Eine besondere Art aus der großen Gruppe der Saiteninstrumente wird im Rosental mit Leidenschaft gespielt: Die Tamburizza. Nach dem Datum des Festivals, bei dem am 8. Juli wieder mehrere Ensembles in St. Johann auftreten, haben sogar schon Urlauber aus Deutschland ihre Ferientage in Kärnten gebucht.
Wie alle Saiteninstrumente kommt auch die Tamburizza ursprünglich aus Persien. „Über die Türkei kam sie nach Kroatien, wo sie in Osijek weiterentwickelt wurde“, weiß Mitja Rovšek, der Geschäftsführer und Vorstand des Slowenischen Kulturverbandes/ Slovenska prosvetna zveza. „Von Slowenien wurde das Instrument von Geistlichen nach Kärnten gebracht.“
Zwischen Erstem und Zweiten Weltkrieg gab es 33 Tamburizza-Ensembles in Kärnten, auch ein deutsches in Gallizien. Mittlerweile haben wir noch vier Ensembles.
Mitja Rovšek, Slowenischer Kulturverband
„Das Tamburizzaspielen ist relativ schnell zu lernen, es klingt rasch gut. In den Dörfern war es auch eine Alternative zum gemeinsamen Singen“, erklärt Rovšek, der selbst nicht spielt. „Meine Mutter spielt die Bugaraija; ein Begleitinstrument.“ Womit wir schon bei den verschiedenen Arten der Tamburizza sind.
Immer im Ensemble
„Die Tamburizza ist ja ein Orchesterinstrument, das immer im Ensemble gespielt wird“, weil Anja Šlemic, die seit mehr als 30 Jahren in der Tamburizzagruppe St. Johann spielt. „Es braucht den 1., 2., und 3. Brač für die Hauptstimmen, die 1. und 2. Bisernica für die Überstimmen, ein Tamburaški čelo, eine Berda und eine Bugarija für die Begleitung - also sind mindestens acht Musikerinnen und Musiker für ein Ensemble notwendig.“
Tamburizza-Festival/ Tamburaški festival am Samstag, 8. Juli (ab 17 Uhr), im k& k in St. Johann im Rosental. Zu hören sind Klapa Kampanel aus Kroatien, Tamburaški sastav Sjaj, Šentjanški tamburaši, Starabanda aus Schiefling/ Keutschach und Tamburaški orkester Tamika aus Bad Eisenkappel. Eintritt: 10 Euro im Vorverkauf, 15 Euro an der Abendkassa. Veranstaltet wird das Festival vom SPD Šentjanž und dem Slowenischen Kulturverband. Infos auch unter: https://spz.slo.at
Anderen auf die Finger schauen
Erlernt wird das Spielen im Verein. „Ich habe es auch autodidaktisch gelernt, ich habe anderen genau auf die Finger abgeschaut“, erzählt Anja Šlemic, die aber hofft, dass es bald einen Tamburizza-Lehrer an der Musikschule geben könnte. „Anders als bei Gitarren beispielsweise wird bei der Tamburizza immer nur eine Saite gespielt, und zwar im Tremolo.“ Auch das Tamburaškičelo und die Berda werden ausschließlich gezupft, und nicht wie deren verwandte Instrumente Cello und Kontrabass gestrichen.
Instrumental, mit Gesang, zum Tanzen
Die Literatur für Tamburizza-Ensembles ist vielfältig: Slowenische und kroatische Lieder wurden dafür geschrieben. „Auch moderne Lieder wurden und werden komponiert oder englische Melodien für Tamburizza-Ensembles arrangiert“, so Rovšek. Rein instrumental oder auch mit Gesang erklingen die Stahlsaiten. „Die Leute tanzen auch gern dazu, beispielsweise beim Tag der Volkskultur in Maria Saal heuer, wo Starabanda aus Schiefling/ Keutschach gespielt hat“, freut sich Mitja Rovšek.
Die St. Johanner Tamburizza-Spieler sind seit 1902 als Verein organisiert. „Gespielt wurde schon zuvor. Das Tamburizza-Spielen war die erste organisierte Form des Kulturschaffens der slowenischen Vereine“, weiß Rovšek. 100 Jahre nach der ersten Vereinsgründung, also 2002, haben die Rosentaler zum Jubiläum das erste Festival veranstaltet. „Es sollte was Einmaliges sein, kam aber so gut an, dass wir es nun alljährlich organisieren“, freut sich Cheforganisatorin Anja Šlemic. „Voriges Jahr bekamen wir einen Anruf aus Deutschland: Die Eltern der Anruferin waren einmal zufällig im Urlaub zum Festival gekommen und begeistert gewesen. Zur goldenen Hochzeit wollte sie ihnen einen Urlaub genau zum Festival-Termin schenken. Das war schön!“
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