Stunden vor Ankunft
Biden-Trip nach Kiew: Russen waren informiert
US-Präsident Joe Biden ist am Montag unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen zu einem Besuch in der Ukraine eingetroffen. Vor einer geplanten Reise nach Polen kam der Demokrat am Montag in die Hauptstadt Kiew - seine erste Visite in dem Land seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast genau einem Jahr. Russland wurde davon informiert - allerdings erst wenige Stunden vor Ankunft.
Wie genau Joe Biden, der mächtigste Staatsmann der Welt, in die gleichzeitig gefährlichste Hauptstadt Europas gereist ist, ist derzeit noch unklar. Er dürfte die letzte Etappe von Polen in die Ukraine mit dem Zug gefahren sein. Fest steht aber laut „Foreign Policy“, dass Russland mehrere Stunden vor Ankunft des US-Präsidenten von den Amerikanern selbst informiert wurde. Laut Experten, um Missverständnisse und mögliche Reaktionen der russischen Streitkräfte zu vermeiden.
Auch sei der Trip seit Monaten geplant worden, allerdings nur in einem sehr kleinen Kreis. Dass Biden dann tatsächlich nach Kiew reiste, sei allerdings erst am Freitag endgültig entschieden worden, schreibt die „New York Times“.
Biden und Selenskyj gedachten indes gemeinsam der ukrainischen Gefallenen. Während des Aufenthalts des US-Präsidenten in Kiew gab es Luftalarm, weil eine russische Mig-31 in Weißrussland aufgestiegen war.
In den vergangenen Wochen war bereits spekuliert worden, dass Biden seine Reise nach Polen mit einem Besuch in der Ukraine verbinden könnte. Das Weiße Haus hatte aber mehrfach erklärt, das sei nicht geplant. Hochrangige Reisen in Krisengebiete werden allerdings üblicherweise bis zum letzten Moment geheimgehalten.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie Minister aus anderen Ländern hatten die Ukraine in den vergangenen Monaten seit Kriegsbeginn bereits besucht - einige auch mehrfach. Auch aus den USA waren bereits mehrere Regierungsmitglieder dort, ebenso Bidens Ehefrau Jill. Als Präsident war Biden bisher noch nie in der Ukraine. Für ihn gelten generell deutlich höhere Sicherheitsanforderungen.
Neues Militärhilfe-Paket angekündigt
Biden kündigte in Kiew ein neues Paket an Militärhilfe für die Ukraine im Volumen von einer halben Milliarde Dollar (knapp 468 Millionen Euro) an. Es werde auch Munition für die Mehrfach-Raketenwerfer vom Typ HIMARS enthalten. Selenskyj sagte, er habe bei dem Treffen mit dem US-Präsidenten auch über eine Lieferung von Langstrecken-Raketen gesprochen.
Besuch mit hohem Symbolwert
Dass er seinen Besuch nun unmittelbar vor den ersten Jahrestag des Kriegsausbruches legte, hat hohen Symbolwert - als Zeichen der Unterstützung des wichtigsten und mächtigsten Verbündeten. In den vergangenen Monaten hatten die Amerikaner in rasanter Abfolge diverse Pakete mit Waffen und Munition in milliardenschwerem Umfang auf den Weg gebracht.
Biden und seine Regierung haben der Ukraine zugesichert, ihr auch langfristig beizustehen - solange es nötig sei. Dies hatte die US-Regierungszentrale auch als Kernbotschaft für Bidens Besuch in Polen ausgegeben. Nun überbrachte er diese persönlich in Kiew.
Meloni will ebenfalls nach Kiew reisen
Italiens Premierministerin Giorgia Meloni wird am Montagnachmittag in Warschau erwartet, wo sie mit dem polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki zusammentreffen wird. Danach soll sie nach Kiew weiterreisen, um sich dort mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu treffen, verlautete aus Regierungskreisen in Rom am Montag.
Die 46-jährige Meloni, die seit Oktober im Amt ist, hatte angekündigt, noch vor dem Jahrestag des Kriegsausbruchs am 24. Februar in die Ukraine zu reisen. „Mit Meloni hatte ich sehr gute Gespräche. Wir haben von Italien ein Unterstützungspaket erhalten und ich danke ihr sehr für ihre Position. Ich warte auf sie, ich weiß, dass sie kommen wird“, sagte Selenskyj im Interview mit dem Sender Rai1 am Sonntagabend.
Russischer Einmarsch jährt sich zum ersten Mal
Am 24. Februar jährt sich der russische Einmarsch in die Ukraine zum ersten Mal. Russland stürzte mit dem Angriff nicht nur die Ukraine in einen Krieg, sondern brachte auch die Weltordnung ins Wanken. Ein Ende des Krieges ist vorerst in weiter Ferne.
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