Mit seinen Party-Rapsongs und lustigen Memes ist der kanadische Rapper BBNO$ ein Held auf Spotify, YouTube, TikTok und Instagram. In wenigen Wochen spielt er das zweite Mal am Frequency Festival - davor gab uns der 28-Jährige Einblicke in sein Leben, erklärt uns, warum er dem Celebrity-Kult nichts abgewinnen kann und weshalb er sich eine zweite Karriere als Arzt sehr gut vorstellen kann.
Zuerst gleich einmal vorweg: Hinter dem gar nicht so sperrigen Pseudonym BBNO$ steckt kein komplizierter Rap-Insider-Schmäh, sondern schlichtweg die Bezeichnung „Baby No Money“. Stellvertretend für seine sehr humoristisch geführten Songs wählte Alexander Leon Gumuchian, so der bürgerliche Name des 28-Jährigen, den Künstlernamen zur augenzwinkernden Einordnung seiner akustischen Fertigkeiten. Der Kanadier mit armenischen Vorfahren ist einer der größten Internetstars der Gegenwart. Eigentlich strebte er als Jugendlicher eine Karriere als Profischwimmer an, doch eine schwere Rückenverletzung verhinderte diese Pläne. So begann BBNO$ als 19-Jähriger recht spät damit, in seinem Schlafzimmer an Songs zu basteln und wurde zum Helden im Netz. Via Soundcloud veröffentlichte er ab 2016 erste Songs und schaffte es in China zum Superstar.
Etwas Punk, sehr viel Party
Wenig später arbeitete er erstmals mit dem US-Rapper Yung Gravy zusammen. Aus dem ersten Beschnuppern entstand eine dicke Freundschaft samt einer fruchtbaren Arbeitsbeziehung. Mit ihrer aktuellen Single „Goodness Gracious“ eroberten sie erst vor wenigen Wochen die Spitze der FM4-Charts und nach einer erfolgreichen Frequency-Premiere vor einem knappen Jahr gibt es bei der diesjährigen Ausgabe ein Wiedersehen mit dem sympathischen Nordamerikaner. Mit der Mischung aus Rap, Pop, etwas Punk und ganz viel Party trifft BBNO$ den Nerv der Zeit und das Interesse einer ganzen Generation. Der große Durchbruch gelang ihm 2019 mit der Single „Lalala“, die er mit Rapper Y2K fertigte. Dass er sich seitdem - trotz weiterer großer Erfolgssingles - immer noch gerne selbst den „Lalala“-Typen nennt, ist nur ein weiterer Beweis für seine bescheidene Selbstironie.
„Ich nehme meine Musik natürlich ernst, will aber auch nicht als dämlicher Idiot rüberkommen“, erzählt er uns im „Krone“-Interview, „es ist einfach, bei schnellem Erfolg im Musikgeschäft ein überbordendes Ego zu entwickeln. Ich lache lieber über die Dinge und mache mich über alles lustig. Ich stelle mich auf eine Bühne, rede irgendeinen witzigen Mist und die Leute haben eine gute Zeit. Ich bin gerne der Spaßvogel, weil es meinem Naturell entspricht.“ In den Videos zu seinen Songs persifliert BBNO$ das steife Musikgeschäft, streift gerne an den Genres Film und Gaming und witzelt über alles, was aktuell Thema ist. Als eine Mischung aus Musiker und Online-Comedian begeistert er auf TikTok mit Memes und Kurzvideos, während seine Songs auf Spotify pro Monat rund elf Millionen Mal gestreamt werden.
Glück und Freude
BBNO$ geht streng nach der Devise „hart aber herzlich“ vor. „Ich habe einen natürlichen Filter, der ganz klar darüber entscheidet, ob ich mich Themen annehme oder nicht. Ich bin mir bewusst, dass mir viele Menschen zuhören und zusehen und will eine gute Vorbildrolle ausfüllen. Es geht natürlich nicht immer, aber ich versuche 24 Stunden am Tag Positives auszustrahlen. Es klingt immer ein bisschen seltsam, wenn man das so sagt, aber ich will die Menschen mit Glück und Freude erfüllen. Ich bin sehr empathisch und möchte, dass die schreckliche Welt da draußen bei meiner 90-Minuten-Show stillsteht.“ BBNO$ bezeichnet sich selbst als Workaholic, der den Absprung vom eigenen Smartphone gerne einmal verpasst. Er versucht sich gar nicht erst falsch zu inszenieren und kennt seine Schwächen. „Manchmal wäre ich auch lieber bei der Geburtstagsparty meines süßen kleinen Neffen, stehe dann halt aber irgendwo auf einer Bühne. Das ist aber auch schön und so habe ich es mir ausgesucht.“
Dass BBNO$ zu einem erfolgreichen Humor-Rapper wurde, war nicht planbar. Dementsprechend kritisch sieht er auch den seit jeher weit verbreiteten Celebrity-Kult um Stars. „Ob du als Künstler erfolgreich bist, hängt mit Glück zusammen. Natürlich müssen die Songs gut sein, aber wie und warum du viral gehst, das kannst du selbst nicht bestimmen. Wohingegen Sportler immer irgendwo die Besten sein müssen, gilt das für die Kunst nicht. Ich finde, dass Musik und Musiker ohnehin viel zu stark auf ein Podest gehoben werden. In den Trend-Charts der Suchmaschinen sollten eigentlich Ärzte, Wissenschaftler oder Krankenpfleger sein, nur wird das nie passieren.“ Trotz seiner großen Erfolge, auch sein letztes Album „Bag Or Die“ wusste im Oktober 2022 zu überzeugen, bleibt BBNO$ ob seiner Karriere bescheiden und vorsichtig. „Wenn sie noch vier, fünf Jahre gut geht, wäre ich sehr zufrieden. Ich weiß gut, wie schnell man Erfolg hat und dann wieder verglüht und will mir da keine falschen Erwartungen setzen.“
Die Macht der Musik
Einen Plan B hat der 28-Jährige seit jeher in der Hinterhand und der ist für einen Musiker seiner Couleur eher unüblich. An der University Of British Columbia holte er sich ein Diplom in Kinesiologie. BBNO$ kann sich gut vorstellen, einmal als Ernährungswissenschaftler oder Arzt zu arbeiten. „Ich will den Menschen einfach helfen, das war schon immer so. Ich bin sehr empathisch und merke in meinem Umfeld sofort, wenn jemand ein Problem hat. Das Gesundheitswesen und die Wissenschaft waren mir schon immer ein besonderes Anliegen.“ Davor hat der sympathische Musiker aber noch so einiges in der Musik vor. „Songs zu schreiben und sie herauszubringen liebe ich am allermeisten. Selbst das objektiv gesehen schlimmste Lied kann eine ganz bestimmte Person da draußen irrsinnig glücklich machen. Das ist die Macht der Musik, die es in der Kunst so unmittelbar nirgendwo anders gibt.“
Wieder beim Frequency
BBNO$ ist am 17. August erneut beim Frequency Festival im St. Pöltner Green Park zu sehen. Unter www.frequency.at gibt es noch Karten und alle Infos zum letzten großen Festival-Sommerhighlight. Die neuen Singles und Alben des Kanadiers finden sich auf allen gängigen Streamingplattformen, um sich schon einmal ordentlich einzugrooven.
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