Von außen sieht die Milbe wie eine kleine Blase im Bernstein aus. Weil sie so klein ist und zudem auf der Spinne sitzt, war es den Forschern selbst mit Mikroskopen vorerst nicht möglich, einen Blick auf die Unterseite des Tieres (Bild 3) zu werfen. Genau das war aber notwendig, weil die Merkmale, die man zur Bestimmung dieser Milbe braucht, genau dort versteckt sind.
Um dieses Problem zu lösen, setzten die Forscher um Jason Dunlop und Stefan Wirth vom Museum für Naturkunde der Humboldt Universität Berlin zusammen mit einem Team der Universität Manchester in Großbritannien die Methode der Computertomographie ein. Den Wissenschaftlern gelang es so, hochauflösende 3D-Bilder und eine Videosequenz der winzigen Milbe zu erzeugen.
Milbe war als Anhalter unterwegs
Auf den Bildern sind nun nicht nur die Beine der Milbe, sondern auch ein kleiner Saugnapf, mit dem sich das Tier an der Spinne festgehalten hat, erkennbar. Laut Angaben der Forscher ist der Saugnapf aber kein Hinweis auf Parasitismus, denn die Milbe ernährte sich von Bakterien und moderndem Pflanzenmaterial. Wird die Nahrung aber knapp, etwa weil ihr Habitat austrocknet, dann müssen die Tiere umsiedeln. Weil es für die kleinen Milben mit ihren kurzen Beinen aber eher unpraktisch ist zu laufen, lassen sich sie sich von größeren Tieren tragen. Im Jungstadium sind die Milben an den Transport angepasst, sie heften sich hierfür stark an ihren Weggefährten fest und werden quasi als "blinde Passagiere" mitgenommen, in der Hoffnung, dass sie später per Zufall in einer neuen, günstigeren Umgebung landen.
Dank der Computerbilder konnte diese Milbe als ältesten Vertreter der noch lebenden Familie der sogenannten Histiostomatidae (eine Familie der Milben aus der Kohorte der Astigmatina) zugeordnet werden. Die Mitglieder dieser Familie sind so klein, dass sie keine Luftröhrchen zum Atmen brauchen, sondern den benötigten Sauerstoff einfach durch die Haut aufnehmen können.
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