Umbrüche und Reformen treffen auch die Medienwelt, für Aufsehen sorgte zuletzt das Ende der „Wiener Zeitung“ in gedruckter Form. Zuletzt war aber die „blaue Seite“ des ORF, das Nachrichtenportal orf.at, in den Fokus der Kritik geraten. Zu ähnlich sei die Seite den Online-Angeboten der Tageszeitungen - und das, obwohl das neue ORF-Gesetz dem Staatsfunk die Herausgabe einer elektronischen Zeitung untersagt. Aber: Gegen eine gedruckte Version sei nichts einzuwenden, erklärte Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Zeitungsverbandes VÖZ.
„Die Berichterstattung darf nicht vertiefend und in ihrer Gesamtaufmachung und -gestaltung nicht mit dem Online-Angebot von Tages- oder Wochenzeitungen oder Monatszeitschriften vergleichbar sein und kein Nachrichtenarchiv umfassen“, heißt es in Paragraf 4e des neuen ORF-Gesetzes. Ein Blick auf orf.at zeigt allerdings bis dato anderes - ORF-Generaldirektor Roland Weißmann kündigte daher in der Ö1-Sendung „Im Journal zu Gast“ eine „Transformation“ der „blauen Seite“ an.
ORF als Zeitungsherausgeber?
VÖZ-Geschäftsführer Grünberger ließ im „Journal“ mit einem weiteren Vorschlag aufhorchen. Er könne sich vorstellen, dass der ORF die bisher im Staatseigentum befindliche „Wiener Zeitung“ übernimmt und als gedruckte Zeitung weiterführt: „Sie werden jetzt staunen und ich mache jetzt einen Vorschlag, den ich auch im Vorfeld gemacht habe: Wir hätten uns sogar vorstellen können, dass der ORF als öffentlich-rechtliche Stiftung die ,Wiener Zeitung‘ als öffentlich-rechtliches Medium mit übernommen hätte und dann wirklich gedrucktes Wort anbieten hätte können.“
Das stünde auch nicht im Widerspruch zum ORF-Gesetz, betont Grünberger. Was das Online-Angebot angeht, so werde man das genau prüfen und überlege auch eine Beschwerde bei der EU-Kommission in Brüssel. Grünberger erinnerte im Zuge dessen daran, dass der ORF „710 Millionen Euro an Gebührenmitteln, das sind 40 Millionen mehr als bisher, und zusätzlich für die nächsten drei Jahre nochmals 260 Millionen von der öffentlichen Hand, wenn er gewisse Aufgaben erledigt als Kompensationsersatz für die Umsatzsteuer“, erhalte: „Das ist ein erheblicher Startvorteil gegenüber den Privaten.“
„Wiener Zeitung“ in gedruckter Form eingestellt
Die „Wiener Zeitung“ war seit 1703 erschienen, den Großteil ihrer Umsätze holte sich die Zeitung über die Veröffentlichungen via Amtsblatt, nämlich zwischen 85 und 90 Prozent. Interessenten für eine Übernahme oder Privatisierung der „Wiener Zeitung“ hätten sich zwar gemeldet, ernsthafte Projekte, bei denen auch Redaktion und Zeitung in der bisherigen Form weiterbestehen hätten können, habe es aber nach allem, was er gehört habe, nicht gegeben, berichtete Geschäftsführer Martin Fleischhacker. Am Donnerstag besiegelte die Bundesregierung im Nationalrat schließlich das Aus der „Wiener Zeitung“ in gedruckter Form.
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