Viktor Wagner beschäftigt 1600 Raumpfleger. Die Branche leidet unter Personalnot. Mehr Gehalt gibt es aber nicht.
Die Branche für Gebäudereinigung ist bekannt für niedrige Löhne. Ein Unternehmer erklärt, warum er seinen Mitarbeitern - auch wenn er gern würde - nicht mehr zahlen kann.
„Krone": Sie leiten eine große Reinigungsfirma und kennen die Branche daher gut. Leidet das Geschäft unter der aktuellen Wirtschaftskrise?
Viktor Wagner: Im Gegenteil. Es kommen laufend Aufträge herein, was uns aber Sorgen bereitet, ist das fehlende Personal. Die ganze Branche hat großen Bedarf an Reinigungskräften, welche derzeit aber schwer zu finden sind. Wir könnten sofort 20 bis 30 Personen anstellen.
Woran liegt das?
Ein Grund könnte sein, dass in manchen Fällen der Nettoverdienst durch Sozialleistungen höher ist, als wenn man arbeiten geht. Der Anreiz, sich die Hände schmutzig zu machen - im wahrsten Sinne des Wortes - ist daher klarerweise gering.
Warum zahlen Sie ihren Mitarbeitern dann nicht einfach mehr?
Auch wenn ich es gerne würde, kann ich einer “normalen" Reinigungskraft keine Gehaltserhöhung geben. Das müsste ich unseren Kunden weiterverrechnen und dann sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig. Beim Management habe ich dagegen etwas mehr Spielraum.
Was sagen Sie zur Forderung nach einer Anhebung der Mindestsicherung?
Für unsere Branche wäre das fatal. Schon jetzt verlieren wir Mitarbeiter an die Sozialhilfe.
Was macht den Job so unattraktiv?
Ein großes Problem sind die Arbeitszeiten. Firmen brauchen Raumpfleger vor allem zu den Tagesrandzeiten, sprich frühmorgens und nach Büroschluss. Damit geht sich keine Vollzeitbeschäftigung aus. Wir haben aber gerade ein Pilotprojekt am Laufen, wo wir Tagesreinigung anbieten. Das ermöglicht den Putzkräften mehr Stunden und damit ein höheres Gehalt. Und besonders erfreulich: Sie können dann gemeinsam mit ihren Familien den Abend verbringen. Wir müssen den Job attraktiver machen, sonst können wir bald keine Aufträge mehr annehmen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.