Das Leid wird größer
Eltern im Gazastreifen markieren jetzt ihre Kinder
Der Krieg zwischen der Terrorgruppe Hamas und Israel fordert täglich neue Todesopfer. Vor allem im dicht besiedelten Gazastreifen kam es in den vergangenen Wochen bei Luftschlägen zu vielen zivilen Opfern. Eltern haben nun damit begonnen, die Namen ihrer Kinder auf deren Körper zu schreiben, berichten Ärzte.
So soll im Ernstfall die Identifizierung vereinfacht werden, berichten Ärzte des Al-Aqsa-Krankenhauses dem US-Sender CNN.
„Wir haben einige Fälle gehabt, bei denen die Eltern die Namen ihrer Kinder auf die Beine und den Bauch geschrieben haben“, erklärte Abdul Rahman Al Masri, Leiter der Notaufnahme, das relativ neue Phänomen.
Eltern wollen Kinder nicht verlieren
Er sagte, die Eltern seien besorgt, dass „alles passieren könnte“ und niemand in der Lage wäre, ihre Kinder zu identifizieren. Immer wieder werden auch die Kleinsten im Gazastreifen von einstürzenden Gebäuden schwer verletzt oder getötet.
Auch die Nachrichtenagentur AFP veröffentlichte Aufnahmen der Vorgehensweise:
Der Leiter der Klinik, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte CNN: „Viele der Kinder werden vermisst, viele kommen mit gebrochenen Schädeln hier an und es ist unmöglich, sie zu identifizieren, nur durch diese Schrift können sie identifiziert werden.“
Berichte über OPs ohne Narkotika
Leo Cans, ein Vertreter von „Ärzte ohne Grenzen“, berichtete, dass den Spitälern im Gazastreifen mittlerweile die medizinischen Reserven ausgehen. Das führe dazu, dass chirurgische Operationen „ohne die richtige Dosis an Narkotika, ohne die richtige Dosis an Morphium“ durchgeführt würden.
„Was die Schmerzbehandlung betrifft, so geschieht sie nicht. Wir haben derzeit Menschen, die ohne Morphium operiert werden. Das ist gerade bei zwei Kindern passiert“, sagte Cans. „Wir haben viele Kinder, die unglücklicherweise unter den Verletzten sind, und ich habe mit einem unserer Chirurgen gesprochen, der gestern einen Zehnjährigen mit Verbrennungen an 60 Prozent der Körperoberfläche operiert hat, und der am Ende keine Schmerzmittel bekommen hat.“ Unabhängig überprüfen lässt sich diese Behauptung nicht.
Eine Versorgungskette für die notleidende Bevölkerung wurde mittlerweile installiert. Ein dritter Konvoi aus 40 Lastwagen begann am Sonntag von Ägypten aus die Einfahrt in den Transitbereich der gemeinsamen Grenze, um dringend benötigte internationale Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen, wie der Ägyptische Rote Halbmond mitteilte.
UN fordern 100 LKW am Tag
Die Mengen sind weiterhin sehr gering, mit Blick auf den tatsächlichen Bedarf im Gazastreifen, wo mehr als zwei Millionen Menschen leben. Dort waren schon vor Kriegsbeginn 60 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA angewiesen. Die UN gehen davon aus, dass für eine Grundversorgung mit Hilfsgütern rund 100 Lastwagenladungen täglich benötigt werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.