Bilanz aus den USA

Vor allem Arme und Trump-Wähler starben an Covid

Ausland
28.03.2023 09:57

Die Corona-Pandemie verschärfte ohnehin schon bestehende soziale und gesundheitliche Unterschiede in der Gesellschaft. Dies untermauert nun eine aktuelle Studie aus den USA: Im Jahr 2020 tötete Covid-19 dort die Armen und Benachteiligten, in einem erhöhten Maß auch die Trump-Wähler. Die ärmsten und sozial schwächsten Bundesstaaten wiesen Covid-19-Todesraten wie Peru oder Russland auf, zeigte eine Ende vergangener Woche im Fachblatt „Lancet“ publizierte Studie.

Gesundheit ist zu einem erheblichen Maß von sozialen Einflüssen abhängig, wie Thomas Bollyky (Council of Foreign Relations/Washington DC) und seine Co-Autoren in der bisher umfangreichsten Arbeit zur Aufarbeitung der Covid-19-Pandemie aufzeigen: „Obwohl die USA eine führende Rolle bei der Entwicklung von wirksamen Covid-19-Vakzinen gespielt und früh eine große Menge davon bereitgestellt hat, lagen die Vereinigten Staaten im internationalen Vergleich von Staaten und Regionen nur an 66. Stelle bei der Durchimpfungsrate“, heißt es in der Einleitung der Studie.

Die Wissenschaftler haben sich die Unterschiede bei Infektionen und Sterblichkeit infolge von Covid-19 je nach US-Bundesstaat, nach ethnischer Gruppe und sozialer Situation angesehen. Die sich daraus ergebenden Schwankungen waren enorm.

Ärmste Bundesstaaten auf Niveau Russlands
In der Beobachtungszeit von 1. Jänner 2020 bis 31. Juli 2022 zeigte sich für die USA insgesamt eine Covid-19-Sterblichkeit von 372 Todesfällen pro 100.000 Einwohnern. Dänemark wies hier beispielsweise eine Mortalität durch Covid-19 von 115 pro 100.000 Einwohnern auf, die Schweiz eine von 155/100.000, Deutschland berichtete von 170 Todesfällen durch SARS-CoV-2 je 100.000 Einwohner, wie die Autoren anführen.

In den USA kamen nur die US-Bundesstaaten Vermont (111 Covid-19-Todesfälle/100.000 Einwohner), Utah (157/100.000) und Washington (193/100.000) an die Zahlen der gut abschneidenden europäischen Staaten heran. Der ärmste US-Bundesstaat Mississippi war mit 551 Covid-19-Opfern pro 100.000 Einwohnern ähnlich schlecht wie Russland (537/100.000) oder Bulgarien (539/100.000). Nur Peru lag mit einer Covid-19-Mortalität von 631/100.000 noch deutlich höher.

Große Schwankungen auch in den USA
Im innerstaatlichen Vergleich der USA zeigten sich Unterschiede in den Covid-19-Sterblichkeitsraten bis um das Fünffache und mehr: Wurden die Daten standardisiert, das heißt nach Bevölkerung, Demografie etc. vergleichbar gemacht, hatte Hawaii mit 147 Covid-19-Todesfällen die geringste Mortalität, dann folgten New Hampshire (215/100.000) und Maine (218/100.000). An den letzten Stellen lagen hier der US-Bundesstaat New Mexico mit 521 Covid-19-Todesopfern pro 100.000 Einwohner, District of Columbia (Washington DC; 526/100.000 und Arizona (581/100.000).

„Erklärt, warum USA so arg zu kämpfen hatten“
„Was aus unserer Studie klar hervorgeht, ist, dass Covid-19 lokale Ungleichheit infolge ethnischer Zugehörigkeit, Unterschiede in der Gesundheitsversorgung und parteipolitische Aspekte (Republikaner, Demokraten; Anm.) erzeugt und eine ,Syndemie‘ erzeugt hat - eine Kombination an regionalen Faktoren, die zusammenwirken und die Krankheitslast dieser Pandemie sowie die Wahrscheinlichkeit schlechter Konsequenzen erhöhen.

Diese Kombination aus ethnischer Ungleichheit und politisch bedingten unterschiedlichen Strategien erklärt zu einem großen Teil, warum die USA so arg mit der Pandemie zu kämpfen hatten“, erklärte Erstautor Bollyky.

Trump-Fans besonders betroffen
Ein besserer Zugang zu hoch qualitativer Gesundheitsversorgung sorgte in den einzelnen Bundesstaaten für weniger Infektionen und Todesfälle. Der Anteil der öffentlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen pro Kopf hatte keinen signifikanten Effekt. Während die Frage, ob ein Republikaner oder ein Demokrat als Gouverneur an der Spitze eines Bundesstaates stand, keinen statistisch bedeutsamen Unterschied erkennen ließ, war es das Wahlverhalten der Bürger bei den US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 sehr wohl: Je höher der Stimmenanteil für Donald Trump, desto höher war auch die Covid-19-Mortalität.

Die Unterschiede waren statistisch signifikant. Trump hatte einerseits wirksame Maßnahmen verweigert, andererseits zeitweise skurrile Ratschläge, zum Beispiel das Malariamittel Hydroxychloroquin, propagiert.

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