Prozess um Falschgeld

Millionenbetrug im Stil von „Hütchenspielern“

Gericht
24.03.2023 14:30

Zwei Mitglieder eines europaweit agierenden Clans flogen in Österreich bei trickreichen Betrugsdelikten auf. Ihre Methoden, bei Geschäften echtes Geld gegen Falschgeld zu tauschen, waren filmreif. Doch nun geht es in Haft. 

Man sieht es den beiden angeklagten Italienern nicht an - die komplexen Trickbetrügereien, für die sie in Wien vor der Richterin sitzen. Das Duo ist Teil eines europaweit agierenden Clans. „Es wurden 1,2 Millionen Euro Falschgeld in Verkehr gesetzt“, sagt die Staatsanwältin und beschreibt mehrere Phasen der Deliktbegehung.

Komplexe Vorbereitung
Zuerst die Kontaktaufnahme mit Verkäufern und Unternehmern. Um seriös zu wirken, wurden dazu eigens Scheinidentitäten und Scheinwebsites kreiert, nicht zurückverfolgbare E-Mail-Adressen und Telefonnummern angelegt. Dann folgte der Vertrauensaufbau in teuren Restaurants und Hotels, wo die Täter großzügig Rechnungen und Spesen übernahmen.

Geldzählmaschine bestätigt Echtheit
Zuletzt die Deliktvollendung. Die sich laut Anklage beispielsweise so zutrug: Zwei Autos hätten für 160.000 Euro erworben werden sollen. Der Verkäufer überprüfte das übergebene Bargeld mit einer Geldzählmaschine und stellte die Echtheit fest. Doch in einem unbemerkten Moment tauschten die Betrüger den Geldkoffer gegen ein identes Behältnis mit gefälschten Banknoten aus, daheim flatterten Blüten entgegen.

Blitzschneller Tausch gegen Falschgeld
In einem weiteren Fall ging es um ein Bitcoin-Geschäft. Die Täter wollten eine größere Menge Bitcoins gegen Bargeld übertragen bekommen. Die Banknoten in der Höhe von 550.000 Euro wurden auf den Tisch gelegt und der Geschäftspartner bekam Gelegenheit, das Bargeld auf Echtheit zu überprüfen. Nachdem die Prüfung positiv ausgefallen war, erteilte das Opfer die Freigabe zur Übertragung von 9,8 Bitcoins. Und wieder gelang es den Betrügern, das zuvor überprüfte Bargeld gegen Falschgeld auszutauschen.

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Was man schon sagen muss: So ein System funktioniert ohne der Gier der Opfer nicht.

Anwalt Philipp Wolm

Opfer brachte sechs Goldbarren zur Vertragsunterzeichnung
Auch ein Geschäftsmann aus Oberösterreich fiel auf den Clan herein. Die Angeklagten bekundeten Interesse an Firmenanteilen, in einem Hotel in Verona (Italien) kam es zur Kontaktanbahnung. Mit eigens kreierten Websites erweckte man den Anschein, ein seriöser Geschäftspartner zu sein. Teil der Vereinbarung war, dass bei Vertragsunterzeichnung auch 250.000 Euro Provision in Gold übergeben werden sollten. Das Opfer brachte sechs Goldbarren, bekam im Gegenzug 500.000 Euro Anzahlung für die Firmenanteile. Nachdem das Geld gezählt war, legten es die Täter in einen braunen Koffer, der in weiterer Folge unbemerkt getauscht wurde.

Sieben Jahre Haft
Die Verhandlung ist nach reumütigen Geständnissen kurz: sieben Jahre Haft für den Erstangeklagten, 22 Monate für den jüngeren Mittäter. Verteidiger Philipp Wolm abschließend: „Mein Mandant hat heute die Hosen runtergelassen und ist vollinhaltlich geständig. Was man aber schon dazu sagen muss: So ein System funktioniert ohne der Gier der Opfer nicht.“

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