Fehlende Alternativen

Kein Geld für Hobbys: Kinder als „Handyzombies“

Wien
15.11.2023 06:00

Jedes fünfte Wiener Kind ist von Armut betroffen oder zumindest gefährdet. Skikurse, Fußballtraining oder generell soziale Kontakte sind undenkbar. Die Folgen sind dramatisch.

Eben erst schlugen Wiener Elternvertreter Alarm. Viele Familien könnten sich für ihren Nachwuchs die Schulskikurse nicht mehr leisten. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, ist Rosa Bergmann, Geschäftsführerin des Vereins Hobby Lobby überzeugt: „Bereits jedes fünfte Kind ist aufgrund der hohen Kosten von außerschulischen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen.“ Mit anderen Worten: Eine Mitgliedschaft bei einem Verein und damit soziale Interaktion außerhalb der Schule sind für viele Familien im Haushaltsbudget einfach nicht drin. Bergmann: „Wer sich schon schwertut, die steigenden Mieten, Energie- und Lebensmittelpreise zu stemmen, wird kaum das Geld für Mitgliedsbeiträge aufbringen.“

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Vielen Familien fehlt das Geld, um Kindern eine Mitgliedschaft im Verein zu zahlen. Und die Nachfrage nach unseren kostenlosen Angeboten steigt gewaltig - das sollte nicht sein.

(Bild: Valerie Loudon)

Rosa Bergmann, GF des Vereins Hobby Lobby

Armut bedeutet für die Kinder soziale Insolation
Und die Konsequenzen sind dramatisch. Kinder, deren Eltern all das finanzieren können, bauen ihren akademischen Vorsprung und ihre Kompetenzen noch weiter aus, denn 70 Prozent unseres Wissens erlernen wir im informellen Kontext. Auch psychische Probleme steigen. Und die Vereinschefin weiß, wovon sie spricht.

Seit 2019 bietet Hobby Lobby kostenlose Freizeitkurse für Kinder aus benachteiligten Familien an. Zudem arbeitete Bergmann selbst als Lehrerin an einer Wiener Mittelschule. Mit kostenlosen Kursen wie Coding, Fotografie, Schach, Volleyball oder Koreanisch arbeiten die Profis deshalb daran, Weiterbildung in der Freizeit allen Kindern zugänglich zu machen. Denn auch das nachmittägliche Treffen mit Freunden ist heute eine anscheinend in Vergessenheit geratene Tugend.

Freie Zeit nur am Handy
Bergmann: „Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigt eine Umfrage unter unseren Teilnehmern. 93 Prozent geben an, dass sie sich einen bezahlten Verein gar nicht leisten können. 70 Prozent hängen in der nicht betreuten Zeit außerhalb der Schule oder unserer Kurse am Smartphone.“ Das sei gerade in der jetzigen Zeit mit Kriegen und Konflikten besonders besorgniserregend. Armut macht Kinder somit zu „Handyzombies“. Das zu verhindern ist ein Hauptanliegen des Vereins. Fünf Standorte gibt es in Wien. 

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