben, um so für ihre Sünden zu büßen. Die katholischen Bischöfe des Landes lehnen den blutigen Brauch ab.

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