Anfang Mai haben auf der Reinprechtsdorfer Straße in Margareten weitere große Bauarbeiten begonnen. Im Kampf gegen die Baustellenmisere verteilte der Feinkost-Laden Tasty Retro deshalb vor Kurzem 1000 Gratis-Leberkässemmeln plus Eisbecher. Nebst Bezirksvertretern wie Bezirksvorsteherin Silvia Janković (SPÖ; sie kommt im Video oben gleich zu Beginn zu Wort) waren auch Influencer zu Besuch, und die lange Warteschlange vor dem Geschäft kam einem deutlichen Lebenszeichen der in den letzten zwei Jahrzehnten oftmals schon totgesagten Einkaufsstraße gleich. Angespannt bleibt die Situation für die Wirtschaftstreibenden in Margareten dennoch wohl für längere Zeit.
Mit 1650 Metern Länge und insgesamt 209 Geschäften ist die Reinprechtsdorfer Straße die wichtigste Einkaufsstraße im 5. Bezirk. Doch die Straße, die Margareten in der Mitte wie eine Lebensader durchzieht, ist seit Jahren aufgrund des U-Bahn-Neubaus eine Dauerbaustelle - und seit 2. Mai wird (wieder) gebaut, um die abschnittsweise Neugestaltung der Einkaufsstraße voranzutreiben.
Auch wenn die Branchenvielfalt in den letzten Jahren zurückgegangen ist, stünden die Zeichen für die Zukunft der Reinprechtsdorfer Straße jedoch gut, gibt sich etwa Maria Böhm, „WKO im Bezirk“-Obfrau von Margareten, gegenüber „Meinbezirk“ optimistisch. Mit Blick auf den U-Bahn-Neubau in Kombination mit den verkehrsberuhigenden Maßnahmen in Form einer Begegnungszone und weiteren Maßnahmen zur Neugestaltung werde die Einkaufsstraße in Zukunft Kunden jeden Alters anziehen, ist Böhm überzeugt. Eine Ansicht, die auch SPÖ-Bezirksvorsteherin Silvia Janković vertritt.
Weniger Passanten als 2010
Doch bis es einmal so weit ist, werden noch einige wirtschaftlich herausfordernden Jahre ins Land ziehen. Fest steht: Die Geschäfte auf der Reinprechtsdorfer Straße brauchen einen langen Atem, um diese schöne neue Zukunft mitzuerleben, wie im Gespräch mit Unternehmern wie zum Beispiel Tasty Retro-Betreiber Kristijan Jurkic zu erfahren ist.
Diese Sorge untermauert auch eine neue Studie der Wirtschaftskammer Wien. Deren ernüchterndes Ergebnis: Im Vergleich zum Jahr 2010 ist die Entwicklung der Passanten auf der Reinprechtsdorfer Straße deutlich gesunken. 2010 lag sie donnerstags bei über 10.000, 2022 bei 7343. Dass sich auch die Baustellen auf die Anzahl der Passanten ausgewirkt haben dürften, räumt Böhm dabei ein. „Baustellenzeit ist immer eine betriebswirtschaftlich extrem schwierige Zeit“, sagt sie in einem, „Hoffnungsstrahl“ betitelten Beitrag in „Meinbezirk“.
Verteilaktion brachte Leben auf die Reinprechtsdorfer Straße
War man Ende April auf der Reinprechtsdorfer Straße unterwegs, ergab sich ein für die Einkaufsstraße aktuell eher unübliches Bild. Den ganzen Tag lang begegnete man am 26. April großen Gruppen von Jugendlichen mit Leberkässemmeln und Eisbechern in den Händen. Die zufriedenen Gesichter waren der Gratis-Verteilaktion des Feinkostladens Tasty Retro zu verdanken.
Wie berichtet, hatten Feinkost-Chefin Zeljana Jurkic-Dusper und ihr Sohn Kristijan Jurkic ab 11 Uhr satte 1000 Leberkässemmeln und dazu Eis des neuen Wiener Eisproduzenten Sreja Ice zu verschenken. Der Andrang war immer wieder so groß, dass für einen reibungslosen Ablauf ein eigener Ordner mit gelber Warnweste am Eingang postiert war (siehe auch Video oben).
Die Macht der sozialen Medien
Im Vorfeld hatte Juniorchef Kristijan, der als „KrisVomTastyRetro“ auf TikTok demnächst die 200.000-Marke knacken wird, im ganzen Bezirk Flyer verteilt. Die meisten, die krone.at allerdings bei der Gratis-Aktion fragte, hatten in den sozialen Netzwerken von den kostenlosen Leberkässemmeln erfahren. Einige waren dafür aus anderen Bezirken Wiens und sogar extra aus Niederösterreich angereist, um sich Semmerl und Eis abzuholen.
Auch Bezirksvorsteherin Janković und WKO-Bezirksobfrau Maria Böhm schauten auf einen Sprung bei Tasty Retro vorbei und ließen sich ihr Leberkässemmerl schmecken, ebenso wie weitere WKO-Vertreter, ein Kamerateam der Gratiszeitung „Heute“ und die für den 5.Bezirk zuständige Redakteurin von „Mein Bezirk“.
Und wer die Chance verpasst hat, kann sich am Montag, 8. Mai, immerhin noch beim Kauf von 2 Leberkässemmeln ein Gratis-Eis von Sreja Ice holen. Doch auch wenn die Gratis-Verteilaktion viele Menschen anlocken konnte, ob sie sich für Tasty Retro auch langfristig im Kampf gegen die Baustellenmisere auf der Reinprechtsdorfer Straße bezahlt macht, bleibt fraglich. Die Teuerung und der billigere Leberkäse aus dem Supermarkt sowie zig Döner-Läden mit Billig-Mittagsangeboten in der Umgebung machen dem Feinkostenladen zusätzlich das Leben schwer …
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.