Nationalbank-Studie

Vermögen in Österreich sehr ungleich verteilt

Österreich
15.06.2023 07:48

In Österreich ist das Nettovermögen auf die Bevölkerung sehr ungleich verteilt - auch im Vergleich zu anderen Staaten. Das geht aus einer Nationalbank-Studie zur Vermögensverteilung hervor. Allerdings ist ein direkter Vergleich wegen institutioneller Unterschiede schwierig, warnen die Studienautoren.

So gibt es in Österreich ein gutes öffentliches Pensionssystem, was zu einem anderen Sparverhalten führt als in Ländern, wo das nicht der Fall ist. Dazu kommt, dass in Österreich nur etwa die Hälfte der Haushalte (47,6 Prozent) Eigenheimbesitzer sind. „Österreich und Deutschland sind Mietergesellschaften“, sagte Nationalbank-Volkswirt Martin Schürz am Mittwoch bei der Präsentation der Studie.

Wer Eigenheim hat, hat mehr Vermögen
Fast alle Eigenheimbesitzer befinden sich in der oberen Hälfte der Nettovermögensverteilung, während die untere Hälfte der Nettovermögensverteilung hauptsächlich aus Haushalten besteht, die ihre Wohnungen mieten. Nur Deutschland hat im Euroraum einen höheren Anteil an Mietern.

Über diese Studie

  • Seit 2010 erhebt die Nationalbank (OeNB) das Vermögen der Privathaushalte.
  • Die aktuelle „Household Finance and Consumption Survey (HFCS 2021)“ ist die vierte Welle dieser Befragung.
  • Die Studie untersucht alle Euro-Länder, aber auch zusätzliche Länder wie Tschechien.
  • Mit der Studie will die Notenbank die Vulnerabilität von Haushalten sehen und damit auf Risiken für die Finanzmarkt-Stabilität schließen.
  • Außerdem will man wissen, wie die Haushalte finanziell dastehen, und wie sich die Geldpolitik auswirkt.

Wie in allen Euro-Ländern ist die Verteilung des Nettovermögens in Österreich viel ungleicher als die Verteilung des Einkommens. Direktes Unternehmenseigentum sowie Einkommen aus der Vermietung von Immobilien sind beim obersten Zehntel der Nettovermögensverteilung konzentriert.

Wirklich Arme und Superreiche nicht erfasst
Die Analyse der Vermögenskonzentration könne aber nicht allein mit den HFCS-Daten durchgeführt werden, betonen die Studienautoren. Das sei einer der Gründe, warum die EZB bald Verteilungsvermögenskonten bereitstellen werde. Außerdem könne man mit diesen Daten keine Armutsforschung und keine Reichtumsforschung machen, betont Schürz. So seien keine Obdachlosen befragt worden, „wir haben eine Untererfassung von wirklich armen Menschen“. Der Maximum-Wert beim Nettovermögen liege überdies bei zwölf Mio. Euro, „dann können Sie sich vorstellen, wie viel nach oben fehlt“.

Auffallend sei, dass sich besonders wohlhabende, aber auch besonders arme Menschen selbst näher in der Mitte der Vermögensverteilung verorten würden. „Leute, die Millionen haben, glauben nicht, dass sie zu den Top fünf Prozent der Haushalte in Österreich gehören.“

Wenig Risiko durch Verschuldung
Wenige Haushalte in Österreich sind verschuldet (29,9 Prozent). Nur 13,9 Prozent haben besicherte Schulden, während etwa 17,4 Prozent unbesicherte Schulden haben. Besicherte Schulden werden hauptsächlich von Haushalten in der oberen Hälfte der Nettovermögensverteilung gehalten. Daher sind die potenziellen Risiken für die Finanzstabilität, die von der Verschuldung der Haushalte ausgehen, in Österreich im Vergleich zu anderen Euro-Ländern relativ gering, so die Schlussfolgerung der Studie.

Österreichische Haushalte haben Finanzportfolio-Profile mit sehr geringem Risiko. Wenige Haushalte halten Vermögenswerte, die typischerweise als riskant eingestuft werden. Nur 12,3 Prozent der Haushalte halten Investmentfonds, nur 6,1 Prozent besitzen Aktien und nur 2,5 Prozent Anleihen. Wenn Haushalte riskante Vermögenswerte halten, machen diese etwa 40 Prozent ihres Finanzportfolios aus.

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