Enthalten Blausäure

Marillenkerne lassen sich mit Wasser entgiften

Wissenschaft
21.09.2011 16:11
Die Marillenmarmelade ist fertiggekocht, doch was macht man eigentlich mit den Kernen, die übrigbleiben? Kerne von Steinobst, konkret der innere Weichkern, gelten angesichts ihres hohen Blausäuregehalts als giftig und werden deshalb meist entsorgt. Doch die Kerne könnten ein wertvoller Rohstoff sein, betonten Wissenschaftler der Technischen Universität Wien am Mittwoch in einer Aussendung. Sie haben untersucht, wie sich die giftige Blausäure möglichst einfach und umweltschonend entfernen lässt.

Steinobstkerne sind nach Angaben der Wissenschaftler reich an Proteinen und Ballaststoffen und ließen sich als Futterzusatz oder als Rohstoff für die Nahrungsmittelindustrie nutzen. So würden Marillenkerne das Kirscharoma Benzaldehyd enthalten, das von vielen Produzenten dem entsprechenden künstlich hergestellten Aroma vorgezogen werde. Auch geröstete oder gesalzene Marillenkerne werden als Knabberei verkauft.

Allerdings sind Steinobstkerne mit Vorsicht zu genießen, warnt Ingrid Steiner vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien. Sie können genauso wie Bittermandeln Amygdalin enthalten, eine Substanz, die giftige Blausäure abspaltet. "Viele Leute glauben, wenn etwas in den Handel gelangt, dann kann man es bedenkenlos essen - doch so einfach ist das manchmal nicht", so Steiner, die bei ihren Untersuchungen immer wieder auf Weichkerne gestoßen ist, die falsch deklariert waren und keine Warnhinweise bezüglich ihres hohen Blausäuregehalts aufwiesen.

Wachauer Marille enthält weniger Blausäure
Auch wenn spezielle Züchtungen oder Sorten wie beispielsweise die Wachauer Marille vergleichsweise wenig dieses Giftstoffs enthalten, sind sie nicht gänzlich frei davon. Speziell bei Kindern sei Vorsicht geboten, bei Kleinkindern habe es schon Todesfälle gegeben, unterstreicht Steiner. Kinder sollten daher maximal drei Kerne zu sich nehmen – doch selbst dieser Hinweis fehlte auf den Produkten manchmal.

Ingrid Steiner und Anatol Desser untersuchten daher, wie sich die schädliche Blausäure möglichst einfach und umweltschonend aus den Kernen entfernen lässt. Rösten bringe nur sehr wenig, betonen die Wissenschaftler.

Entgiften mit Wasser
Das Auswaschen der Blausäure mit Wasser hingegen liefert außerordentlich gute Ergebnisse. Manchmal werden Weichkerne stundenlang mit fließendem Wasser gespült, was aber gar nicht nötig wäre: "Zweimal ein paar Stunden einweichen und dazwischen das Wasser wechseln bewirkt beinahe dieselbe Blausäure-Reduktion", berichtet Ingrid Steiner. Ihre Forschungsergebnisse könnten nun für Industrieunternehmen von großem Nutzen sein, die auf diese Weise wertvolle Substanzen aus den Kernen gewinnen wollen.

Technisch wäre die Entfernung der Blausäure aus Steinobstkernen also kein Problem. Wenn man allerdings nicht weiß, auf welche Weise die Kerne behandelt wurden und die Verpackung keine Angaben über Blausäure erkennen lässt, ist weiterhin Vorsicht geboten.

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