Musikroman aus OÖ

Eine Parabel auf die Liebe zum echten Rock‘n‘Roll

Musik
02.04.2023 09:00

In seinem dritten Roman verfolgt der Oberösterreicher Claus Dieter Schneider zwei Möchtegern-Rockstars auf dem Weg, zur weltgrößten Band der frühen 90er-Jahre zu werden. In den Weg stellen sich ihnen Frauen, zerplatzte Träume und vor allem sie selbst. Doch mit viel Humor und Leidenschaft lässt sich jede Krise durchtauchen.

(Bild: kmm)

Es liegt mit Sicherheit an der Profession des Autors, dass die Liebe zur Musik und der stete Wunsch danach, Rockstar zu werden, die treibenden Kräfte seines dritten Buches „Blauer Himmel über blondem Haar“ sind. Der heute 50-jährige Claus Dieter Schneider, geboren in Vöcklabruck, wohnhaft in Linz, ist profunder Buchautor und Musikredakteur des ORF-Landesstudios in Oberösterreich. Als solcher hat er nicht nur überbordende Erfahrung mit Rockmusik, sondern auch das Glück, sich beruflich öfters tief in die Höhle des Rock-Löwen gewagt haben zu dürfen. Für sein Drittwerk hat er sich zweifellos von seiner eigenen Telecaster-Gitarre inspirieren lassen und tastet sich inhaltlich ins Jahr 1991 vor.

Revolution der Musik
Dort versucht der selbsternannte Rockstar und leidenschaftliche Musikfanatiker Silvester Phaser nicht nur zum großen Durchbruch zu kommen, sondern die Rockgeschichte für immer zu verändern. Helfen soll ihm dabei seine bunt zusammengewürfelte Band namens „Bad Knives“, ein über alle Galaxien hinausragendes Selbstvertrauen und nicht zuletzt eine Zufallsbekanntschaft mit dem sensiblen Sänger Duncan, der sich anfangs noch mit Silvesters platten Texten plagt, langsam aber sicher aber immer stärker in die rauschende Gedankenwelt seines lederjackentragenden Axtschwingers reinfindet. Vom fiktiven Ort Centropolis aus spannt sich eine teilweise wild schlagende Handlung hin zum großen Highlight, einem Band-Contest, bei dem ob der Zukunft der Möchtegern-Superstars entschieden wird.

Dazwischen liegen aber nicht nur abgewrackte Proben, bierselige Beisl-Nächte und geldlose Urlaubstrips in einem stotternden Wagen namens „Gloriette“, sondern auch die anfangs zart knospende, dann sich heftig fortsetzende Liebe zwischen Frontmann Duncan und der plötzlich auftauchenden Mary Lin. Die sorgt für genau jene Situation, die in der richtigen Welt zu unzähligen Dramen epischen Ausmaßes führte: die Entscheidung des Frontmannes zwischen ihr selbst und der Musik. Daraus entspannt sich eine humoristische, mit viel Augenzwinkern und Erfahrungsreichtum angereicherte Tour de Force, die zwischen Realem und Fiktivem, zwischen Wien und Periphäris, zwischen den „Phab Five“ und „Impresshionismus“ mäandert.

Passion über alles
Schneider spannt in seinem gelungenen Roman vor allem bei älteren Lesern eine schöne Brücke zwischen selbst erlebter Nostalgie und leichtfüßiger Themenspielerei. Zwischen den schrägsten Akkorden greifen auch die Mechanismen des Alltags wie Zahnräder ineinander und formen die erlebten Momente vielseitig, aber nie so, wie man sie erwartet. Dem Autor gelingt es nicht nur souverän, eine gewisse Sehnsucht nach der internetlosen Ära der richtigen Rockstars heraufzubeschwören, er vermengt auch geschickt ausufernde Jugendsünden mit paranoiden Angstzügen und exzessiven Rock’n’Roll-Klischees. Der Weg zum Rock-Olymp ist gepflastert mit Steinen und unüberwindbar scheinenden Hürden, doch die pure Passion für das nächste Riff oder das Hochdrehen des Verstärkers übersteigen jedweden Anflug der Vernunft oder Einordnung in gesellschaftlich akzeptierte Normen.

Das Rock’n’Roll-Märchen „Blauer Himmel über blondem Haar“ täuscht mit seinem Rosamunde-Pilcher-artigen Titel ein bisschen darüber hinweg, dass die Leidenschaft zur Musik direkt von der Feder des Schreibers in die Charaktere der Protagonisten überfloss und ein überraschend kurzweiliges Lesevergnügen gestaltet, dass nicht nur durch den gelungenen Spannungsbogen gebannt hält, sondern auch mit einem akkuraten Lektorat zu überzeugen weiß. Der Roman ist vielmehr eine Old-School-Parabel für Freundschaft und Leidenschaft und dafür, dass man seinen Weg gerade dann verfolgen muss, wenn andere stringent versuchen, einen davon abzubringen. Auch wenn manche Passagen etwas holprig wirken, leidet und fiebert man unweigerlich mit den Protagonisten mit. Ob es ein Happy End gibt? Lesen Sie selbst! Erhältlich im gut sortierten Buchhandel, im Verlag Bibliothek der Provinz und in den üblichen Online-Warenhäusern.

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