Wut und Protest
„Nur kurz“: Italiens 10-Sekunden-Grapsch-Urteil
Sind zehn Sekunden „nur eine kurze Zeit“ und eine Berührung am Hintern damit nicht als sexuellen Übergriff zu bezeichnen? Ein italienisches Gericht hat diese Frage nun mit „Ja“ beantwortet, denn es entschied zugunsten eines 66-jährigen Hausmeisters, der eine Schülerin sexuell belästigt hatte. Die Begründung dafür sorgte in den italienischen Medien für große Empörung …
Der Freispruch eines italienischen Hauswarts am Institut Roberto Rosellini Cine Tv in Rom, der im April des vergangenen Jahres einer 17-jährigen Schülerin das Gesäß „nur ein paar Sekunden“ begrapscht hatte, sorgt für riesige Entrüstung - vor allem bei der jungen Bevölkerung.
„Du weißt, dass das ein Scherz war“
Vor Gericht schilderte das Opfer den Vorfall vom Vorjahr: Als die 17-Jährige die Treppe des Instituts hinauflief, spürte sie, wie jemand seine Hände in ihre Hose steckte und für „fünf bis zehn Sekunden“ ihren Hintern berührte. Der Angeklagte tat ihre Aussagen einfach ab - sie wisse, dass dies nur ein Scherz gewesen sei. Auch das Gericht könne hier keine Straftat erkennen, lediglich ein „ungeschicktes Manöver“, und sprach den 66-Jährigen frei.
Proteste in sozialen Medien
„Die Richter fassen das als Scherz auf? Für mich war das kein Scherz“, so die fassungslose Schülerin. Die Studenten- und Studentinnen-Vereinigung protestierte gegen das Urteil und fordert Maßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung in Schulen. Auch Männer wie der Schauspieler Paolo Camilli haben sich in den sozialen Medien klar gegen den Richterspruch positioniert.
Um aufzuzeigen, wie lange zehn Sekunden tatsächlich sind, wenn man gegen seinen Willen berührt wird, trenden nun auch auf Plattformen wie TikTok zahlreiche Videos von Frauen und Männern, die sich für zehn Sekunden an die Brust oder in den Intimbereich fassen. Wie sich zeigt, können zehn Sekunden dabei ziemlich lang sein.
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