Folter-Lady

“Gadafis Henkerin” von libyschen Rebellen gefasst

Ausland
08.09.2011 11:56
"Vollstreckerin", "Teufelin" oder "Henkerin" Gadafis wurde sie genannt - nun ist Huda Ben Amir in Haft. Sie ist die meistgehasste Frau Libyens und schreckte vor keiner Grausamkeit zurück. Nach dem Ausbruch der Revolution konnte sie sich rechtzeitig verstecken, doch jetzt wurde sie in Tripolis von den Rebellen gefangen genommen. Auf sie wartet möglicherweise der Galgen.

27 Jahre lang war Huda Ben Amir im ganzen Land gefürchtet. Ihr Aufstieg in den engsten Kreis von Machthaber Muammar al-Gadafi hatte im Jahr 1984 begonnen: Während der im staatlichen Fernsehen übertragenen Hinrichtung eines 30-jährigen Dissidenten am Galgen trat sie aus der Menge hervor und hängte sich mit ihrem ganzen Körpergewicht an den wild strampelnden Verurteilten - bis dieser tot war. Damit beeindruckte sie Gadafi. 

"Sie wusste, dass Gadafi die Hinrichtung im Fernsehen verfolgt, und spekulierte darauf, seine Aufmerksamkeit zu erregen", sagt Ibrahim al-Shuwehdy, der Cousin des Hingerichteten, heute. Hamed al-Shuwehdy war 1984 nach dem Studium in den USA in seine Heimat zurückgekehrt und hatte Stimmung gegen das Regime gemacht. 

"Menschen müssen endlich aufwachen"
"Mein Cousin hatte nach seiner Rückkehr einen guten Job als Ingenieur am Flughafen, aber ihm gefiel nicht, was sich in Libyen abspielte. Er wollte Frieden, deshalb schloss er sich einer Gruppe von Regimegegnern an. Er sagte, die Menschen müssten endlich aufwachen", erzählt Ibrahim al-Shuwehdy. Eines Nachts sei sein Verwandter von der Geheimpolizei aus dem Schlaf gerissen und mitgenommen worden. Einige Monate später hing Hamed al-Shuwehdy im Sportstadion von Bengasi am Galgen.

Luxusvilla und gute Posten als Belohnung
Gadafi versorgte Ben Amir in der Folgezeit mit einer Luxusvilla und allerlei guten Posten. Sie wurde Bürgermeisterin von Bengasi, trat bei politischen Prozessen auf und soll persönlich bei Verhören und Folterungen munter mitgemacht haben. "Wir brauchen keine Gespräche, wir brauchen mehr Galgen", sollen mehrmals ihre Worte gewesen sein. Und weiter: "Es gibt keine Männer in Bengasi. Es gibt nur mich."

Bis März 2011 war Ben Amir Präsidentin des Arabischen Parlaments. Dann aber sprachen ihr die Abgeordneten das Misstrauen aus und ihr Abstieg begann. Schon kurz zuvor, beim Ausbruch der Revolution in Libyen, war ihr Haus eines der ersten, das die Aufständischen niederbrannten. Jetzt sitzt "Gadafis Henkerin" in einem Gefängnis nahe der Hauptstadt Tripolis ein. "Gott ist groß!", wird in den sozialen Netzwerken im Internet jubiliert. "Sie ist abgrundtief böse, sie genoss es, Unschuldige zu exekutieren, nur um Gadafi zu gefallen."

Facebook-Gemeinde will Ben Amirs Tod
Jalal al-Gallal, Sprecher des Übergangsrates, sagt, dass Ben Amir eine zentrale Figur bei der Unterdrückung der Libyer gewesen sei. Deshalb hoffe man, "dass sie vor Gericht gestellt wird, damit ein fairer Prozess stattfinden kann". Via Facebook äußern viele Libyer den Wunsch eines "kurzen Prozesses", sprich: Sie fordern ihren Tod.

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