Kapitän belastet
Reederei: “Haben Manöver niemals genehmigt”
"Die Passagiere waren informiert worden, dass das Schiff auf fünf Seemeilen Entfernung an der Insel vorbeifahren würde", berichtete Costa-Geschäftsführer Pierluigi Foschi in einer Ansprache vor dem Senat in Rom. Der Manager bestritt somit Aussagen Schettinos, denen zufolge "Die Verneigung" von der Reederei genehmigt worden war. Der Kapitän hatte den ermittelnden toskanischen Staatsanwälten gesagt, das Manöver werde von Kreuzfahrtschiffen auf der ganzen Welt durchgeführt, es sei eine Art von Werbung für die betroffene Gegend.
Weiters bestritt Foschi, dass die Blackbox der "Costa Concordia" nicht funktionierte, wie Schettino erklärt hatte. "Es gab zwar einige Probleme, die wir den Technikern des Betriebs gemeldet hatten, der die Blackbox produziert. Trotzdem sind die Daten aufgezeichnet worden", sagte der Geschäftsführer.
Personal verteidigt
Foschi wies zudem Vorwürfe zurück, das Bordpersonal habe unvorbereitet auf die Havarie reagiert, was zu Engpässen bei der Evakuierung geführt habe: "Dem Bordpersonal ist es trotz der Schlagseite des Schiffes gelungen, rasch 4.500 Personen zu evakuieren - fast eine ganze Stadt."
Der Costa-Geschäftsführer erklärte auch, dass sich an Bord keine blinden Passagiere und Schwarzarbeiter befunden hätten, wie Medien angesichts unklarer Angaben über die Vermissten spekuliert hatten. "Es ist undenkbar, dass eine traditionsreiche Gesellschaft wie Costa Crociere blinde Passagiere an Bord erlaubt oder Schwarzarbeiter einsetzt." Die Reederei garantiere die höchsten Sicherheitsstandards.
Costa Crociere ist zuletzt zunehmend ins Visier der Staatsanwälte geraten. Wesentliche Sicherheitsvorkehrungen an Bord seien ignoriert worden, vermuten die Ermittler. Das Personal sei auf die Evakuierung vollkommen unvorbereitet gewesen, im Chaos nach der Havarie seien die Gäste sogar aufgerufen worden, sich in ihre Kabinen zurückzuziehen. Zudem habe niemand die Führung bei der Evakuierung übernommen.
16 Tote, 22 vermisste
Inzwischen wurde die Suche nach den Vermissten im Wrack am Mittwoch fortgesetzt. "Es wäre ein Wunder, noch jemanden lebend zu finden, doch wir suchen weiter", sagte ein Behördenvertreter. Bisher wurden 16 Todesopfer gemeldet, 22 Menschen werden nach wie vor vermisst. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren mehr als 4.000 Menschen an Bord, darunter 77 Österreicher.
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