Kein Wissen über Krieg
Spanierin 500 Tage völlig isoliert unter der Erde
500 Tage völlig isoliert und alleine - und das 70 Meter tief unter der Erde: Was für die meisten Menschen wohl Folter wäre, hat sich die Spanierin Beatriz Flamini freiwillig ausgesucht. In dieser Zeit sind der 50-Jährigen doch auch viele Entwicklungen entgangen. So hat sie erst am Freitag erfahren, dass in der Ukraine seit mehr als einem Jahr ein Krieg tobt ...
Die Höhle, die für mehr als ein Jahr das Zuhause der Spanierin war, befindet sich in der südspanischen Provinz Granada. Am Freitag um 9.07 Uhr kletterte sie mit einem breiten Lächeln und unter großem Medienrummel aus dem Loch.
„Wenn ihr es erlaubt, gehe ich erst einmal duschen“
„Ich werde euch schon erzählen, wie es da unten war. Aber wenn ihr es erlaubt, gehe ich jetzt erst einmal duschen, denn ich habe seit eineinhalb Jahren kein Wasser mehr angerührt“, sagte sie laut lachend vor den Kameras des staatlichen TV-Senders RTVE und anderer Medien, die stundenlang live aus der Costa Tropical in Granada berichteten.
Erfahrung unter Tage war „nicht zu übertreffen“
Flamini, laut Medien eine „Elitesportlerin“, machte gesundheitlich und emotional einen guten Eindruck, obwohl sie zunächst etwas Schwierigkeiten hatte, das Gleichgewicht zu halten, wie sie einräumte. Entgegen der Empfehlung nahm sie bei strahlendem Sonnenschein nicht nur den Schutzhelm, sondern auch die dunkle Brille ab. In ihrem ersten kurzen Statement bezeichnete sie die Erfahrung als „ausgezeichnet, nicht zu übertreffen, nicht zu übertreffen!“
Projekt wurde von Forschern begleitet
Das auf Video festgehaltene Projekt „Timecave“ wurde von Forschern verschiedener Disziplinen der Universitäten Granada und Almeria geleitet und begleitet. Nach ihren Angaben hatte Flamini seit Beginn des Experiments im November 2021 überhaupt keinen Kontakt zur Außenwelt. Sie hatte unter anderem keine Uhr und kein Telefon. Sie verfügte über Strom und einen Laptop, mit dem sie zwar Informationen an die Außenwelt senden, aber nicht empfangen habe können.
Nach Angaben der spanischen Forscher hat Flamini den „Weltrekord“ der Italienerin Christine Lanzoni gebrochen, die 2007 genau 269 Tage in einer Höhle verbracht habe. Das Experiment löste in Spanien großes Aufsehen aus - und auch Stolz. Der Minister für Industrie, Handel und Tourismus, Hector Gomez, würdigte etwa den Mut der Frau.
Das Experiment war aber keineswegs nur eine „Mutprobe“. Die Forscher wollen die Auswirkungen der vollkommenen Isolation untersuchen und unter anderem ermitteln, ob diese zu neuropsychologischen und kognitiven Veränderungen geführt hat. Es soll auch eine Doku geben.
Doch wie war das Leben in der dunklen Höhle? Flamini hatte den Angaben zufolge dort ein Zelt. Das Team versorgte sie regelmäßig mit (insgesamt eineinhalb) Tonnen Lebensmitteln, Wasser, Kaffee und sonstigem Material, das in einer „Sicherheitszone“ hinterlassen wurde. Diese Zone wurde per Kamera rund um die Uhr überwacht. Flamini musste aus Sicherheitsgründen dort regelmäßig vorbeischauen, „damit wir sicher sein konnten, dass es ihr gut geht“ erklärte der Höhlenforscher Paco Morales.
Es gab auch schwere Tage: „Will die ganze Zeit weinen“
In der Einsamkeit habe die Abenteurerin viel philosophiert, erzählte der Höhlenforscher. „Sie hat uns Videos geschickt, 60 Bücher gelesen. Sie hat Gedichte und Erzählungen geschrieben.“ Natürlich habe es auch schwere Momente gegeben. Auf einem der veröffentlichten Videos ist etwa zu sehen, wie Flamini die Hände verzweifelt vors Gesicht schlägt und sagt: „Was für ein furchtbarer Tag. Ich will nur die ganze Zeit weinen.“
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