Nach dem Paukenschlag

Benko: Was Kika/Leiner wirklich gekostet hat

Wirtschaft
02.06.2023 12:50

Im Juni 2018 ging es los. Der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz sei involviert worden, wird oft behauptet, schließlich ging es beim Kauf von Kika/Leiner um Tausende Arbeitsplätze. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber immer die Leidtragenden, wenn der Betonjongleur aus Tirol auf den Plan tritt - ob in Deutschland oder Österreich.

Fünf Jahre später reichte René Benko die traditionelle österreichische Möbelmarke an jenen Mann weiter, der schon damals eine Hand darauf hatte: Frank Albert, Chef der Supernova-Gruppe mit Hauptsitz in Graz. Seither wird in der medialen Darstellung an der Legende gestrickt, der Abverkauf sei für den 46-jährigen Tiroler und seine Signa-Gruppe ein gutes Geschäft gewesen. Doch war er das wirklich?

„Operative Verluste
In jedem Fall hat Benkos Signa erneut einen Reputationsverlust zu verkraften - der Ausflug in den österreichischen Möbelhandel geht nicht unbedingt als Erfolgsstory in die Geschichte seiner Signa-Gruppe ein. Laut „Krone“-Infos ist der Kaufpreis auch deutlich von jenen Summen entfernt, die unmittelbar nach Bekanntwerden des „Paukenschlages“, über den die „Krone“ am Donnerstag zuerst berichtet hatte, durch Medien gingen. Wohl aus gutem Grund: Laut dem Wirtschaftsmagazin „Trend“, der bereits 2022 darüber berichtete, standen in den Bilanzen für das Geschäftsjahr 2020/21 „operative Verluste“ in Höhe von zehn Millionen Euro (Leiner) und 12,8 Millionen Euro (Kika).

In Summe wurden laut dem Magazin „Verlustvorträge von knapp 200 Millionen angehäuft“. Und der Kika/Leiner-Chef wurde im „Trend“ Ende Oktober 2022 mit den Worten zitiert, „das Minus“ werde „heuer noch geringfügig höher“ ausfallen.

„… bläst zum Rückzug“
Verwundert über die kolportierten Verkaufssummen zeigte sich am Donnerstag auch die renommierte „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ). Sie notierte in einer Geschichte mit dem Titel „Der Globus-Eigentümer René Benko bläst nach Jahren des aggressiven Wachstums zum Rückzug“ unter anderem: „Offizielle Angaben dazu, wie viel Signa einst für Kika/Leiner bezahlt hatte und wie hoch der Transaktionspreis nun war, gibt es weder vom Käufer noch vom Verkäufer. In Wien schwirren dazu unterschiedliche Zahlen herum. So soll Signa für Kika/Leiner 2018 rund 430 Millionen Euro bezahlt und nun 400 Millionen für das Unternehmen erhalten haben. Noch am frühen Donnerstagmorgen hatte es in Wien geheißen, Signa habe Kika/Leiner für 500 Millionen Euro verkauft. Aus dem Umfeld von Supernova vernahm man daraufhin, dass diese Summe ‚dramatisch zu hoch‘ sei.“

Tatsächlich „krisenfit“?
Wie dem auch sei: Im „Trend“ von Ende Oktober 2022 finden sich dezente Hinweise darauf, dass ein Ausverkauf zumindest damals nicht auf dem Plan stand. Immerhin ließ Benkos Bei- und Aufsichtsrat Alfred Gusenbauer verlauten: Signa sei „stark genug, nicht zu Preisen verkaufen müssen, die uns nicht gefallen. Wir können Deals auch aufschieben“, meinte der Altkanzler, der laut dem Magazin auf mehrere Kapitalerhöhungen verwies, durch die sich Signa „krisenfit“ gemacht habe. Gusenbauer: „Es ist gut, jetzt tiefe Taschen zu haben. Und ich glaube nicht, dass die Zinsen auf ewig so hoch bleiben werden.“

Übrigens: Alfred Gusenbauer nimmt sowohl bei Signa als auch bei der Strabag als Präsident wesentliche Aufsichtsratsfunktionen wahr. Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner ist maßgeblicher Signa-Investor. Als entscheidender Signa-Geldgeber gilt in Österreich die Raiffeisen-Bankengruppe, die der Signa-Gruppe laut „Spiegel“ in Summe etwa zwei Milliarden Euro geborgt haben könnte. Zum Raiffeisen-Reich gehören auch Medienbeteiligungen wie etwa der „Kurier“.

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