Anfang November hat der Dachsbau in Innsbruck geschlossen. Er war nicht der erste Club - und wird womöglich auch nicht der letzte bleiben. Die Stimmung unter den Clubbesitzern ist schlecht.
Die Mausefalle in Schwaz, der Weekender Club und der Dachsbau in Innsbruck haben eines gemeinsam: Partynächte in diesen Clubs gibt es nur noch in so manch verschwommener Erinnerung. Geschlossen, umfunktioniert, teilweise schon abgerissen sind die ehemaligen Feiertempel heute. Wer auf der Suche nach Party ist, muss sich anderweitig orientieren – und darauf hoffen, dass der neue Lieblingsclub nicht ebenfalls bald zusperrt.
„Viele Anfragen, ob ich übernehmen möchte“
„Ich habe in letzter Zeit viele Anfragen erhalten, ob ich Lokale in Innsbruck übernehmen möchte“, erzählt der Innsbrucker Unternehmer Hansi Berchtold, der in der Stadt drei Nachtlokale betreibt. Gerüchte, wonach auch diese vor der Schließung stehen, dementiert der Geschäftsmann gegenüber der „Krone“ - „im Gegenteil“. Aber: Viele hätten derzeit Probleme, es gehe sich oft einfach nicht mehr aus.
„Junge können sich Stadt nicht mehr leisten“
Auch Frederik Lordick, Sprecher der Innsbruck Club Commission, bestätigt das. „Ich weiß von vielen, die nicht mehr wissen, wie lange es noch geht.“ Lordick sieht das Problem auch darin, dass sich viele junge Menschen die Stadt nicht mehr leisten könnten.
Das Sonnendeck sieht er als Paradebeispiel für die Prioritäten der Stadt Innsbruck: „Das sorgt dafür, dass die Stadt noch uninteressanter wird für junge Leute. Warum soll ich in eine Stadt ziehen, in der es halb so viel Angebot gibt, die aber doppelt so teuer ist?“ Lordick sieht die Lösung im langfristigen Umdenken: „Clubkultur muss als Kulturgut gesehen und entsprechend gefördert werden.“
„Krone“-Kommentar: Wenn Schluss mit Party ist
Freitagabend, in einer der belebteren Straßen in Innsbruck: Jugendliche, die ein Tragerl Bier, eine Flasche Wein oder was „Härteres“ in der Hand haben, sind nicht die Ausnahme. Manche sind schon „gut drauf“. Aber die Nacht ist noch jung. „Vorglühen“ heißt das im Jargon der Jungen heutzutage. Übersetzt: Man trinkt schon mal ein bisschen, bevor es später in einen Club geht.
Zum „Vorglühen“ sind die Jugendlichen meist fast schon gezwungen, denn für mehr Getränke in besagten Clubs reicht das Taschengeld der Eltern oder die Lehrlingsentschädigung nicht. So entsteht letztlich ein Teufelskreis. Wenn die Clubgäste weniger konsumieren, fehlt der Umsatz in besagter Einrichtung. Für die steigenden Personal- und Mietkosten braucht es aber Einnahmen. Somit wird jeder wirtschaftlich denkende Clubverantwortliche irgendwann die Reißleine ziehen und schließen. Es sei denn, er will sehenden Auges in den Konkurs schlittern.
Dieser Teufelskreis scheint sich nicht nur in Innsbruck immer öfter zu bilden. Wenn dann ein Club nach dem anderen zusperrt, ist die Entrüstung groß, wachen die Politiker auf (manche auch nicht). Der Ruf nach mehr Raum für die Jugend wird laut. Und verhallt sogleich, ohne dass es Lösungsansätze gibt.
Doch der Politik sollten Einrichtungen für die Jugend schon allein aus der sozialen Verantwortung heraus Geld wert sein. Denn Partys am Sonnendeck oder illegale Massenfeste in der Sillschlucht sind fix der falsche Lösungsansatz.
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