„Krone“-Interview

Jethro Tull: „Kämpfe gegen eigene Vorurteile an“

Burgenland
20.04.2023 09:00

Seit mehr als 50 Jahren steuert der gebürtige Schotte Ian Anderson sein Lebensprojekt Jethro Tull erbarmungslos durch alle Höhen und Tiefen der Prog-Rock-Historie. Der Erfinder der Querflöte in der Rockmusik ist auch mit 75 noch kreativ und motiviert wie eh und je, was nicht zuletzt das brandneue Album „RökFlöte“ zeigt, das er im Juli auch live beim Lovely Days in Eisenstadt präsentieren wird. Wir trafen Anderson zum entspannten Talk über Religionen, Political Correctness und seine Erfahrungen mit Vladimir Putin.

„Krone“: Ian, nur 15 Monate nach dem letzten Jethro-Tull-Album „The Zealot Gene“ veröffentlichst du dieser Tage „RökFlöte“. So schnell gab es seit den Jahren 1979 und 1980 nicht mehr zwei Alben von dir hintereinander. Hat die Kreativität derart über gesprudelt?
Ian Anderson:
Es wird noch schlimmer - ein drittes Album ist für Oktober 2024 geplant. Ich hatte die letzten Jahre viele Projekte. 2011 habe ich Martin Barre erzählt, dass ich ein neues Projekt plane, das zu „Thick As A Brick 2“ wurde. 2014 folgte „Homo Erraticus“, 2017 nahmen wir das Album „Jethro Tull - The String Quartets“ auf und gleich darauf startete ich daran, an einer Albumtrilogie zu arbeiten. Dann kam Corona und so wurde das Projekt aufgehalten, weil ich nicht mit anderen arbeiten konnte. Daneben brachte ich das Buch „Silent Singing“ heraus, wo alle Texte vorhanden sind, die ich je schrieb und dann stehen natürlich noch eine Biografie und diverse Boxsets an. Unter dem Banner Jethro Tull war „The Zealot Gene“ das erste Album seit langem. „Homo Erraticus“ hätte auch ein Tull-Album sein sollen, denn es waren dieselben Musiker beteiligt, die seit Jahren mit mir arbeiten - rückblickend hätte es also unter dem Bandnamen rauskommen sollen.

In „The Zealot Gene“ bist du ganz tief in biblische Sphären gerutscht, „RökFlöte“ befasst sich stärker mit der nordischen Sagenwelt und dem Paganismus. Hat das eine unweigerlich zum anderen geführt?
Seit ich ein Teenager bin, faszinieren mich die Religionen dieser Welt. Obwohl sie sich unterscheiden, scheinen sie in vielen Ländern durchaus ähnlich zu sein. Als menschliche Spezies verspüren wir den Drang zu huldigen, zu glauben und zu Göttern zu beten, die oft eine menschliche Gestalt haben. Der polytheistische Glaube geht bis zu den abrahamitischen Religionen zurück. Ich glaube persönlich nicht daran, finde ihn aber interessant. Wir Christen glauben an einen Gott und die katholische Kirche nimmt seit jeher viel Geld in die Hand, um ihn als einen alten, weisen Mann zu zeigen. Viele Künstler haben Gott als übermächtigen Menschen gezeichnet und das ist offensichtlich dumm. Der Islam verbietet es, Götter wie Mohammed abzubilden. Das respektiere ich und finde es besser. Im Judentum gibt es keine ikonografische Kunst, die mit der Religion zu tun hat. Das Christentum ist etwas sonderbar, weil wir an übermächtige Götter in Menschengestalt glauben, was wieder zurückgeht in die Antike und die alten Römer.

Als ich an „RökFlöte“ zu arbeiten begann, habe ich mich am Polytheismus gehalten. Der Glaube wanderte von Asien ins heutige Europa bis nach Skandinavien. Die Leute brauchen diese dargestellten übermächtigen Menschen als Götter, obwohl es totaler Unfug ist. Wir Menschen haben dieses Bild erfunden und klammern uns seit Ewigkeiten daran. Es fällt uns schwer, etwas ohne Gesicht und Körper anzunehmen, das spiritueller ist. Im Islam siehst du die Ursprünglichkeit einer Religion. Sie können den Glauben nicht zeichnen oder abbilden, weil das Verständnis über die menschliche Vorstellungskraft geht. Mittlerweile ist der Islam wahrscheinlich dominanter als das Christentum. Will man so einen Glauben aufrechterhalten, muss man viel regulieren und ordnen, weshalb der Islam in vielerlei Hinsicht falsch interpretiert wird. Die Taliban sind das beste Beispiel dafür. Eine furchtbare Ansammlung an Menschen, die den Islam so missverstehen, dass sie die Hälfte der iranischen Bevölkerung, speziell Frauen, unterdrücken. Man muss immer extrem vorsichtig sein, wenn man Religionen abstrahiert. Das Christentum ist eine Komfort-Religion, es erzählt eine Geschichte.

Andererseits gibt es im Katholizismus viel Leid. Es geht um Sünden und darum, sich davon zu befreien, während man unentwegt leidet und Buße tut …
Das Leid gehört zur Geschichte des Christentums, aber es wirkt so, als hätte das persönliche Leiden in dieser Religion einen besonderen Grund. Es scheint die Leute irgendwie zu schützen. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist - dieses Dreigestirn dominiert alles. Sie sind irgendwie dasselbe, haben aber unterschiedliche Verkörperungen. Es gibt eine kreative Kraft, einen einzigen Erschaffer, der immer anders heißt. Von dieser Kraft aus bilden sich die Avatare heraus, was wieder ziemlich dämlich ist. Ich bin kein Christ, aber ich unterstützte das Christentum. Es ist die Religion meines Landes und meiner Gesellschaft. Ich unterstütze den Glauben, aber ich eifere ihm nicht nach. Wenn man ein echter Christ sein will, braucht man den Glauben, der mir fehlt. Ein Glaube benötigt Gewissheit, aber ich glaube an Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten. Vor mehr als 2000 Jahren gab es einen rebellischen jüdischen Propheten namens Jesus von Nazareth. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihn gab. Aber Jesus Christus? Der Sohn Gottes? Da fühle ich mich nicht mehr ganz so wohl, auch wenn ich die Religion und ihr Narrativ unterstütze, weil sie positiv auf Menschen ausstrahlt. Nordische Religionen sind sehr bunt und dramatisch. Fast wie ein Film. Es ist schön, aber nichts für mich. Ich würde keiner paganen Ideologie folgen.

Aber die nordischen Glaubenssysteme und auch das Heidentum eignen sich perfekt für das Erzählen von Geschichten. Daraus bildeten sich mit dem Viking- und dem Pagan-Metal sogar zwei Sub-Genres, die unzählige Bands beinhalten.
Es gibt viele Heavy Metal- und Hardrock-Bands, die mit dem Paganismus zu identifizieren sind. Mir war von vornherein klar, dass ich dieses Album mit dem Gedanken schreibe, dass es drei bestimmte Haltungen zu nordischen Göttern gibt. Ein Standpunkt ist der Spaß, der durch die Narrative und die Buntheit entsteht. Die anderen sind Überleitungen von damals zur heutigen Gesellschaft. Grob gesagt drehen sich rund 40 Prozent der Texte um meine Beziehung mit der heutigen Welt, die sich aber gut in das nordische Konzept pressen lässt. Natürlich gibt es auch Drachen und Thorshämmer, aber es ist kein Fantasy-Album.

Verwendest du denn gerne religiöse Metaphern, um die Probleme und Gedanken der Gegenwart aus deinem Leben herauszustreichen?
Schon mein ganzes Leben versuche ich Love-Songs zu vermeiden. (lacht) Ich finde die meisten nicht gut und bin persönlich nicht daran interessiert, Songs über mich und meine Gefühle zu schreiben. Damit sind aber schon einmal 90 Prozent der Pop- und Rock-Texte der Musikgeschichte gestrichen. Es geht immer um Liebe, Wut, Leid, Depressionen oder Verlust. Ich kann mir nichts Uninteressanteres vorstellen, als einen Sänger, der mir von seinem Leben erzählt. In 150 bis 200 Wörtern wird die Rockgeschichte erzählt - wie langweilig. Wir Briten sind ein bisschen wie Österreicher und Skandinavier. Wir lachen nicht immer, wir küssen uns nicht dauernd oder umarmen uns - wir sind einfach keine Italiener und Spanier. Wenn meine Enkel kommen wollen, brauchen sie einen Termin. Wir Briten tendieren dazu, unterkühlt zu sein. Das einzige, was uns zum Auszucken bringt, ist Fußball oder der Stau beim Einsteigen in ein Flugzeug. Wir sind sehr introvertiert.

Unsere Emotionen zeigen wir meist in Liedern oder in der Kunst, deshalb mögen Italiener, Spanier oder Südamerikaner unsere Kultur so gerne. Shakespeare konnte sich gut ausdrücken, aber er war ein bisschen wie ich - er saß gerne herum und schrieb seine Dinge nieder, zeigte sonst wenig Emotionen. An diesem Stereotyp hängt viel Wahrheit. Ich will Songs aus Beobachtungen schreiben. Bob Dylan, Bruce Springsteen oder Folk-Musiker Roy Harper schreiben auch so. Sie schrieben über Dinge und Beobachtungen und nicht über ihre Emotionen. Wenn ich die Musik mit einem Bild vergleiche, dann male ich keine Porträts und Close-Ups, aber auch keine Landschaften, sondern Menschen in Landschaften. Ich beobachte sie und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Es gab auch ein paar Love-Songs in meinem Leben. Ebenso gab es Ich-bezogene Songs. Wenn ich in der ersten Person singe, vermittelt das eine Autorität. Es ist direkter, als wenn ich „er“ oder „sie“ schreibe, doch trotzdem spiele ich nur.

Das Ich in deinen Songs ist also kein richtiges Ich - sondern strenggenommen geschauspielert?
Ich übernehme immer einen bestimmten Charakter. Oft sind diese Charaktere furchtbar und böse. Als Musiker, Schreiber und Sänger ist das aber auch okay. Mein Schwiegersohn Andy Lincoln spielt Rick Grimes in „The Walking Dead“. Eine Zombies ermordende, zwielichtige, böse Person. Aber im echten Leben ist er der netteste Mensch der Welt. Genau so funktionieren auch meine „Ichs“ in meinen Songs.

Die Kunst räumt einem diese Freiheiten ein, doch die Political Correctness kämpft dagegen an und hat viel Diskurs freigeräumt, der zu diesem Thema stattfindet. Bist du persönlich davon betroffen?
Ich wurde schon mal gecancelt, weil ich „er“ oder „sie“ als Personenbeschreibung verwendete, doch ein plurales Pronomen geht sich für mich einfach nicht aus. Wenn man über nicht-binäre Menschen oder Transgender spricht, geht man auf Glasscheiben. Ich verstehe diese Leute natürlich, aber man muss furchtbar aufpassen. Wir hatten einen Keyboarder namens David Palmer, früher der Inbegriff der Männlichkeit. Er entschied sich in seinen 60ern dafür, zu Dee Palmer, einer Frau zu werden. Er ist heute 85 und sehr glücklich damit, das ist natürlich schön. Ich bin durch die Musik und die Kultur mit Schwarzen und Schwulen aufgewachsen. Ich habe Menschen immer akzeptiert, wie sie sind, bezweifle aber, ob man schon kleinen Kindern einreden muss, dass sie sich nicht zu einem Geschlecht deklarieren sollen. Als David sich dafür entschied, eine alte Frau zu werden, war mir klar, dass er es wirklich will, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er nach zwei Drittel seines Lebens wirklich die Frau werden würde, die er sein möchte. Es hat sich aber alles so gefügt, wie es sein sollte und Dee ist so glücklich wie ich, die Jethro-Tull-Fans und alle anderen. Ich überlege mir beim Texten mittlerweile öfters, ob ich etwas Falsches sage, weil ich jemandem auf die Füße steigen könnte. Es gibt Songs von früher, wo ich heute weiß, dass sie beleidigend waren und nicht hätten sein müssen.

Hast du ein bestimmtes Beispiel dafür?
„Fat Man“ aus dem Jahr 1969. Die Amerikaner glaubten, es wäre eine Referenz an die Atombombe, die auf Nagasaki geworfen wurde, aber das stimmt nicht. Den Song habe ich nicht aus Bosheit geschrieben, denn im Text gibt es die Zeile „the fat man will win“. Ich habe mich aber über jemanden lustig gemacht, der schwer übergewichtig war. Die Storyline spiegelt ein absurdes Szenario wider, weil der Typ darin überlegen ist. Ich kann aber verstehen, dass so eine Nummer nach heutigen Ansichten nicht mehr funktioniert. Manchmal hätte ich Lust, ihn zu spielen, aber das letzte Mal ist schon ca. 15 Jahre her. Es ist halt ein Witz gegen politische Korrektheit, aber ich lasse ihn lieber weg. Es gab noch ein paar andere Songs, bei denen sich manche unwohl fühlen könnten. Aber in der Musik schlüpfst du in Charaktere und erzählst Geschichten, die nicht immer deinen Ansichten und der Wahrheit entsprechen. Es ist alles nicht so einfach heutzutage.

Selbst wenn du einen Charakter erfindest oder in einen schlüpfst, kann das von außen immer falsch oder anders wahrgenommen werden. Eigentlich gibt es dafür keine endgültige und zufriedenstellende Lösung.
Ich will mein Leben nicht damit verbringen, dass ich mich laufend bei Menschen entschuldige, die meine künstlerischen Narrative oder Witze nicht verstehen. Selbst wenn ich in der ersten Person singe, werden die Leute wütend und interpretieren Dinge hinein, die es nicht gibt. Ich will mich nicht immer erklären und akzeptiere einfach, wie die Welt sich heute dreht.

Auch der Weg der Religionen kann ein sehr rutschiger sein. Könntest du dir vorstellen, ein Album über den Islam zu schreiben?
Ich glaube nicht. Man kann sich gut über das Christentum lustig machen, weil es eine schöne Geschichte ist und die Menschen dazu einlädt, mitzumachen. Das ist beim Islam und auch beim Judentum nicht möglich, denn dort gibt es religiöse Eiferer ohne Humor, die nach Rache und Gewalt dürsten. In Amerika haben die Leute 1971 „Aqualung“-Alben verbrannt, weil sie dachten, ich würde dem Antichristen huldigen oder Gott beschimpfen. Es war mir ziemlich egal, aber es wollte mich deshalb auch keiner erschießen. Mit dem Islam ginge das nicht. Ich könnte natürlich darüber schreiben, aber das Problem ist dann immer, dass die Bedeutungsebene schwankt und man zu schnell in ein ernsthaftes Zielfeuer gerät. Möglicherweise wäre ich nach Salman Rushdie der nächste auf deren Anschlagsliste. Im Judentum ist die Linie zum Antisemitismus zu dünn, deshalb lasse ich lieber die Finger davon. Ich habe großen Respekt vor dem Prototyp, der Essenz dieser abrahamitischen Religionen, die es lange vor Jesus und dem Christentum gab.

Nordische Religionen sind ein bisschen wie Disneyland, aber wie gesagt vermische ich die Texte mit der modernen Realität. „Hammer On Hammer“ ist die nordische Version von Kriegstreibern. Im Song geht es um Donnergott Thor, aber in meinem Kopf spukt Vladimir Putin herum. Jemand, der machtbesessen ist und diese Macht unbedingt durchsetzen möchte - koste es, was es wolle. Es gibt ein Bild von mir mit dem ehemaligen Bürgermeister von St. Petersburg, Anatoli Sobtschak, und Putin ist im Hintergrund zu sehen. Sobtschak galt immer als Putins Ziehvater und Putin hat geduldig auf seine Zeit gewartet. Das passierte 1992 bei einem Kulturfestival in Russland. Es ist einfach, Putin mit dem imaginären Gott des Krieges zu vergleichen. Die Erzählungen der nordischen Religionen vermischen sich mit dem Grauen der Realität. Putin war immer ein kleiner Junge, der mächtig werden sollte. Die Geschichte ist voll damit, es gibt ja nicht umsonst den Napoleon-Komplex. Viele Vergleiche auf meinem Album sind lustig und humoristisch, andere sind ernsthafter und seriöser.

„Cornucopia“ etwa hätte ich als Song verstanden, der die Umtriebe der modernen Gesellschaft im Mantel der nordischen Sagenwelt kritisiert.
Ich singe am Ende des Songs ein bisschen sexualisiert darüber, dass die Frau eines Bauern auf den Feldern weit draußen am Land ein folgenschweres Techtelmechtel hat. Das ist ein eher lustiger Song. Es geht doppeldeutig ein bisschen um die Fruchtbarkeit des Landes, aber auch jene des Menschen, die mit sexueller Energie einhergeht. Der Song wirkt für die Menschen sicher ein bisschen obskur, aber im Booklet des Albums kann man sich durch Notizen genauer damit auseinandersetzen. Ich analysiere nicht so viel, wenn ich schreibe, sondern lasse es fließen. Erst danach schaue ich genauer darauf und versuche einen Sinn und Zusammenhänge zu erkennen. Da kann es passieren, dass ich Dinge leicht verändern oder auch ein bisschen erklären muss. Ich will einfach mehr Begriffe verwenden als die ca. 200, die in englischer Sprache in Songs verwendet werden.

Nicht so wie Chris Martin von Coldplay?
(lacht) Er ist ein netter Typ und kam zur Hochzeit meiner Tochter, ich mag ihn wirklich gerne. Er ist ein großartiger Pop-Sänger und Pop-Songwriter. Ein bisschen wie Ed Sheeran. Ich habe großen Respekt vor den gesanglichen Fähigkeiten und davor, wie sie einfache Themen kompakt aneinanderreihen können, aber sie legen die Latte nicht hoch, wenn es um Innovation geht. Ganz persönlich berührt mich diese Musik nicht, sie klingt mir zu anschmeichelnd. Ich muss manchmal aber auch gegen meine eigenen Vorurteile ankämpfen. Greg Lake schrieb den legendären Weihnachtssong „I Believe In Father Christmas“, den ich anfangs hasste. Seine Frau fragte mich, ob ich darauf nicht einen Flötenpart spielen könnte, weil Greg zu nervös war, mich selbst zu fragen. Ich haderte mit mir, weil ich den Song nicht interessant fand. Ich habe ihn mir dann aber genauer angehört, die Texte analysiert und kam zum Schluss, dass er wirklich gut war. Es geht um die Ernüchterung des Kindes, das sich allein und im Stich gelassen fühlt, aber am Ende war die Botschaft positiv: was wir aus Weihnachten machen, das bekommen wir. Es liegt an uns. Als Greg unheilbar an Bauchspeichelkrebs erkrankte, spielten wir noch ein paar Kirchenshows, was für mich sehr emotional war. Wir wurden gute Freunde und noch heute singe ich sein Lied bei meinen Weihnachtskonzerten, um ihn damit zu ehren. Ich fühle mich schuldig, dass ich anfangs nicht genau hinhörte, sondern gleich negativ vom Leder zog. Wir alle sind nicht gefeit vor diesen Fehlern.

Bist der flötenspielende Teufel auf dem Cover-Artwork von „RökFlöte“ eigentlich du?
Auch das ist wieder mit Humor verknüpft. 1972 haben wir auf der Compilation „Living In The Past“ das erste Mal den flötenspielenden Teufel auf einem Artwork verwendet. Das Motiv kam dann auf Poser und wurde ein bisschen symbolisch für die Band. Über die Jahre haben wir es für Konzertkarten oder Programmhefte verwendet und jetzt wollte ich damit einen Kreis schließen. Es ging auch um die berühmten Steinritzungen, die man von nordischen Ländern kennt. Ich wollte das Logo und das Cover in dieser Art haben und habe ein paar Skizzen angefertigt. Mein Sohn James hat diesen Ideen dann eine grafische Umsetzung verschafft und Thomas Eberhart in Berlin hat sie verfeinert. Die fotografischen Backgrounds kommen direkt aus meinem Garten. Wir haben lange überlegt, ob wir der Figur einen Penis verpassen und im Endeffekt ist er sehr klein geraten. (lacht) Auf „J-Tull Dot Com“ hatte ich auch schon mal einen Penis am Cover, aber das war eine Statue aus meinem Garten. Es gab natürlich Diskussionen mit der Plattenfirma, aber niemanden fiel es auf, niemand regte sich darüber auf. Man kann vulgär und aufmerksamkeitsgeil mit solchen Dingen umgehen, oder künstlerisch und spielerisch. Das ist der kleine, aber feine Unterschied.

Kannst du denn schon mehr über das nächste Album sagen, das du dann im Oktober 2024 veröffentlichen möchtest?
Ich habe das komplette Szenario dafür geschrieben - und zwar am 1. Jänner, dem Tag, an dem ich jedes Jahr ein ganz neues Projekt beginne. Ich habe aber erst einen Teil der Texte geschrieben, weil „RökFlöte“, die Promotion dafür und auch die vielen Livekonzerte noch sehr viel Zeit beanspruchen. Deshalb dauert es auch noch so lange bis zum nächsten Werk. Ich hoffe, dass die Leute wieder denken, dass ich etwas ganz Neues ausprobiert habe und das auch so annehmen. Ich hasse es zu viel über Dinge zu reden, die noch zu sehr in der Luft schweben. Erst wenn das Artwork steht, das Album gemastert ist und die Presswerke anlaufen, kann ich mich darauf einstellen, darüber zu reden. Es ist immer ein Prozess des Fortschritts. Bis wir wirklich das Vinyl drucken, kann immer noch viel passieren. Für „RökFlöte“ haben wir sehr viele erste Eindrücke und erste Spuren auf dem Album gelassen, weil sie unmittelbarer und ehrlicher klingen. Diesen Weg verfolgen wir jedenfalls weiter.

Headliner beim Lovely Days Festival
Am 8. Juli spielen Jethro Tull ihr neues Album und alle großen Hits als Headliner beim Lovely Days Festival in Eisenstadt. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten und alle weiteren Infos zum sommerlichen Festivalhighlight im Schlosspark Esterházy.

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