Enorme Summen erbeuteten drei junge Männer bei sieben Opfern - mithilfe eines mittlerweile weit verbreiteten Tricks: Falsche Polizisten. Zwar agierten sie nur als die „kleinsten Rädchen“, der Schaden ist trotzdem groß. Und fordere laut dem Schöffensenat empfindliche Haftstrafen.
„Schauen Sie sich die drei an. Das sind die kleinsten Würschtl, die es in der Organisation gibt“, deutet Verteidiger Nikolaus Rast auf seinen Mandanten und die zwei Mitangeklagten. Die drei jungen Männer gaben sich von Oktober 2022 bis März 2023 als falsche Polizisten aus.
„Kleinste Rädchen“ in riesiger Organisation
Der Staatsanwalt erklärt kurz und knapp, wie die Masche funktioniert: Der Kopf dieser kriminellen Organisation säße in der Türkei, würde von dort aus ältere Personen kontaktieren. Mit falschen Warnungen vor Einbrüchen bringen sie die Opfer dazu, ihr Vermögen und ihre Wertgegenstände den mittlerweile Angeklagten zu übergeben.
Das System, das hier im Hintergrund läuft, funktioniert ohne die kleinen Rädchen nicht. Wenn sie wegfallen, steht das System.
Staatsanwalt im Wiener Landesgericht
Die drei Männer hätten als „kleinste Rädchen“ fungiert - sie holten das Diebesgut ab, fuhren das Auto und passten auf. Das mache ihren Tatbeitrag aber nicht geringer: „Das System, dass hier im Hintergrund läuft, funktioniert ohne die kleinen Rädchen nicht. Wenn sie wegfallen, steht das System.“
Eine Million Euro Schaden angerichtet
Und mit diesem System haben die drei Angeklagten im Alter von 22 bis 31 Jahren ca. eine Million Euro in Form von Bargeld, Gold und Schmuck erbeutet. „Sie können sich schämen, dass Sie alte Leute so geschädigt haben. Sie drei können das nicht ersetzen, solange die Opfer noch leben“, rügt die beisitzende Richterin.
„Schäme mich, wenn ich alte Frauen sehe.“
Und das tuen die jungen Männer im Landesgericht Wien, die sich umfassend geständig verantworten. „Ich schäme mich wirklich jeden Tag, wenn ich alte Frauen auf der Straße sehe“, gibt der 31-Jährige zu. In Anbetracht auf den Wert der Beute, verdiente er an dem Geschäft nicht viel: lediglich 900 Euro. Die Beute brachten sie zu einem Juwelier im 10. Bezirk.
Der 25-jährige Niederösterreicher verursachte den größten Schaden. Er brachte sogar eine 97-jährige Dame mit dem Auto zur Bank. „Die kriegt keinen Cent zurück. Eine Frau hat 600.000 Euro verloren. Sie werden das ja wohl nicht zurückzahlen können“, macht die beisitzende Richterin scharf auf die Opfer aufmerksam.
Trotzdem erkennen die Angeklagten den gesamten Schaden an. Das und ihre reumütigen Geständnisse rechnet ihnen der Staatsanwalt hoch an: „Sie haben den Opfern erspart, hier noch einmal zu erscheinen.“
Gefängnisstrafen für falsche Polizisten
Das wertet auch der Schöffensenat. Wegen gewerbsmäßigen Betrugs in einer kriminellen Vereinigung fassen alle drei Haftstrafen aus. Der vorbestrafte 22-jährige Erstangeklagte muss 30 Monate ins Gefängnis. Der Älteste kommt mit 24 Monaten teilbedingt davon - acht Monate tatsächlich in Haft.
Der 25-jährige Niederösterreicher fasst die strengste Strafe aus - bei ihm wurde auch Falschgeld und ein Schlagring gefunden: Drei Jahre und neun Monate Gefängnis. Es ginge auch um generalpräventive Gründe, führt der Richter aus.
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