Bei Kunden bedient

US-Pleitefirma zweigte Hunderte Millionen Dollar ab

Ausland
02.11.2011 09:14
Die Pleite des US-Brokerhauses MF Global schlägt weltweit immer höhere Wellen. Das Unternehmen vermisst Kundengelder in einer Höhe von Hunderten Millionen Dollar. US-Aufsichtsbehörden hätten das Fehlen der Gelder in den vergangenen Tagen bemerkt - das Management soll darauf zurückgegriffen haben, als der Wertpapierhändler immer mehr in Schieflage geriet, so der Verdacht.

MF Global hatte am Montag Insolvenz anmelden müssen (siehe Infobox), nachdem ein Notverkauf in letzter Minute wegen des ungeklärten Verbleibs der Summen geplatzt war. Sollte sich herausstellen, dass Kundengelder nicht zurückgezahlt werden, wäre dies eine Katastrophe für alle kleinen Broker und Banken, weil ihnen keiner mehr glauben würde, brachte ein Börsianer die möglichen Folgen für die Finanzbrache auf den Punkt. 

Bis zu 700 Millionen Dollar abgezweigt
Die Vermutungen über unsaubere Praktiken scheinen sich jetzt zu bestätigen. Der zusammengebrochene US-Wertpapierhändler soll mittlerweile in Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden eingeräumt haben, Gelder seiner Kunden abgezweigt zu haben, schrieb das "Wall Street Journal" unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Beamten. Allerdings sei weiterhin unklar, wohin das Geld geflossen, wer das Vorgehen angeordnet und wie weit verbreitet die Praxis gewesen sei.

Auch der Chef der Derivatebörse CME, Craig Donohue, sagte am Dienstag in einer Telefonkonferenz, dass MF Global die Regeln für den Umgang mit Kundengeldern verletzt habe. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden. US-Medien hatten zuvor von annähernd 700 Millionen Dollar berichtet, die auf Kundenkonten von MF Global fehlten. 

Als Ursache für die Lücke war zwischenzeitlich auch eine schlampige Buchführung in Erwägung gezogen worden, mittlerweile erhärtet sich aber der Verdacht, mit den Kundengeldern sei versucht worden, die Schieflage des Unternehmens zu verschleiern. MF Global selbst äußerte sich bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen.

Mit europäischen Staatsanleihen verspekuliert
MF Global hatte für seine Kunden aus der Finanzindustrie - etwa Hedgefonds - Börsengeschäfte abgewickelt. Die Kundenvermögen müssen dabei aus Sicherheitsgründen stets von dem Vermögen des Brokers getrennt werden. MF Global etwa hatte auf eigene Rechnung in großem Stil auf eine rasche Erholung der Euro-Zone gewettet und europäische Staatsanleihen im Volumen von 6,3 Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) angehäuft - viel zu viel für eine derart kleine Firma, wie die Ratingagenturen befanden. Der Aktienkurs brach ein, MF Global ging am Ende das Geld aus.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt