Female Future Festival

„Frauen bekommen den Mut, für sich einzustehen“

Vorarlberg
24.04.2023 09:40

Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus? Beim Female Future Festival in Bregenz drehte sich alles um neue Arbeitswelten und starke Role Models. Die „Krone“ war mit dabei und hat mit Designerin Marina Hoermanseder und Ex-Model und Unternehmerin Sara Nuru gesprochen.

„Große Dinge starten klein“, verkündete Keynote-Speaker und Marketingexperte Philipp Maderthaner auf der Werkstattbühne. Das gilt auch für das Female Future Festival, das bei der Premiere anno 2019 bei manchen sogar auf Unverständnis stieß. Nach fünf Jahren hat sich das Konzept aber erfolgreich etabliert, mit 1000 Teilnehmenden in Bregenz feierte das Festival heuer sogar einen Rekord. Die „Female Future Festival-Tour“ macht dieses Jahr zudem noch in Wien, München, Linz, Graz und - eine Premiere - in Zürich Station.

Community für Female Empowerment
Den hauptsächlich weiblichen Besuchern wird dabei weit mehr geboten als nur warme Worte: „Frauen bekommen den Mut, die Inspiration und die Motivation, für sich selbst einzustehen - sei es bei Gehaltsverhandlungen, bei Beförderungen oder bei einer Gründung“, sagt Impresaria Verena Eugster. Schwester Patricia Zupan-Eugster ergänzt: „Die Female Future Festivals sind nicht nur Events. Wir sind die größte Community im deutschsprachigen Raum im Bereich Female Empowerment, New Leadership, Innovation und Karriere.“ Zu Gast in Bregenz waren hochkarätige Speakerinnen, darunter Designerin Marina Hoermanseder, Unternehmerin und Model Sara Nuru und Ex-Politikerin Elli Köstinger.

Letztere sprach im Talk mit Verena Eugster über Resilienz. Sie blickte auf dreizehn Jahre in der Politik zurück und berichtete über ihren Neustart als Mutter und Unternehmerin mit knapp über 40: „Nicht zu wissen, was kommt, war etwas ganz Neues für mich. Ich habe darauf vertraut, dass alles gut wird - und ich bin heute sehr glücklich!" 

Zu Marina Hoermanseder

Die österreichische Designerin lebt und arbeitet in Berlin. Stars wie Lady Gaga oder Rihanna tragen ihre Mode. Bekannt ist sie aus zahlreichen Shows sowie für ihre Kooperationen mit Unternehmen wie Palmers oder Buffalo. Hoermanseder entwarf die Uniformen für Austrian Airlines und erst kürzlich die Betriebskleidung der Deutschen Telekom.

Marina Hoermanseder setzt auf weibliche Qualitäten und Zusammenhalt:

Krone: Was wollten Sie Frauen beim Festival mitgeben?
Marina Hoermanseder: Jeder und jede hat ein anderes Empfinden von Feminismus. Aus meiner Sicht geht es nicht darum, uns den Männern angleichen zu wollen oder sie zu „bashen“. Sondern viel mehr darum, zu zeigen, dass wir Frauen zusammenhalten sollen. Dass wir die Schwesternschaft feiern, statt stutenbissig zu sein, und unsere Qualitäten als Frauen in den Vordergrund stellen. Das ist meine Message.

Haben Sie sich als Frau jemals in der Branche benachteiligt gefühlt?
Dadurch, dass ich in der Modebranche bin, ist es, glaube ich, ein bisschen einfacher - sie ist ja nicht von Männern dominiert. Ich kann mich nicht beklagen, denn ich habe durchwegs positive Erfahrungen gemacht. Ich habe eher das Gefühl, dass ich mit meiner Weiblichkeit in der Branche und im Beruf vielleicht sogar Vorteile habe - selbst bei Kooperationspartnern, auch wenn diese Männer sind.

Gab es auch schwierige Momente in Ihrer Karriere?
Die gibt es immer. Das hat jeder Unternehmer, egal in welcher Sparte. Es gibt bei mir auch Momente, in welchen ich denke: „Es ist alles vorbei.“ Es werden einem Steine in den Weg gelegt. Dinge, die einfach passieren. Aber man muss lernen, sich abzuschütteln wie ein nasser Hund. Das ist das Credo Nummer eins als Unternehmerin: sich nicht unterkriegen lassen und etwaige Steine aus dem Weg räumen!

Familie und erfolgreich im Beruf - das alles ist ja nicht immer einfach zu vereinbaren: Wie schaffen Sie das?
Die Familie ist großartig für mich. Ich gehe gern ins Büro und auch wieder nach Hause, das sind meine zwei Welten, in denen ich spielen und mir jeweils einen anderen Hut aufsetzen kann. Ich freue mich stets darauf. Insgesamt ist es ein schöner Ausgleich. Aber ich mache das alles ja nicht alleine. Wir Frauen brauchen auch gute Männer, die uns den Rücken stärken. Das Kind hat auch einen Vater, der sich ebenfalls einsetzt, beruflich und privat. Wenn wir das gemeinsam machen und für einander geradestehen, dann funktioniert es.

Zu Sara Nuru

Sara Nuru ist ein deutsches Model und Unternehmerin mit äthiopischen Wurzeln. Sie gewann die vierte Staffel von Germany's Next Topmodel. 2016 gründete Nuru gemeinsam mit ihrer Schwester Sali die Firma „nuruCoffee“. Das Unternehmen verkauft Kaffee aus Äthiopien und unterstützt äthiopische Frauen mit Mikrokrediten als Starthilfe für ein Geschäftsmodell.

Vom Model zur sinnstiftenden Unternehmerin: Sara Nuru hat sich beruflich komplett neu orientiert und plädiert für mehr Mut:

Krone: Wie wollen Sie Frauen motivieren, ihren beruflichen Traum zu verfolgen?
Sara Nuru: Ich würde jeder mehr Mut zusprechen wollen. Wir Frauen sind heutzutage oft besser qualifiziert als Männer und wenn es darauf ankommt auch effizienter. Wir wissen, was wir wollen. Es braucht eigentlich niemanden von außen, auch nicht mich. Vieles steckt in uns und wir sollten als Frauen auch den Mut haben, es zu zeigen und selbstbewusst zu sein. Unser Perfektionismus hindert uns oft daran, die nötigen Schritte zu gehen, weil wir glauben, dass wir keinen Fehler machen dürfen. Heute seh ich das anders: Ich bin lieber „done“, als „perfect“. Sonst kommt man nie voran.

Waren Sie immer schon mutig, oder wie haben Sie ihren Mut gefunden?
Ich bin es erst über die Jahre geworden. Ich habe angefangen, bewusst aus der Komfortzone herauszugehen. Am Anfang war das fürchterlich für mich, aber mit jeder neuen Erfahrung war ich überrascht, dass ich es ja kann. Im Beruflichen mit der Neugründungen unseres Unternehmens kam der Mut auch aus dem persönlichen Drang, etwas Sinnstiftendes zu tun. Das war so tief in mir und hat mich total angetrieben - trotz der immanenten Gefahr, dass es nicht klappen könnte. Ich habe das potenzielle Scheitern akzeptiert.

Wie hat Sie das Modelbusiness geprägt und wovon profitieren Sie heute noch?
Ich war relativ jung. Mit 19 Jahren war ich bereits öffentlich exponiert und musste funktionieren. Ich hatte viel mit Bewertung und Ablehnung zu tun. Ich musste lernen, mich davon abzugrenzen. Außerdem musste ich mich immer wieder auf neue Situationen einstellen. Man lebt als Model auch mit der Unsicherheit, was morgen ist. Dadurch habe ich Resilienz aufgebaut. Heute kann mich nichts mehr so schnell erschüttern. Meine Selbstbestimmtheit schätze ich, besonders als Unternehmerin. Als Model haben immer andere entschieden, ob ich gut genug für sie bin.

Wie wichtig ist es, einen Sinn in seiner Arbeit zu verfolgen?
Ich komme aus einer Familie, die nicht diese Freiheit hatte zu wählen. Aber es gibt einem sehr viel zurück, wenn man etwas tut, das einem höheren Zweck dient. Das kann auch in der Freizeit passieren. Es ist eine sehr privilegierte Situation, wenn man etwas Sinnstiftendes tun und seinem Herzen folgen kann. Einen Sinn zu haben, ist daher eine schöne Motivation, um einer Tätigkeit nachzugehen, die sehr viel Lebenszeit beansprucht.

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