Von der Mama gelernt?

Bärin, die Jogger tötete, ist „Brunos“ Schwester

Ausland
12.04.2023 19:01

Noch immer diskutiert man in Italien das weitere Vorgehen, nachdem eine Bärin im Trentino einen Jogger getötet hatte. Die mittlerweile identifizierte Bärin, die inzwischen zum Abschuss freigegeben wurde, ist keine Unbekannte - schon ihr Bruder „Bruno“ alias „JJ1“ brachte es zu trauriger Berühmtheit ...

Die Geschichte von Problembär „Bruno“, der im Sommer 2006 von Italien aus über Tirol bis nach Bayern wanderte und dort immer wieder Haus- und Nutztiere schlug, Bienenstöcke plünderte und keinerlei Scheu vor dem Menschen zeigte, ist wohl vielen noch gut in Erinnerung. Nachdem zahlreiche von der Öffentlichkeit teils belächelte Einfangversuche fehlgeschlagen waren, wurde der Bär am 26. Juni 2006 in Bayern erschossen.

Auch Bruder „JJ3“ erschossen
Nur zwei Jahre später ereilte seinen Bruder „JJ3“ dasselbe Schicksal. Der Braunbär hatte keinerlei Scheu vor dem Menschen gezeigt und mehrfach Müllcontainer in Siedlungen geplündert. Mehrere Versuche, ihn zu verscheuchen, schlugen fehl. Er wurde im April 2008 in der Schweiz erlegt. „Brunos“ zweiter jüngerer Bruder „JJ2“ war ebenfalls in der Schweiz unterwegs, gilt aber seit 2005 als verschwunden. 

Auch der Bruder von „Bruno“ und „Gaia“, „JJ3“ (hier narkotisiert im August 2007), wurde im April 2008 erschossen, nachdem er sich wochenlang seine Nahrung systematisch in Siedlungen gesucht und trotz wiederholter Vergrämungsaktionen überhaupt keine Scheu mehr gezeigt hatte. (Bild: APA/dpa/Keystone/A9999 Db)
Auch der Bruder von „Bruno“ und „Gaia“, „JJ3“ (hier narkotisiert im August 2007), wurde im April 2008 erschossen, nachdem er sich wochenlang seine Nahrung systematisch in Siedlungen gesucht und trotz wiederholter Vergrämungsaktionen überhaupt keine Scheu mehr gezeigt hatte.
Weder Lebendfallen noch finnische Bärenhunde konnten „Bruno“ dingfest machen. (Bild: APA/Robert Parigger)
Weder Lebendfallen noch finnische Bärenhunde konnten „Bruno“ dingfest machen.

Bärenschwester „Gaia“, auch bekannt als „JJ4“, sorgt nun für Schlagzeilen. Sie war bereits vor Jahren als „Problembärin“ eingestuft worden, nachdem sie im Juni 2020 zwei Männer - Vater und Sohn - auf dem Berg Peller in der nördlichen Brentagruppe angegriffen und verletzt hatte. Nach der tödlichen Attacke auf den 26 Jahre alten Jogger Andrea Papi wurde die Bärin nun zum Abschuss freigegeben, Tierschützer protestierten heftig.

Von der Bärenmama gelernt
Dass die Bärenpopulation in Mitteleuropa immer wieder Gegenstand von Diskussionen ist, ist nicht neu. Doch möglicherweise könnte es tatsächlich in diesem speziellen Fall mit den Familienbanden zu tun haben, dass die großen Beutegreifer keine Scheu und sogar Aggression gegenüber dem Menschen zeigen. Alle fünf Bärengeschwister stammen von Mutter „Jurka“ ab. Sie war seinerzeit eine der ersten Bären, die für das Projekt „Life Ursus“ im Trentino ausgewildert wurden.

Kurz nachdem „Bruno“ alias „JJ1“ in Bayern erschossen wurde, errichteten Bärenfans an der Stelle eine Gedenkstelle. (Bild: dpa/A9999 Andreas Leder)
Kurz nachdem „Bruno“ alias „JJ1“ in Bayern erschossen wurde, errichteten Bärenfans an der Stelle eine Gedenkstelle.

„Jurka“, die ursprünglich aus Slowenien stammte, und ihr erster Sohn „Bruno“ wurden damals angefüttert, um sie daran zu hindern, das vorgesehene Gebiet zu verlassen. Allerdings verloren sowohl Mutter als auch Sohn dadurch die natürliche Scheu vor dem Menschen - vielmehr assoziierten sie die Zweibeiner mit Nahrung.

Ein Verhalten, das zumindest zwei ihrer Kinder das Leben kostete. Der jüngste Sohn „JJ5“ starb bei einer veterinärmedizinischen Untersuchung an den Folgen der Narkose. Die Braunbärin lebt heute im Wolf- und Bärenpark Schwarzwald in Deutschland. Dort versucht man, ihre Geschichte aufzuarbeiten und zu erzählen - „Jurka“ hat dort sogar eine eigene Kolumne.

Wildtiere als Zankapfel und Politikum
Die Bären im Trentino bleiben weiterhin Zankapfel und Politikum. Zum einen fürchten manche die Gefahr für den Menschen - immerhin erreichen die Braunbären ein stattliches Gewicht von bis zu 350 Kilogramm. Die weit lautere Stimme sind dagegen die Halter von Nutztieren, an deren Bestand sich die Raubtiere immer wieder vergreifen. Denn eine Schafherde auf einer eingezäunten Weide stellt nun einmal eine leichtere Beute dar als flinke Rehe im Wald. Zumal die Allesfresser so gut wie nie gesunden Tieren nachstellen, vielmehr bevorzugen sie krankes oder verletztes Wild sowie Aas.

Ob „Gaia“, die Bärin, die Andrea Papi tödlich verletzte, ihre natürliche Lebenserwartung von etwa 20 Jahren erreichen wird, wird sich zeigen. Doch solange sich die großen Beutegreifer wie Bär, Wolf und Luchs mit den Menschen den Wald teilen, wird es wohl weitere Vorfälle geben.

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