BAR gesperrt

Alex Wurz ist rückwirkend Dritter!

Sport
06.05.2005 00:52
Das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA hat das BAR-Honda-Team wegen der Tankaffäre in Imola disqualifiziert. Damit rückt Alexander Wurz beim Großen Preis von San Marino nachträglich auf den dritten Platz vor. In Barcelona darf er trotzdem nicht starten: McLaren-Mercedes-Pilot Juan Pablo Montoya kann beim Großen Preis von Spanien an diesem Wochenende sein Comeback feiern.

Der 29 Jahre alte Kolumbianer hatte wegen einer Ende März beim Tennis spielen erlittenen Schulterverletzung bei den Formel-1- Rennen in Bahrain und Imola gefehlt.

Wurz nicht einmal Ersatzfahrer
Im Freitagstraining setzt das britisch-deutsche Team den Spanier Pedro de la Rosa als dritten Fahrer neben Montoya und Kimi Räikkönen (Finnland) ein. Alexander Wurz, der als Montoya-Ersatz beim Großen Preis von San Marino am 24. April nach der BAR-Sperre ja nun sensationell den dritten Platz belegt hat, muss wieder zuschauen.

Die BAR-Disqualfikation freut übrigens auch das Red-Bull-Team: Viantonio Liuzzi rückt vom zehnten auf den achten Platz vor und holt damit seinen ersten WM-Punkt.

Formel-1-Skandal perfekt
Der Formel-1-Skandal ist perfekt: Zum ersten Mal seit 21 Jahren hat das Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes FIA ein Team von WM-Läufen ausgeschlossen. Der Rennstall BAR-Honda darf wegen der "Tank-Affäre" von Imola beim Großen Preis von Spanien an diesem Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Premiere) und 14 Tage später beim Klassiker in Monte Carlo nicht an den Start gehen. Zudem muss das britisch-japanische Team den Rest der Saison auf Bewährung fahren.

Das Berufungsgericht begründete das Strafmaß, das deutlich unter dem von der FIA geforderten Saisonausschluss lag, am Donnerstag mit der "höchst bedauerlichen Fahrlässigkeit und einem Mangel an Transparenz" durch den Rennstall.

"Die besten Sportrechtsanwälte der Welt arbeiten an dem Fall", sagte BAR-Honda-Teamchef Nick Fry. Der Brite schloss auf einer Pressekonferenz in seinem schon im Fahrerlager in Barcelona stehenden Motorhome den Gang vor ein ordentliches Gericht nicht aus. Spätestens bis zur ersten Qualifikation am Samstag muss BAR-Honda eine Einstweilige Verfügung erwirkt haben, um am fünften Saison-Grand-Prix doch noch teilnehmen zu dürfen. "Sehr unverhältnismäßig" sei die Strafe meinte Fry und betonte noch einmal, dass die BAR-Autos zu keinem Zeitpunkt unter dem Gewichtslimit gefahren seien.

Fahrerreaktionen
"All zu viel will ich dazu nicht sagen, aber es gibt klare Regeln, und es gibt ein Urteil, und das muss eingehalten werden", meinte Michael Schumacher. Auch WM-Spitzenreiter Fernando Alonso, der mit 26 Punkten vor dem viertplatzierten Rekordweltmeister liegt, goss kein Öl ins Feuer. "Wer sich nicht an die Regeln hält, wird bestraft. Es ist aber nicht unsere Sache, darüber zu urteilen", sagte er.

Dafür attackierte der Spanier vor seinem Heimspiel Schumacher und das Ferrari-Team. "Alle Teams sind übereingekommen, die Zahl der Tests zu reduzieren. Aber Ferrari hält sich nicht daran", klagte er. Der Renault-Pilot warf Ferrari sogar mit BAR-Honda in einen Topf: Bei der WM gebe es zwei Teams, die mit unfairen Mitteln arbeiteten. "Das eine ist BAR-Honda, wie man in Imola gesehen hat. Das andere ist Ferrari." Schumacher blieb gelassen: "Wir sind gegen das Abkommen, weil wir konkurrenzfähig sein wollen. Es ist Schwachsinn solche Kommentare zu hören."

Kein Vorsatz nachgewiesen
Vorsatz konnten die vier unabhängigen Richter unter Vorsitz des Spaniers Xavier Conesa dem Team nicht nachweisen. Zuletzt hatte diese FIA-Instanz den Rennstall Tyrell am 29. August 1984 für den Rest der Saison gesperrt und rückwirkend die Resultate der Weltmeisterschaft in diesem Jahr gestrichen. Damals wollte sich das Team mit Bleikugeln im Tank einen Vorteil verschaffen.

"Die Fakten sind sehr eindeutig. Das Team wurde gebeten, das Benzin aus dem Auto zu pumpen. Es hat aber 15 Liter im Tank gelassen und uns gesagt, dass er leer sei", sagte FIA-Präsident Max Mosley dem britischen Radiosender BBC. "Unter diesen Umständen denken wir, dass das Team sehr nachsichtig behandelt wurde." Mosley hatte wegen vorsätzlichen Betrugs für den WM-Ausschluss plädiert.

Beim ersten Wiegen war der Wagen in Imola über dem Limit gewesen, beim zweiten darunter. Die Richter räumten allerdings auch Schwächen im FIA-Reglement ein. Dieses kläre nicht eindeutig, ob das Mindestgewicht nach dem Rennen mit oder ohne das Restbenzin erreicht werden müsse. Sie warfen dem Rennstall vor allem vor, die 8,92 Liter Benzin in dem Zusatztank verschwiegen zu haben. BAR-Honda-Anwalt David Pannick hatte in der Verhandlung am Mittwoch im FIA-Hauptsitz in Paris behauptet, dass der vom FIA-Offiziellen befragte Mechaniker lediglich mit dem Abpumpvorgang nach dem ersten Wiegen betraut gewesen sei. Daher habe dieser die Frage bejaht. Der Betrugsvorwurf fuße also auf einem Missverständnis, so der Star-Advokat.

"Es gibt immer einen Grund dafür, wenn solche Dinge passieren - so etwas ist niemals ein Irrtum", meinte unterdessen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu dem Zusatztank. Dieser war der FIA allerdings seit einer Tankinspektion beim Großen Preis von Malaysia am 20. März bekannt gewesen, hatte der Technische Delegierte der FIA, Jo Bauer, in der Verhandlung eingeräumt.

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(Bild: KMM)



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