Fehlt es an Treffsicherheit bei der Vorarlberger Wohnbeihilfe? Genau das wirft die Armutskonferenz der Vorarlberger Landesregierung vor.
Nicht nur bereits armutsgefährdete Menschen sind von der aktuellen Teuerungswelle betroffen, auch der sogenannte Mittelstand. Doch wer genau ist das eigentlich, fragt Michael Diettrich von der Armutskonferenz? Er ortet bei Politikern einen unscharfen Umgang mit dem Begriff Mittelschicht - und daraus resultierende fehlende Unterstützung.
Benachteiligung bei Wohnbeihilfe
So sei etwa die Wohnbeihilfe in Vorarlberg „eine ideale Möglichkeit“ zur gezielten Entlastung von Armutsgefährdeten und der unteren Mittelschicht, erklärt Diettrich. Diese wurde jüngst zwar angepasst, allerdings nicht ausreichend, meint der Armutsexperte: „Von der Landesregierung wurde verkündet, dass die Wohnbeihilfe nun bis in den Mittelstand Wirkung entfalte. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Nur bei den Einpersonen- und den Alleinerziehendenhaushalten liegen die Einkommensobergrenzen so hoch, dass auch Teile aus der unteren Mittelschicht anspruchsberechtigt sind.“ Für vollständige Familien mit Kindern und für Paare ohne Kinder sei das jedoch nicht der Fall.
Man muss davon ausgehen, dass das dem zuständigen Ressort in der Landesverwaltung nicht einmal aufgefallen ist.
Michael Diettrich, Sprecher der Armutskonferenz
Fehlt es an Verständnis für die Materie?
Die Gründe für dieses Missverhältnis sieht Diettrich in „willkürlichen“ Gewichtungen der einzelnen Haushaltsmitglieder bei der Berechnung der Einkommensobergrenzen. „Man muss davon ausgehen, dass das dem zuständigen Ressort in der Landesverwaltung nicht einmal aufgefallen ist, weil diesem schlicht das notwendige Know-how für Einkommenserhebungen und -verteilung fehlt“, vermutet der Sprecher der Armutskonferenz. Auch den Politikern im Landtag, selbst jenen, die eine Anhebung der Wohnbeihilfe gefordert haben, fehle es am Verständnis für die Materie. „Insgesamt ist das ein schönes Beispiel dafür, dass in der Politik zwar gerne von der Mittelschicht gesprochen wird, man aber oft gar nicht weiß, was darunter zu verstehen ist.“
Michael Diettrich hält daher eine Überarbeitung der Einkommensgrenzen für „dringend geboten“, um den Mittelstand tatsächlich zu entlasten. Also all jene Haushalte, die mit maximal 80 Prozent des mittleren Einkommens ihr Auslangen finden müssen.
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